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Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridget Asher
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»Er sprang ins Wasser. Es war eiskalt. Bei dem Wagen angekommen sah er dich wild um sich schlagen. Deine Mutter rührte sich nicht. Also holte er dich zuerst heraus. Als er deine Mutter aus dem Auto zog, war sie bereits tot.«
    Ich schaute durchs Fenster auf den mit Unkraut durchsetzten Rasen des Vorgartens, den geborstenen Fußweg und den rostigen Briefkasten. Ein Junge führte einen Terrier an der Leine. Ansonsten war niemand zu sehen. »Wenn du nicht so lange geschwiegen hättest, hätte ich selbst mit Mr. Mendez sprechen können.« Martin Mendez war tot. Ich würde seine Schilderung nie mit eigenen Ohren hören, nie meine Erinnerung dadurch vervollständigen können.
    »Es tut mir leid«, sagte mein Vater, aber ich war seine Entschuldigungen leid.
    Ich stand auf. »Bring mich zu der Brücke.« Zorn stieg in mir auf. »Was für ein Wagen war es? Ich will mit den Rettungssanitätern reden. Es waren doch welche da, oder? Ich will mit ihnen reden!«
    Auch mein Vater stand auf. »Es ist zu spät. Es ist so lange her. Es ist Vergangenheit.«
    »Ich will mit den Rettungssanitätern reden!«, insistierte ich mit erhobener Stimme.
    Mein Vater trat zu mir und legte die Hand auf meine Schulter. Ich schüttelte sie ab, und er ließ sie sinken. »Schätzchen«, sagte er hilflos. »Gwen.«
    »Sieh dir das hier an!« Ich deutete auf die leeren Kartons, die Stapel von Pullovern und Mützen und Handschuhen, die Strickanleitungen, die Decke auf dem Boden – das Geheimnis, das mein Vater all die Jahre für sich behalten hatte, Kartons über Kartons voller Geheimnisse, enthüllt, losgelassen. Ich fragte mich, warum er sich so daran geklammert hatte. »Wenn du mir früher davon erzählt hättest … wenn du nur … dann hätte ich mir selbst einen Reim darauf machen können. All diese Kartons – so viele Jahre da oben gehortet wie ein schleichendes Gift. Wie konntest du damit leben? Wie konntest du leben und atmen, während die schweren Kartons über dir auf dem Dachboden verstaubten? Haben sie dich nicht niedergedrückt?«
    »Es ist vorbei.«
    »Warum hast du mir nicht einfach erzählt, dass sie dich verlassen hatte? All die Jahre habe ich mir mit den idiotischsten Begründungen die Schuld an ihrem Tod gegeben … Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?«
    Er starrte auf seine Hände hinunter. »Ich wollte die Last allein tragen. Ich wollte dich schonen.«
    »Das war falsch.« Ich nahm meine Handtasche und ging zur Tür. »Das war völlig falsch.«

27

    I ch weiß nicht mehr, wie ich nach Hause kam, meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich die Küche betrat und Peter einen Auflauf vorbereiten sah. In dem Augenblick wurde mir klar, dass ich eine Verabredung zum Potluck-Dinner vergessen hatte. Peter machte immer diesen Auflauf für die zusammengewürfelten Büfetts aus mitgebrachten Speisen – das Rezept stammte von seiner Mutter –, und er trug dabei immer diese gestärkte weiße Kochschürze.
    Ich war in Gedanken mit der Rolle beschäftigt, die Geheimnisse in unserem Leben spielten, und mit der Gefahr, die sie bergen konnten, doch ich hatte bisher nur eine vage Vorstellung davon. Mein Vater hatte mir die Stricksachen meiner Mutter gezeigt, hatte mir endlich seine Geheimnisse offenbart. Das veränderte alles. Der mit den Stricksachen meiner Mutter vollgestopfte Dachboden, Produkte ihrer manischen und depressiven Phasen – ich würde eine Weile brauchen, um die Eröffnungen zu verarbeiten. Im Moment wusste ich nur, dass ich nicht länger mit Geheimnissen leben wollte.
    Als Peter mich bemerkte, hörte er auf, sein Werk mit Semmelbröseln zu bestreuen, und ein paar Sekunden lang starrte ich ihn schweigend an. Ich war drauf und dran, alles zu verändern, und ich wollte einen letzten Blick auf den Mann werfen, der er jetzt noch war. In diesem Augenblick liebte ich Peter, die Schürze, seine geschickten Hände, die breiten Schultern. Ich liebte die Art, wie er mich ansah und lächelte wie ein kleiner Junge, der stolz darauf ist, schon so erwachsen zu sein. Ich hatte Mitleid mit ihm, denn ich wusste ja, was kommen würde. Ich hätte es ihm gerne erspart, und ich hätte es getan, wenn ich gekonnt hätte. Dann hätte ich ihn in eine Zukunft transportiert, in der wir beide vielleicht Freunde sein könnten – wie Kameraden, die Soldaten gewesen waren, Seite an Seite in den Schützengräben, die wir für uns gegraben hatten. Ich würde dieses Leben vermissen, diese Wohnung, diese dampferfüllte Küche, diesen Mann – aber

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