Verlieb dich - Roman
Ich bin Angel Mancuso, die Besitzerin dieser Pension, und zugleich Chefköchin, Zimmermädchen und Animateurin, falls es Sie nach etwas Gesellschaft gelüstet.« Sie grinste. »Aber wenn Sie lieber Ihre Ruhe haben, ist mir das auch recht. Soll ich Ihnen helfen, Ihr Gepäck reinzutragen? «
Sara hörte Angels Ausführungen nur noch mit halbem Ohr zu, seit ihr die Frau ihren Nachnamen genannt hatte. »Haben Sie gesagt, Ihr Name ist Angel Mancuso ?«
»Ja. Warum?« Angel musterte ihren Gast mit unverhohlener Neugier.
Das konnte doch kein Zufall sein. »Ich bin hier, um einen Freund zu besuchen. Er heißt Rafe Mancuso.«
Angel riss die Augen auf.
»Rafe ist mein Schwager«, sagte sie. »Ich würde ja jetzt gern sagen, dass die Welt klein ist, aber hier kennt jeder jeden und alle sind irgendwie miteinander verwandt.« Angel lachte. »Kennen Sie Rafe aus New York?«
Sara nickte. »Wir waren früher Partner.«
Angel kniff die Augen zusammen und betrachtete Sara eingehend. »Ehrlich gesagt kommen Sie mir irgendwie bekannt vor.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich bin noch nie hier gewesen.«
Angel dachte einen Augenblick nach und schnippte dann mit den Fingern. »Jetzt hab ich’s! Sie sind doch die Polizistin, mit der Rafe auf dieser Auktion war, bei der er verletzt wurde! Meine Schwiegermutter hat mir die Artikel über die Geiselnahme gezeigt. In natura sind Sie jedenfalls viel hübscher.«
»Danke. Die offiziellen Polizeifotos sind nicht gerade schmeichelhaft«, erwiderte Sara lachend.
»Die ganze Familie ist Ihnen dankbar, dass Sie Rafe im Krankenhaus nicht von der Seite gewichen sind und sich so toll um ihn gekümmert haben.«
Sara wurde rot. »Na ja, wir waren Partner. Er hätte das Gleiche für mich getan.« Sie wandte sich ab und sah sich um. An den Wänden hingen Bilder, im Eingangsbereich lag ein Teppich auf dem Holzboden. Sehr hübsch.
»Wohnen Sie und Ihr Mann denn auch hier?«, erkundigte sich Sara nichtsahnend.
Angels Miene verdüsterte sich. »Nein. Wir haben uns getrennt«, sagte sie, und es war offensichtlich, dass sie unter der Trennung litt.
»Das tut mir leid.« Sara legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter. Angel hatte etwas an sich, das einen gleich mit ihr warmwerden ließ.
»Danke. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, dann können Sie es sich schon mal gemütlich machen.«
Sara nickte. »Ich muss erst noch meinen Koffer holen. «
Ein paar Minuten später führte Angel sie in ein Zimmer mit geblümter Tapete in der ersten Etage. Auf der Kommode stand eine Vase mit frischen Blumen, auf dem Nachtkästchen befand sich eine antike Lampe.
»Das ist ja reizend«, bemerkte Sara, als sie mit dem Koffer in der Hand hinter Angel das Zimmer betrat. Sie ließ die freie Hand über die zitronengelbe Decke gleiten, die auf dem Himmelbett lag.
»Ruhen Sie sich aus und genießen Sie Ihren Aufenthalt. «
»Genau das habe ich vor. Ich muss unbedingt gleich ein Nickerchen machen«, sagte Sara. »Könnten Sie mir vielleicht einen Eisbeutel bringen?« Sie deutete auf ihr geschientes Knie. Immerhin war die Schiene, die sie mittlerweile trug, etwas leichter als die erste, die man ihr in der Notaufnahme verpasst hatte.
»Aber natürlich!« Angel wandte sich zum Gehen.
»Angel?«
»Ja?« Sie legte ihre Hand auf den Türrahmen und drehte sich wieder um.
Sara schluckte schwer. »Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich Rafe finde? Ich habe versucht, ihn anzurufen, weil ich nicht unangemeldet bei ihm aufkreuzen wollte, aber ich habe ihn nicht erreicht. Ich würde nach dem Essen gern mal bei ihm vorbeischauen.«
Angel lächelte. »Natürlich. Ich gebe Ihnen nachher seine Adresse und eine Wegbeschreibung.«
»Großartig. Vielen Dank.«
»Um sechs gibt es Abendessen. Ich hoffe, Sie mögen Brathuhn mit Kartoffelpüree.«
Sara lief sogleich das Wasser im Mund zusammen. »Perfekt.«
»In Ordnung. Ich bringe Ihnen gleich das Eis.« Sie ging hinaus und ließ Sara allein.
Sara ließ sich auf das bequeme Bett fallen. Der Raum duftete dezent nach Zitrone. Sara ließ die angenehme Atmosphäre auf sich wirken und spürte, wie ihre Anspannung allmählich etwas nachließ. Sie fühlte sich bereits bedeutend ruhiger und sicherer als in New York.
Rafes Eltern lebten noch immer in demselben Haus, in dem ihre Söhne aufgewachsen waren. Abgesehen von der einen oder anderen Reparatur oder Modernisierungsmaßnahme war alles wie früher — jedenfalls, solange keine Familienzusammenkunft auf dem
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