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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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Frauen wie sie gehörten zum Alltagsgeschäft der Beamtin. Sie waren Opfer ihrer eigenen Naivität und Gutgläubigkeit. Skrupellose Betrüger wie dieser Boris hatten da leichtes Spiel. »Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Kontoauszüge kontrolliert?«
    Diesmal benötigte Maribel bloß Sekunden, um zu begreifen. Mit zwei Schritten stand sie vor ihrem Schreibtisch aus Kiefernholz, auf dem sich ihr Laptop befand. Ein paar Tastengriffe später war sie online. Sie rief ihre Bankverbindung auf. Mit zittrigen Fingern gab sie das Passwort ein.
    Was sie sah, verschlug ihr den Atem. »Der Schuft hat mein Konto geplündert!« Wie hatte sie nur so blöd sein können, so unglaublich dämlich, einem Fremden ihr Passwort anzuvertrauen? Nur, weil er strahlend blaue Augen und das charmanteste Lächeln der Welt besaß.
    »Wie viel hat er Ihnen gestohlen?« Neben ihr blickte die Kriminalbeamtin auf den Bildschirm.
    »Alles. Einfach alles.« Ermattet ließ Maribel sich nach hinten in den Stuhl sinken. »Der Dispokredit ist so gut wie ausgeschöpft. Ich bin pleite.« Sie spürte die Hand der Beamtin mitfühlend auf ihrer Schulter.
    »Am besten erzählen Sie mir alles, was Sie über ihn wissen. Hat er Freunde? Wo hielt er sich in letzter Zeit am liebsten auf? Hat er eventuell Gewohnheiten, die uns auf seine Spur bringen könnten?«
    Dankbar nahm Maribel das Taschentuch, das die Frau ihr anbot. Sie schniefte hinein.

II
    »Sie kommen zu spät. Der Klient wartet schon.«
    Elisabeth Vita musterte Maribel kühl von Kopf bis Fuß. Die mittelbraunen, von Natur aus lockigen Haare ihrer Mitarbeiterin waren wie immer straff zu einem Knoten nach hinten gebunden. Das Make-up bestand nur aus Wimperntusche und wenig Lidschatten, ebenfalls wie immer. Doch die steingrauen Augen leuchtete nicht wie sonst, sondern wirkten matt und müde. Maribels Blick schien sich nach innen zu richten, während Elisabeths Worte an ihrem Bewusstsein vorbeirauschten.
    Elisabeth ärgerte sich darüber. Waren Respekt und Aufmerksamkeit nicht das Mindeste, was sie von ihren Mitarbeitern erwarten durfte? Reichte es nicht, dass Maribel sie stets aufs Neue mit ihrer einnehmenden Ausstrahlung provozierte?
    Mit ihren dreiundzwanzig Jahren war Maribel fast dreißig Jahre jünger als Elisabeth. Die Haut schimmerte wie helle Seide, nicht die Spur einer Falte. Mit ihrer wohlproportionierten Figur würde sie auch für jeden Modellwettbewerb eine Bereicherung abgeben. Obwohl Maribel im Institut stets klassisch geschnittene Kostüme trug, die mehr verbargen als offenlegten, schien jeder heiratswillige Mann, der seinen Fuß über die Schwelle setzte, nur eins im Sinn zu haben: Maribel zu einem Date zu verführen. Als ob es keine anderen Frauen auf der Welt gäbe.
    Gerade deshalb würde Maribel eine perfekte Nachfolgerin für sie abgeben. Elisabeth Vita erwog ernsthaft, ihr in nicht mehr allzu ferner Zukunft zunächst eine Partnerschaft anzubieten. Immer öfter sehnte sie sich danach, kürzer zu treten. Die vielen heiratswilligen, aber zum Teil auch schwierigen Kunden kosteten Substanz. Sie wurde alt.
    Und ausgerechnet heute kam Maribel Weber zu spät. Richard Pindall war ein neuer Kunde. Vermögend und daher wichtig. Er suchte das Institut mit der festen Absicht auf, die Frau fürs Leben zu finden, jedenfalls hatte er das durchblicken lassen, als er heute früh am Telefon dringend um einen Termin bat. Zwei bis drei Vermittlungen war er mit Sicherheit wert.
    »Entschuldigung.« Mehr wusste Maribel nicht zu sagen. Noch saß der Schock über das, was am Morgen geschehen war, zu tief. Außerdem würde Frau Vita es als Image schädigend betrachten, dass sich ihre beste Mitarbeiterin privat von einem Betrüger aufs Kreuz legen ließ. Dazu noch im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Wie lange wartet er schon?«, fragte Maribel mit Blick auf ihre verschlossene Bürotür.
    »Zu Ihrem Glück noch nicht zu lange.«
    Maribel nickte bloß. Die Hand bereits auf der Klinke, versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. Dann öffnete sie die Tür.
    »Maribel Weber. Ich hoffe, Sie haben nicht zu lange gewartet?« Nach außen souverän wie immer, reichte sie Pindall die Hand. Sie gab sich Mühe, ihre Überraschung zu verbergen.
    Der Mann, der sich zu ihrer Begrüßung erhob, machte auf sie nicht den Eindruck, als ob er die Dienste eines Ehevermittlungsinstituts benötigte. Sie schätzte sein Alter auf Ende dreißig. Sein dunkles Haar war an den Schläfen im Ansatz ergraut. Die scharf geschnittenen Gesichtszüge

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