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Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridget Asher
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dachte: So ist es also, wenn man nicht atmen kann. So ist es also, wenn die Lunge nicht mehr arbeitet. So ist es also, wenn man ertrinkt. Wie meine Mutter. Als junge Frau, junge Mutter, jünger, als ich es jetzt bin. So muss es gewesen sein, bevor mich jemand aus dem Auto zog. Ich hatte mir immer gewünscht, ich könnte mich erinnern, wie das damals gewesen war – und jetzt war alles wieder da. Ich schloss die Augen.
    Plötzlich spürte ich, wie sich von hinten Arme um mich schlangen, wie sich ein Daumenknöchel in meinen Magen grub, dann einen Ruck. Zu vorsichtig. Das Fleischstück rührte sich nicht. Der nächste Ruck fiel heftiger aus. Das Fleischstück löste sich, ich öffnete den Mund, und es sprang heraus. Ich rang nach Luft, hustete, suchte Halt, bekam etwas zu fassen – es fühlte sich an wie Peters Ärmel – und klammerte mich daran. Als ich die Augen aufmachte, sah ich die Blondine mit ihren Plateauschuhen und Jason zurückweichen, Helen flatterte mit ihren Flügelärmeln. »Sie braucht einen Schluck Wasser oder so was! Mein Gott!«
    Ich drehte mich um. Vor mir stand Elliot. »Alles wieder okay«, beruhigte er mich.
    Peter trat neben mich und legte den Arm um meine Taille. »Sie haben ihr das Leben gerettet«, sagte er zu Elliot. Peter Stevens von den Nischen-Stevens – der Mann, der aller statistischen Wahrscheinlichkeit zum Trotz bisher von jeglicher Tragödie verschont geblieben war – schwelgte förmlich in dieser Beinahetragödie. Er schlug Elliot mit solcher Wucht auf den Rücken, dass der fast das Gleichgewicht verlor. »Das war erstaunlich. Ganz erstaunlich. Ich stehe in Ihrer Schuld«, sagte Peter. »Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    Das berührte mich merkwürdig. Elliot hatte mir das Leben gerettet. Warum stand dann Peter in seiner Schuld? Aber letztendlich stand niemand in Elliots Schuld. Er war sichtlich glücklich darüber, mich gerettet zu haben – und hätte nicht jeder im Raum mich gerettet, wenn er gekonnt hätte?
    In diesem Moment flog die Tür auf, und Faith erschien, die Haare zu einem schlampigen Pferdeschwanz zusammengebunden, in Jogginghosen und einem übergroßen T-Shirt, mit Edward auf dem Arm, der hellwach war und feuerrot im Gesicht, als hätte er bis eben wie am Spieß geschrien. Sie war in dieser unwirklichen Szene so erschreckend real, dass alle erstarrten.
    Jason erwachte als Erster aus der Versteinerung. Er sah aus, als suche er verzweifelt nach einer Möglichkeit, sie abzulenken. Er öffnete den Mund und deutete in die Richtung, wo ich noch immer mit Todesangst und Luftnot kämpfte. Dann erkannte er wohl, dass ein Aufschub alles noch schlimmer machen würde, und so neigte er in stummer Resignation den Kopf wie die Blüte meiner Ansteckblume und ging auf seine Frau zu, die uns feindselig musterte. Und das mit gutem Grund. Keiner von uns hatte sie angerufen. Keiner von uns hatte ihren Mann nach Hause geschickt. Auch wir waren schuldig.
    Ohne ein Wort übergab sie Edward ihrem Mann, der mit seinem Sohn hinausging. Nach einem letzten vernichtenden Blick in die Runde machte Faith auf dem Absatz kehrt und ließ krachend die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

6

    W ie ging es weiter? Es fing mit uns dreien an, Elliot, Peter und mir, auf Helens Balkon inmitten der zu Wachsteichen heruntergebrannten und ausgepusteten Kerzen. Rückblickend sehe ich uns in der rauchgeschwängerten Luft zu dritt wie in einem Käfig gefangen. Und dort schlossen wir einen riskanten Pakt, was allerdings hauptsächlich Helens Hartnäckigkeit zuzuschreiben war. Doch zu der daraus folgenden Kette von Ereignissen trugen wir alle bei, durch die Entwicklung des Gesprächs, in dem wir als Gruppe an Punkt X begannen und auf einem gewundenen Pfad schließlich zu Punkt Y gelangten. Natürlich hätte keiner von uns voraussagen können, wie sich die Entscheidung auswirken würde, aber selbst in unserem individuell unterschiedlich benebelten Zustand musste uns allen mehr oder weniger klar sein, dass wir uns auf unberechenbares Terrain wagten.
    Nachdem ich nur knapp mit dem Leben davongekommen war, hatte ich entschieden, mich noch mehr zu betrinken, und Elliot und Peter schlossen sich an. Die beiden saßen auf schmiedeeisernen Stühlen, und ich stand am Balkongeländer, von wo aus ein Teil des Hafens zu sehen war, allerdings nur ein sehr kleiner Teil und auch nur, wenn ich mich weit vorbeugte, was mir das Gefühl gab, ganz vorne am Bug eines Schiffes zu stehen. Mir war heiß und schwindlig, und der Wind, gegen

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