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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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Ehevermittlungsinstitut, das ist ein Eheverhinderungsinstitut.« Vor Aufregung verschluckte er sich an seiner eigenen Spucke.
    Frau Schmelter wickelte den Riemen ihrer Krokohandtasche fest um ihr Handgelenk. »Aber wenn Sie doch wissen, dass dieser Mann es nicht ehrlich meint, warum vermitteln Sie ihn dann erst?«
    Beim Blick in ihre tränengefüllten Augen schwante Maribel endlich, was sie angerichtet hatte. »Frau Schmelter, es tut mir leid. Ich habe Mist geredet. Vergessen Sie es, bitte!« Doch leise schluchzend floh die Frau aus Maribels Büro.
    »Das werden Sie mir büßen, das schwöre ich Ihnen!« Wutentbrannt schüttelte Herr Nikolaus seine Faust direkt unter Maribels Nase. Dann machte er auf dem Absatz kehrt.
    »Mausi, warte!«
    Am Ende ihrer Nervenkraft ließ Maribel sich auf ihren Stuhl fallen. Als nur wenige Minuten später Frau Vita ins Zimmer rauschte, hing Maribel immer noch in derselben Haltung dort. Ihre Chefin zog ein Gesicht, als habe ihr jemand einen Dolch in den Rücken gestoßen.
    »Sagen Sie sofort, dass Herr Nikolaus lügt.« Es war unangenehm genug, dass sie dem Paar vor dem Haus quasi in die Arme gelaufen war. Die Geschichte jedoch, die Herr Nikolaus ihr vor Aufregung übersprudelnd auftischte, schrie zum Himmel.
    Für Maribel wäre es ein Leichtes gewesen, alles abzustreiten, Herrn Nikolaus für den Eklat verantwortlich zu machen. Doch mittlerweile hatte sie eine Art Kamikazestimmung ergriffen. Dieser Tag hatte mit einer Katastrophe begonnen und würde nun mit einer enden.
    »Herr Nikolaus sagt die Wahrheit. Ich fürchte, ich habe da etwas durcheinandergebracht.«
    »Durcheinandergebracht, nennen Sie das? Sie haben ihn denunziert. Vor seiner Verlobten. Er ist fest entschlossen, uns zu verklagen.«
    »Ich bringe das wieder in Ordnung. Ich entschuldige mich bei ihm.« Maribel stützte sich schwer auf die Tischplatte auf, als sie sich erhob.
    »Sie sind fristlos entlassen.«
    Ungläubig starrte Maribel ihre Chefin an. »Sie können mich nicht entlassen.«
    Frau Vita unterbrach sie scharf. »Für ein Institut wie das unsere ist Ihr Verhalten untragbar. Wenn Herr Nikolaus einen Prozess anstrebt und es sich herumspricht, kann ich schließen. Es tut mir leid. Unsere Wege trennen sich.«
    Maribel presste die Lippen fest aufeinander, um das Zittern ihrer Unterlippe zu unterdrücken. Es gab kein Argument, das sie vorbringen konnte. Ihr Verhalten war unentschuldbar, sie wusste es.
    Sie schaffte es, mit erhobenem Kopf hinüber in ihr Büro zu gehen. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Ihre Knie zitterten plötzlich so stark, dass sie befürchtete, im nächsten Moment zusammenzubrechen. Deshalb krallte sie ihre Finger tief in die Schreibtischkante und rang um Fassung.
    »Maribel, du bist stärker, als du glaubst.« Die Worte ihrer Mutter klangen ihr im Ohr. Weinen galt in ihrer Familie als Schwäche. Schicksalsschläge wurden mit Haltung ertragen. Maribel hatte ihre Mutter nie weinen gesehen. Nicht einmal an dem Tag, als sie erfuhr, dass sie an Magenkrebs sterben würde. Maribel war dreizehn Jahre alt, als sie dem Sarg ihrer Mutter folgte. Tränenlos.
    Unschlüssig zog Maribel ein paar Schulbaden auf. Viel gehörte ihr nicht. Sie reiste stets mit kleinem Gepäck. Nach dem Tod ihrer Mutter war sie unter den Verwandten herumgereicht worden. Bei jedem Umzug hatte sie Dinge zurücklassen müssen, an denen ihr Herz hing. So lange, bis Besitz ihr nichts mehr bedeutete.
    Maribel musste lächeln, als sie an ihre wunderschöne große Wohnung dachte. Ihr erster Versuch seit Langem, sich ein richtiges eigenes Nest zu schaffen.
    Maribel schüttelte es, als sie an Boris dachte. Ob er jetzt, in diesem Moment, ihr Geld von seinem Schweizer Konto abhob? Was ging dabei in ihm vor? Bereute er, was er ihr angetan hatte? Hatte er sie jemals wirklich geliebt?
    Vergiss nie, dass ich dich liebe.
    Plötzlich glaubte Maribel, seine Stimme zu hören. Sie schien von dem Kunstdruck zu kommen, der hinter ihrem Schreibtisch an der Wand hing.
    Mondaufgang am Meer hatte Caspar David Friedrich sein Gemälde genannt.
    »Dieses Bild ist zu düster für Ihr Büro«, hatte Elisabeth Vitas schnelles Urteil gelautet.
    »Es trifft exakt die Stimmung unserer Kunden. Noch liegt die Welt im Dunkeln, doch am Horizont zeigt sich bereits ein helles Licht. Die Hoffnung auf ein neues Glück.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Es gibt nichts Romantischeres.«
    »Wenn der erste Kunde sich beschwert, hängen Sie das Bild ab.«
    Maribel brummte grimmig, als

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