Verliebe dich nie in einen Rockstar
eine Krankheit verrecken würde.
»Jetzt hast du das, was du wolltest«, fuhr ich ihn erzürnt an. Es kostete mich meine ganze Kraft, mich auf meine schwachen Beine zu stützen. Wenigstens hatte ich noch meinen Rock und ... meine Strumpfhose an? Mein T-Shirt war nur ein wenig hochgeschoben. Ich war ... angezogen?
»Ich habe, was ich wollte?« Alex schnaubte. »Wann wollte ich, dass du betrunken neben mir schläfst? Ich hatte Angst, dass du dich übergibst, weshalb ich fast den ganzen Morgen aufgeblieben bin und auf meinen Schönheitsschlaf verzichtet habe.«
Tatsächlich lagen unter Alex‘ Augen dunkle Schatten. Er hatte auf mich aufgepasst?
Mir fiel ein Stein, so groß wie der Planet Erde, vom Herzen. »Wir haben nicht miteinander geschlafen?«
Er starrte mich entgeistert an. »Mit dir schlafen, wenn du so voll bist wie eine Konzerthalle bei einem Auftritt von Linkin Park ? Kali, ich bin enttäuscht.« Er legte eine Hand auf seine Brust. »Auch ich habe so etwas wie Anstand und Würde.«
»Würde?«, kicherte ich. »Sagt der Typ, der meinen BH wie einen Schal trägt.«
»Sagt wiederum das Mädchen, das mir seinen BH geschenkt hat.«
»Was habe ich?« In meinem schmerzenden Kopf suchte ich nach der Erinnerung, die bewies, dass Alex meine Unterwäsche als Schal tragen durfte, aber ich fand nur ein großes schwarzes Loch. »Was ist gestern passiert?«
»Du hast ironischerweise die ganze Zeit Blackout von Breathe Carolina gesungen.« Alex gähnte und streckte sich. Entweder er tat das absichtlich, damit ich beobachten konnte, wie sich seine Muskeln unter dem dünnen Stoff bewegten, oder ich wurde paranoid. » I won't blackout hat es anscheinend nicht richtig getroffen.«
»Ich hab Lyrics zitiert wie ...«
»Wie ich«, beendet Alex breit grinsend meinen Satz. »Ich bin ein viel besserer schlechter Einfluss, als ich dachte.«
»Ich hätte die Schwefelsäure schlucken sollen«, murmelte ich mit finsterer Stimme. »Was ist sonst noch passiert?«
»Setzt dich erst einmal hin«, wies mich Alex streng an. »Du bist immer noch nicht ganz fit. Was mich nicht überrascht, nach dem, was du gestern allein vernichtet hast.«
Langsam wackelte ich wieder zu dem improvisierten Bett. Ich war mit Alex in dem Zimmer, in dem ich ihn zum zweiten Mal geküsst hatte ... äh, natürlich das Zimmer im Pulse , das seiner Band gehörte. Das mit dem Kuss war überhaupt nicht erwähnenswert.
Ich zog meine Füße eng an meinen Körper und legte den Kopf auf die Knie. Wie konnte ich nur immer tiefer sinken? Ich hatte so etwas wie eine Knutschaffäre – vielleicht sollte ich es einfach Speichelaustauschaffäre nennen, damit es sich nicht so kindisch anhörte – mit Alex angefangen, die Schule geschwänzt, jeden in meiner Nähe belogen und jetzt durchlitt ich auch noch meinen ersten richtigen Blackout, weil ich mich aus Trotz selbst abgefüllt hatte. Ich benahm mich wie ein Kind, dem man verboten hatte, mit diesem einen Spielzeug zu spielen, und genau das machte es so überaus verführerisch. Meine Eltern, Ian und mein Großvater mochten ihn nicht. Genau das war es, was ihn für mich so verlockend machte.
»Geht’s dir gut, Kali?«
Ich schnaubte, als ich Alex vorgespielte Besorgnis hörte. »Ausgezeichnet«, sagte ich. Bei der letzten Silbe überschlug sich meine Stimme. »Jetzt hast du ein paar weitere erste Male für deine kleine, perverse Sammlung.«
Alex murmelte etwas, das ich unmöglich verstehen konnte.
»Was hast du gesagt?«, fragte ich.
Ich wusste nicht einmal, warum ich wütend auf ihn war. Ihn traf keinerlei Schuld an dem, was passiert war. Er hatte sogar noch versucht, mich aufzuhalten, aber ich hatte mich ihm widersetzt und nun musste ich die Konsequenzen tragen. »Ich ... Du ...«, begann er. Anscheinend hatte er keine Ahnung, wie er es ausdrücken sollte. Doch ich hatte ein komisches Gefühl bei der Sache. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. »Glaubst du, man kann dein erstes Mal bestellen? So wie die fehlenden Sticker bei einem Album?«
Ich schüttelte den Kopf. War ja klar, dass Alex nur wieder an das Eine dachte!
Schnell lenkte er das Gespräch auf ein anderes Thema. »Willst du die Fotos von gestern sehen?«, fragte er mich.
Interessiert hob ich den Kopf. Meine Augen tränten, obwohl fast kein Licht in den Raum drang. »Fotos? Du hast Fotos gemacht?«
Er nickte und reichte mir sein Handy. Die ersten Aufnahmen waren noch ganz normal: Ich saß auf dem Tisch und trank ein Gläschen nach dem anderen.
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