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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Kent
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es mit dem französischen Soldaten getrieben hast, der mich im Keller bewacht hat.«
    Lisette wurde schlagartig weiß wie die Wand.
    »Bitte sag es nicht Heinrich. Er mag mich und will mich zur Frau nehmen. Er soll nicht schlecht über mich denken.« Plötzlich gab Lisette sich ganz kleinlaut.
    »Hängt ganz von dir selbst ab.« Maribel warf das Spülhandtuch auf den Tisch. Grußlos verließ sie das Zimmer. Sie überlegte, ob sie sich Lisette gegenüber schuldig fühlen musste, weil sie ihr Wissen benutzte, um sie zu erpressen. Doch schnell verdrängte sie die aufsteigenden Skrupel.
    Bei einem Mädchen wie Lisette war es immer gut, noch ein Pfand in der Hinterhand zu haben.
    *
    Quälende Unruhe begleitete Maribel durch die folgenden Tage. Wenn sie nicht sehr aufpasste, stand sie kurz davor, sich in den Fallstricken, die das Leben ihr legte, zu verfangen.
    Friedrich. Agnes. Andrej. Ihre Namen schwirrten ihr durch den Kopf und verwirrten sie. Warum berührte sie das Schicksal dieser Menschen so sehr? Warum entwickelte sie Gefühle, wo Distanz und Abstand angebracht waren?
    Wenn ihre Zeitreise einen Sinn ergeben sollte, dann doch bestimmt nicht den, dass sie die Gefühle anderer Menschen durch ihre Anwesenheit verletzte, vielleicht sogar deren Zukunft durcheinanderbrachte.
    Noch immer glaubte sie fest daran, dass Boris sie in der Weihnachtsnacht zu sich in die Vergangenheit gerufen hatte.
    Doch verbarg er sich wirklich in der Gestalt von Friedrich?
    Maribel erkannte, dass sie unmöglich so weitermachen konnte wie bisher. Sie durfte sich nicht treiben lassen und darauf hoffen, dass Friedrich ihr aus ihrer Verwirrung heraushalf. Sie musste selbst für Klarheit sorgen.
    Und danach so schnell wie möglich ins einundzwanzigste Jahrhundert zurückkehren.
    Aufgewühlt lauschte Maribel auf die Geräusche im nächtlichen Haus. Die meisten waren längst zu Bett gegangen. Doch im Zimmer direkt über ihrem Kopf waren noch deutlich Schritte zu hören.
    Kurze Zeit später stand sie vor Friedrichs Zimmertür. Vorsichtig legte sie ihr Ohr an das Holz, das nach Politur duftete. Friedrich schien allein in seinem Zimmer zu sein. Sie klopfte so zaghaft, dass sie zunächst vergeblich auf Antwort wartete. Nach dem zweiten Versuch drückte sie sofort die Klinke herunter.
    Friedrich stand neben seinem Schreibtisch und spielte mit einer Kinderrassel, als sie eintrat. Erstaunt sah er sie an.
    »Maribel.« Verlegen legte er die Rassel auf den Schreibtisch zurück. »Wilhelm hat sie vergessen, als er mir gute Nacht sagte.«
    Maribel lächelte warm. »Sie lieben Ihren Sohn sehr.«
    »Er ist ein prächtiger kleiner Bursche. Gestern hat er mich zum ersten Mal angelächelt. Er …« Friedrich stutzte plötzlich und musste lachen.
    »Aber dich interessiert bestimmt etwas anderes. Was kann ich für dich tun?«
    Maribel zögerte. »Ich möchte nach Hause.«
    Überrascht sah er sie an. »Seltsam. Ich nahm an, du würdest dich im Augenblick so richtig wohl bei uns fühlen.«
    Sein gekränkter Tonfall ließ ihr Herz schneller schlagen. Vergeblich bemühte sich Friedrich, seine Eifersucht vor ihr zu verbergen.
    »Zeigen Sie mir die Stelle, wo wir uns zum ersten Mal begegnet sind, bitte. Irgendetwas muss die Zeitreise ausgelöst haben. Vielleicht ist es ein magischer Ort, der von alters her bekannt ist. Bitte. Helfen Sie mir.«
    Schmerzlich registrierte er, wie sie darauf drängte, von ihm wegzukommen. Wer anders als Andrej konnte Schuld daran tragen? Im Haus sprach man bereits von Maribels offensichtlicher Zuneigung zu dem Kosakenführer. Wenn sie nebeneinander gingen, berührten sie sich wie unabsichtlich an den Armen. Wenn Maribel sprach, hing Andrej an ihren Lippen. Mehr noch, er schien sie mit seinen Augen regelrecht zu verschlingen. Während ihr unter seinen Blicken das Blut in die Wangen schoss.
    Nicht nur Agnes stellte fest, dass die beiden ein schönes Paar abgaben. Friedrich fühlte, wie die Eifersucht aufs Neue in ihm zu lodern begann.
    »Man spricht davon, dass du und Andrej ein Paar seid.« Obwohl es ihn quälte, konnte er sich die Frage nicht versagen. Er brauchte Gewissheit.
    »Ich habe es gehört. Aber es ist nicht wahr.« Entschlossen begegnete sie seinem Blick. »Du kennst die Wahrheit.«
    Eine Weile sahen sie sich bloß an.
    »Damals in der Neujahrsnacht …«, begann Friedrich.
    Sie nickte. »Ich fühlte mich von dir verraten und wollte auf eigene Faust heimkehren. Doch anstatt die Zeitschwelle zu finden, lief ich einem französischen

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