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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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wie er, nach ihren Küssen sehnte.
    Er begehrte sie, wollte sie berühren, sie lieben.
    »Ich hasse Sie!«
    Erkannte sie denn nicht, wie sehr sie ihn verletzte? Sie nahm einen Teil seiner Seele mit, als sie sich mit Abscheu von ihm abwandte und mit wehenden Röcken vor ihm davonlief.
    Mit der Hand wischte Friedrich sich über die Augen, als müsse er einen bösen Geist verscheuchen.
    Was war in ihn gefahren? Seit wann verführte ihn ein Weiberrock dazu, seine Pflicht zu vergessen? Agnes, seine angetraute Ehefrau, verdiente seine Respekt und seine Aufmerksamkeit. Er musste sich jeden Gedanken an Maribel aus dem Kopf schlagen. Auch er kannte Männer, denen es nichts ausmachte, ihre Frauen zu betrügen.
    Er zählte nicht dazu.
    *
    Maribel fühlte nichts als abgrundtiefe Enttäuschung. Sie hatte Friedrich vertraut und war fest davon ausgegangen, dass er den Weg und die Formel für ihre Rückkehr kannte. Friedrich selbst nahm ihr die Hoffnung mit wenigen Worten. Dank ihm fühlte sie sich wie eine Schiffbrüchige im Wellenmeer der Zeit.
    Grenzenlos einsam. Verloren.
    Während Maribel um ihre Fassung rang, wuchs in ihr allmählich die Erkenntnis, dass sie ihr Schicksal nicht länger passiv hinnehmen durfte. Ihr Leben in der Vergangenheit besaß keinerlei Zukunft, so paradox es sich auch anhörte. Friedrich war mit Agnes verheiratet, und so würde es auch bleiben. Wenn er sich tatsächlich nicht mehr daran erinnerte, was der Auslöser für ihre Zeitreise gewesen war, dann war es sicherer, selbst nach dem Zeittor zu suchen.
    Noch in dieser Nacht.
    Entschlossen verknotete sie das wollene Umschlagtuch vor dem Körper. Dann eilte sie die Stiege hinunter, vorbei an den Kühen, die zu der späten Stunde nur träge den Kopf hoben. Einen Moment lang blieb sie vor der geschlossenen Stallpforte stehen, um zu lauschen. Je länger ihre Flucht unentdeckt blieb, desto größer war ihre Chance, den Ort, an dem sie die Zeitschwelle überschritten hatte, auf eigene Faust zu finden.
    Sie verdrängte den Gedanken an einen Misserfolg.
    Sich vorsichtig in alle Richtungen umsehend, schlüpfte sie aus dem Stall. Von drüben aus dem Haus drang das vergnügte Kreischen der Frauen, die von ihren Tänzern alkoholselig etwas zu ausgelassen herumgewirbelt wurden. Niemand vermisste Maribel, niemand würde in absehbarer Zeit nach ihr suchen.
    Im Schutz der Dunkelheit lief Maribel davon, in die Richtung, in der sie ihre kleine Hausmeisterwohnung des einundzwanzigsten Jahrhunderts vermutete. Keine Sekunde zu früh. Sie hatte den hölzernen Zaun noch nicht erreicht, als hinter ihr die kleine Festtagsgesellschaft hinaus ins Freie strömte. Mit lauten Tröten und Rasseln begrüßten sie lärmend das neue Jahr.
    Maribel erschauerte.
    Prosit Neujahr.
    Was würde das Jahr ihr bringen?

XVI
    Das Silvesterfest hatte seinen Höhepunkt überschritten. Pflichtschuldig tanzte Friedrich mit jeder Frau, die auf dem Hof lebte. Mit Ausnahme von Agnes, die längst erschöpft in ihrem Bett schlief. Und mit Ausnahme von Maribel, die seit ihrem so unglücklich verlaufenen Gespräch nicht wieder aufgetaucht war. Enttäuscht wandte er sich zum Gehen. Insgeheim hatte er gehofft, das Mädchen wenigstens einige wenige Minuten in seinen Armen halten, sie zum Takt der Musik wiegen zu können.
    Es war ihm nicht vergönnt.
    Friedrich warf einen letzten Blick auf die Männer und Frauen, die in seinen Diensten standen und für die er verantwortlich war. Nicht alle würden in dieser Nacht allein zu Bett gehen. Er konnte nur hoffen, dass die Mädchen sich vor einer Schwangerschaft zu schützen wussten.
    Er wollte das Fest gerade verlassen, als ein Reiter den Hof erreichte. Ohne abzusteigen, überbrachte er Friedrich eine Nachricht, die ihn in Alarmstimmung versetzte.
    »General Blücher hat mit fünfzigtausend Mann bei Caub den Rhein überschritten. Die Befreiung der linksrheinischen Gebiete hat begonnen«, rief Wilhelm Hürtges, der Gemeindebote, schon von Weitem. Friedrich lief ihm entgegen.
    »Wann rechtet Ihr, erreichen uns seine Truppen?«
    Hürtges zuckte mit den Achseln. Sein Atem roch nach Branntwein. Wie alle anderen hatte ihn die Neuigkeit während der Silvesterfeier überrascht. »Allzu lange wird es nicht mehr dauern, schätze ich. Ihr solltet eure Vorkehrungen treffen.« Die Männer wechselten einen wissenden Blick.
    »Danke, dass Ihr mich verständigt habt. Hier!« Stillschweigend steckte Friedrich dem Mann ein kleines Päckchen zu, das dieser mit breitem Grinsen in seine

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