Verliebe dich nie in einen Rockstar
dummerweise den Bus verpasst, da meine Freundinnen minutenlang unfähig zum Gehen gewesen waren, nachdem sie mich so angezogen das Haus verlassen gesehen hatten.
»Lass mal deine heutige Ausrede hören«, meinte Serena und verdrehte die Augen. »Hat dein schizophrenes Ich die Herrschaft über deinen Körper übernommen?«
»Oder bist du in deinen Kleiderschrank und in das Schminkzeug gefallen?«, kicherte Violet. »Ist glaubhaft.«
»Nein.« Nell schüttelte lachend den Kopf. »Zoey wurde von Aliens entführt. Die haben sie so gestylt vor der Haustür abgestellt, bevor wir sie für die Schule abholen kamen.«
»Haha, ihr seid so witzig«, entgegnete ich ironisch. »Als baldiges Mitglied einer Post-Hardcore-Band, die Alex mit mir wohl eher in eine Punk-Rock-Band verwandeln will, sehe ich mich gezwungen, mein Äußeres anzupassen.«
»Die Aliens waren glaubhafter«, meinte Serena nur. »Oder das amoklaufende Ich, aber das mit der Band ...«
»Könnt ihr das glauben?«, fragte Nell. »Zoey kann singen! Und sie kann bald mit den heißen Typen aus der Band herumhängen.«
»Zoey ...« Serena blieb stehen und blockierte damit mir und den anderen den Weg in die Klasse. »Wenn du Snake versehentlich mit dem Mikrofon erdrosseln würdest, würde es dir Serena nicht böse nehmen.«
»Oh nein!« Ich stemmte die Hände in die Hüfte und beugte mich zu Serena vor. »Dein Problem mit Simon kannst du allein lösen.«
Plötzlich wandte Serena den Blick ab. Für einen kurzen Moment hatte ich etwas in ihren blauen Augen aufblitzen sehen, von dem ich gedacht hatte, es nie bei ihr zu sehen: Trauer, aber auch Wut. Oh Gott, hatte ich auch so einen wütenden Blick drauf gehabt, als ich Alex gehasst hatte?
»Du musst ihn heute dazu bringen, dir zu sagen, dass er dich liebt«, wechselte Violet das Thema. »Ich hab extra Taschentücher für diesen Moment eingepackt.« Sie stellte ihren Rucksack auf den Boden und kramte tatsächlich eine Fünfzig-Stück-Kartonpackung heraus. »Ich werde noch mehr heulen als beim alternativen Ende von Beastly !«
Meine Freundin Nummer eins hegte ähnliche Mordgedanken wie ich bei einem Jungen, Nummer zwei reagierte überemotional und die dritte in der Runde verhielt sich verdächtig still.
»Ich geh jetzt in die Klasse«, sagte ich. »Spinnt ihr weiterhin euren Kitschroman zusammen.«
Sie folgten mir dicht hintereinander, weil sie in der schmierigen Romantikkomödie die Plätze in der ersten Reihe beibehalten wollten. Doch was ich in der Klasse sah, verwandelte das Genre des Romantikfilmes in einen Splatter-Film mit mäßig Blut und abgetrennten Körperteilen.
Stephanie saß gefährlich nah an Alex. Zwar hatte er die Arme vor der Brust verschränkt und grinste sie nicht an, aber es beunruhigte mich trotzdem. Allein der Gedanke, dass Alex jemanden wie das Klassenflittchen anlächelte ... Nein, Alex‘ süßes Grinsen hatte niemand außer mir verdient! Was ich alles für ihn und mit ihm durchgemachen musste, hatte mir eindeutig ein alleiniges Recht auf diese Geste zugesprochen.
Auf leisen Sohlen näherte ich mich Stephanie, die mit ihrem hässlichen Nutten-Rock auf meinem Tisch hockte und mit ihren weißen Stiefeln – weiße Stiefel! – meinen Stuhl in Anspruch nahm.
»Ja, die höre ich auch voll gern«, sagte sie gerade und kicherte dümmlich. Noch nie hatte ich in Alex’ Nähe Mordgedanken für jemand anderen gehegt als ihn. »Wir könnten doch gemeinsam auf ein Chemical-Romance -Konzert gehen.«
»Diese Band hat sich erst vor kurzem getrennt«, mischte ich mich ein. Meine Schultasche landete mit einem lauten Knall neben Stephanie, die sofort zusammenzuckte. »Comeback leider ausgeschlossen.« Das hoffentlich nie stattfinden würde. Sicherlich würden die beiden nach einem solchen Konzert im Bett landen.
»Kali!« In Alex Stimme schwang Erleichterung mit und in seinem Gesicht konnte ich lesen, dass ich das perfekte Outfit herausgepickt hatte.
»Zoey?« Stephanie zog eine perfekt gezupfte, dünne Augenbraue hoch. »Was ist mit dir los?«
»Was sollte denn mit mir los sein?«
»Kali möchte gern auf ihren Platz«, meldete sich Alex zu Wort. »Würde es dir etwas ausmachen, deinen Hintern dort wegzubewegen?«
Stephanies entsetztes Oh! war ein Wohlklang in meinen Ohren. Doch die blutrünstige Seite in mir gab sich mit diesem Oh! und ihrem dummen Gesichtsausdruck nicht zufrieden. Dieses Ich hungerte nach mehr. Sobald Stephanie sich vom Platz verzogen hatte, sah es seine Chance
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