Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
verbrachte den Vormittag damit, meinen Kater zu bekämpfen und mich zu fragen, auf welche Weise Peter mit seinen untadeligen Umgangsformen mir nahelegen würde, von meiner Zusage zurückzutreten, für Elliots Mutter Elliots Ehefrau zu spielen. Und ich erkannte, dass ich es mir nicht ausreden lassen wollte.
Es war Sonntag, und meinem üblichen Sonntagsprogramm entsprechend schaute ich um die Mittagszeit bei meinem Vater vorbei. Manchmal begleitete Peter mich zu diesen Kurzbesuchen, aber für gewöhnlich zog er es vor, zu Hause zu bleiben. Wenn er nicht mitkam, fragte mein Vater nach ihm. Nicht dass er gekränkt wäre, wenn Peter nicht mitkam – es war ihm einfach lieber, ihn dabeizuhaben, weil sein Schwiegersohn vorübergehend die unangenehm gespannte Atmosphäre zwischen ihm und mir neutralisierte, die das Unausgesprochene zwischen uns seit vielen Jahren mit sich brachte.
Die Straße, in der ich meine einsame Kindheit zugebracht hatte, war von wuchtigen alten Eichen, buschigen Hecken und Rasenflächen aus widerstandsfähigem Bermudagras gesäumt. Die Häuser waren groß, aber man sah ihnen ihr Alter an. Fast alle waren, wie bei Ende der Sechziger erbauten Häusern üblich, mit Eternitschindeln verkleidet. An den Garagen waren mit verrosteten Schrauben Basketball-Körbe befestigt. Die Fogelmans hatten einen Gärtner und arbeiteten beide zusätzlich selbst im Garten – als Hobby. Gegen ihr Haus sah das meines Vaters verwahrlost aus. Das Dach war ausgebleicht, der Anstrich verwittert. Am Garagentor blätterte die Farbe ab. Im Obergeschoss hing ein Rollladen schief in den Laufschienen – er sah aus wie eine irritiert hochgezogene Braue. Der Gesamteindruck hätte Eila spontan zu der drastischen Aussage veranlasst: »Dieses Haus hat den Charme eines Straßenkaterhinterns«, bevor sie auf den Klingelknopf drückte und für die potentiellen Kunden ihren pseudoenglischen Akzent mobilisierte.
Während ich in die Betrachtung versunken im Vorgarten stand, kam Lucy-Jane, der Cockerspaniel der Fogelmans, angetrottet und schnüffelte an meinen Schuhen. Ich bückte mich, um ihr den Kopf zu tätscheln. »Hallo, kleine Lu«, begrüßte ich sie. »Was machst du denn so weit weg von zu Hause?« Sie war schon älter und hatte chronisch tränende Augen, was ihr etwas Trauriges verlieh. Die Fogelmans hatten ihren Schwanz nicht kupieren lassen, und so brachte er in seidiger Pracht durch Wedeln die Wiedersehensfreude seiner Besitzerin zum Ausdruck.
»Lucy-Jane!«, hörte ich Mrs. Fogelman rufen, dann tauchte sie aus einer Baumgruppe auf. Sie trug blumengemusterte Gartenhandschuhe, unter einem Arm klemmte ein Kniepolster aus Gummi.
»Oh, Gwen!«, rief sie und dann über ihre Schulter: »Benny! Komm schnell her und sag Hallo! Gwen ist hier!«
»Gwen!«, rief auch Dr. Fogelman, und gleich darauf trat er ebenfalls zwischen den Ästen hervor. Er trug ein Hemd, das dem von Peter gestern so ähnlich sah, dass ich es gerne fotografiert hätte, um einen Beweis für die Spießigkeit zu haben.
Ich hatte die beiden nur ein paar Monate nicht gesehen, aber sie sahen wesentlich älter aus – eine große Veränderung, die bei Menschen fortgeschrittenen Alters ebenso eintreten kann wie bei kleinen Kindern. Dr. Fogelmans Brustkorb wirkte schmaler, sein Bauch mehr der Schwerkraft unterworfen, Mrs. Fogelman sah gesund aus, ging jedoch leicht gebeugt – wie ein gealterter Ringer. Ich liebte diese Leute von ganzem Herzen – vielleicht, weil sie mein Erscheinen jedes Mal mit einer so freudigen Erregung quittierten, als hätten sie einen Filmstar erspäht.
»Hi«, sagte ich. »Ihr Vorgarten sieht toll aus!«
»Hat uns einige Stunden gekostet«, erwiderte Dr. Fogelman. »Man sollte besser die Finger davon lassen, wenn man nicht die nötige Zeit dafür aufbringen kann!«
Mrs. Fogelman bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick, als spiele er damit auf ihre Ehe an, dann wandte sie sich lächelnd an mich. »Du siehst wie immer reizend aus!«
»Ja, wie üblich«, setzte Dr. Fogelman hinzu.
Ich nahm Lucy-Jane hoch und brachte sie ihnen. »Wie geht’s dem alten Herrn denn so?«, fragte ich. Sie hatten ein Auge auf meinen Vater, und wir sprachen hin und wieder in dieser Weise über ihn. Er wusste das und nannte uns scherzhaft »Verschwörer« .
»Du wirst es nicht glauben – ich habe ihn und eine alleinstehende Freundin aus der Kirche neulich zum Essen eingeladen«, erzählte Mrs. Fogelman. »Ihr Name ist Louise. Sie ist eine hübsche
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