Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
er.
»Wirklich? Das hätte ich nicht gedacht.«
»In Wahrheit«, er beugte sich zu mir herüber, »mag ich dich nicht. Ich mag-dich mag-dich. Es ist was Ernstes.«
»Du mochtest Otis Redding!« Ich erinnerte mich an einen Sampler, den er immer in seinem Walkman laufen ließ.
»›Shout Bamalama‹!«, sagte er. »Otis, mein Mann.«
»Du hattest recht mit Carole King und Rickie Lee Jones. Meine Mutter hatte nicht viele Alben, doch das waren ihre Lieblinge, und in der Mittelstufe hatte ich eine Phase, in der ich sie mir unentwegt anhörte. Mein Vater muss begriffen haben, dass ich auf diese Weise versuchte, eine Verbindung zu ihr herzustellen, denn er meckerte nie. Sie wurden unsere Hintergrundmusik.« Nach kurzem Nachdenken fügte ich hinzu: »Er ließ mich tun, was ich tun musste, aber es war bestimmt schwer für ihn.« Ich staunte über mich selbst. »Aus der Perspektive habe ich es noch nie betrachtet.«
»Ich möchte wissen, worüber sich die Fische heute Abend unterhalten«, sagte Elliot.
»Wenn mein Vater hier wäre, könnte er es übersetzen.«
»Er redet noch immer mit den Fischen?«
»Jeder braucht jemanden zum Reden.«
Er sah mich an, und ich liebte es, wie er mich ansah, mit den Augen jedes Detail meines Gesichts in sich aufnahm, bis er beim Mund hängen blieb. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand Elliot.
»Das überrascht mich nicht.«
»Ich will ehrlich sein. Für den Fall, dass du denkst, ich hätte einen Masterplan, den ich hier abarbeite – so ist es nicht.«
Ich schaute auf den See hinaus. »Deine Mutter weiß, dass ich ich bin.«
»Was?«
»Sie weiß, dass ich Gwen Merchant bin und nicht Elizabeth.«
»Hat sie das gesagt?«
Ich drehte mich ihm zu und verschränkte die Arme. »Seit meine Mutter gestorben ist, hat mich die Angst gequält, sie könnte mich im Himmel nicht erkennen, und wir würden einander niemals finden, weil ich doch als Erwachsene ganz anders aussehe als damals als Kind. Und dann sagt deine Mutter zu mir: Ich würde dich überall erkennen … « Ich schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht. »Das wollte ich hören, solange ich denken kann – von meiner Mutter.« Ich spürte, wie Elliot mir übers Haar strich. »Es war nicht meine Schuld«, brachte ich erstickt hervor.
»Natürlich war es nicht deine Schuld, Gwen. Aber Schuldgefühle haben nicht zwingend einen rationalen Grund.«
Ich wischte mir mit den Händen die Tränen ab und sah ihn scharf an. » Diese Schuldgefühle haben einen rationalen Grund: dass wir hier zusammen sind.«
Darauf wusste er nichts zu erwidern.
»Glaub mir, ich wäre gerne wie du«, sagte ich. »Es wäre mir viel lieber, ich könnte den Menschen sagen, was ich wirklich empfinde, und annehmen, was sie für mich empfinden. Ich wäre glücklich, so zu sein.«
»Du kannst so sein.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin, wie ich bin.«
»Heißt das, ich darf dir nicht sagen, dass ich dich immer noch liebe?«
»Du darfst es auch schreien, wenn du willst, aber ich kann es nicht annehmen – nicht so, wie du es dir wünschst. Weißt du das denn immer noch nicht?«
Er lachte auf und schlug mit der Faust aufs Geländer. »Das ist das Komische – ich liebe sogar das an dir.«
Auf der anderen Seeseite knallte es dumpf, als würde eine Champagnerflasche entkorkt, und vielstimmiger Jubel brandete auf. »Da drüben feiert jemand eine Party«, sagte ich.
Elliot legte den Arm um meine Schulter und zog mich an seine Brust. Er duftete nach Aftershave und dem Essen, das wir heute gekocht hatten. »Tun wir so, als wäre es eine Party für uns und wir hätten uns fortgestohlen, um allein zu sein«, schlug er vor.
Ein Frauenlachen perlte über den See, und dann intonierte ein Männerchor ein College-Kampflied. Ein Hund bellte. Ein zweiter Korken knallte. Elliot hielt mich fest an sich gedrückt, während die Stimmen weiter durch die Dunkelheit hallten.
22
O bwohl ich jeden kostbaren Moment festzuhalten versuchte, vergingen die nächsten zwei Tage wie im Flug. Ich wurde größtenteils als Babysitter eingesetzt. Jennifer brachte mir bei, wie das Tragetuch anzubringen war, und ich fuhr mit den Kindern zu einer Beerenplantage, wo man uns einen Eimer aushändigte und ich unsere Ausbeute nach Gewicht bezahlte.
Bib und ich spielten im Garten Krocket, und sie erwies sich als tückische Gegnerin. Als Elliot sich zu uns gesellte, stellte er ein paar zusätzliche Regeln auf, wonach man »Stil«-Punkte erringen konnte, wenn man auf einem Bein
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