Verliebe dich nie in einen Rockstar
Doch dann wurde es ziemlich ... tief, wie man so schön sagte. Auf ein paar Bildern klebte ich wie ein Blutegel an Alex‘ Hals, Craig und Simon ahmten uns nach. Nur sah es bei ihnen gestellt aus, was mir in unserem Fall auch lieber gewesen wäre. Die anderen Bilder zeigten die Jungs mit ... mit meinem BH als Hut auf dem Kopf.
»Ich möchte sterben«, bat ich nach jedem Foto.
Plötzlich fiel mir auf, dass mich Alex komisch anstarrte. Und ich meinte damit nicht dieses Du bist doch verrückt -Anstarren, an das ich über die Jahre durch die häufige Verwendung durch meine Freundinnen gewöhnt worden war.
»Was denn?«
»Du wirst immer interessanter für mich«, gestand er leise. Seine Hand glitt in meine Haare. Ich saß einfach da, unfähig, mich zu bewegen. Das Blut schoss in meine Wangen und ich hörte es in meinen Ohren rauschen. »Zuerst warst du für mich nur ein kleines Spielzeug, aber jetzt ...«
Die Luft in dem Raum war schon so aufgebraucht, dass mir das Atmen richtig schwer fiel ... oder lag es am Restalkohol? Die ganzen Spirituosen, die ich intus hatte, benebelten meine Sinne derart, dass ich mich wie eine Puppe in seine Arme ziehen ließ.
Dieser eine Kuss unterschied sich von den anderen. Er war zärtlich und nicht fordernd, das genaue Gegenteil von Alex. Alex schlang seine Arme um mich und drückte mich an seinen warmen Körper, während er mir kreisförmig über den Rücken strich. Er wusste gar nicht, wie sehr ich eine Umarmung wertschätzte, jetzt, da ich mich nicht unwohler in meiner Haut fühlen konnte. Irgendwie spendete mir dieser Kuss Trost. Auch wenn mein Leben momentan völlig außer Kontrolle geraten war, gab es noch jemanden, der zu mir hielt. Der mich nicht im Stich lassen würde: Alex.
Erschrocken von meinen eigenen Gedanken stieß ich ihn von mir weg. Er starrte mich überrascht an, während ich total fassungslos war. Alex hatte mich doch zu dem Häuflein Elend gemacht, dass ich jetzt war. Und er würde nicht mehr für mich da sein, wenn ich erst einmal mit ihm geschlafen hatte.
»Ich muss los«, sagte ich. »Bevor ich für ewig in meinem Zimmer eingeschlossen werde.« Was wohl besser sein würde, damit die böse Zoey nicht noch mehr Unheil anrichtete. Ich fand meine Handtasche neben der Matratze und stürmte aus dem Zimmer. Alex‘ Rufe beachtete ich nicht. Ich musste so schnell wie möglich hier weg, bevor mir die ganze Situation noch über den Kopf wuchs und ich meinem Herzen erlaubte, etwas anderes für diesen Arsch zu empfinden.
24. KAPITEL
ENGEL GEGEN ZOEY
Mir war es so etwas von scheißegal, dass sich alle Leute nach dem Mädchen umdrehten, das seinen inneren Konflikt Gut gegen Böse, Engel gegen Teufel, Luke Skywalker gegen Darth Vader laut mit sich selbst ausfocht. Musste ich noch erwähnen, dass ich dieses Mädchen war? Ich!
Zum Glück besaß ich keine Würde mehr, die ich verlieren konnte, als ich mit zerrauften Haaren, verwischtem Make-up und nach Tabak stinkend in die Straßenbahn stieg. Oh, und natürlich ohne BH, da ihn Alex als Trophäe behalten hatte.
»Du bist so eine Idiotin!«, beschimpfte ich zwar mich selbst, aber die ältere Frau, die neben mir in der Bahn saß, rutschte eine Armlänge von mir weg. Unbeirrt fuhr ich fort. »Nur weil er dich umarmt hat, heißt das nicht, dass er etwas für dich empfindet. Wahrscheinlich hat er dich aus Versehen so geküsst, als würdest du ihm mehr bedeuten als nur die Befriedigung seiner Libido.« Eine junge Mutter, die gerade mit einem Kind an der Hand vorbei ging, starrte mich kurz an, bevor sie zügig ihre Tochter von mir wegzog. »Ich meine, Alex kann sich nicht in mich verliebt haben. Das ist noch unmöglicher als ein Perpetuum Mobile! Physikalisch völlig ausgeschlossen. Ich beleidige ihn die ganze Zeit. Ich habe ihm nie gezeigt, dass ich ihn ...« Das Wort blieb mir im Halse stecken. Was wollte ich denn sagen? Gar nichts. Weil ich für Alex nur Hass, Abneigung und Ekel empfand. Und eine gewisse Sehnsucht, die mir ein klein wenig Angst machte. »Du bist so dumm, Zoey. Jetzt hast du zugelassen, dass er dich verdirbt. Pass wenigstens auf, dass er dich nicht auch noch komplett verführt.«
Zum hundertsten Mal kramte ich mein Handy aus der Rocktasche und musste feststellen, dass meine Eltern immer noch nicht angerufen hatten. Entweder hatte ich unglaubliches Glück und sie hatten selbst auf der Party ein wenig zu viel getrunken oder sie brachten gerade Gitterstäbe an meinem Fenster an. Ich wollte mich schon immer
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