Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
ich wusste, dass er mir nie genügen würde. Ich kannte die Wahrheit, und es war Zeit für mich, sie auszusprechen.
»Ich bin in Elliot Hull verliebt.«
Peter stellte die Plastikdose mit den Semmelbröseln neben die Auflaufform. Er schaute mich nicht an. »Was?«
»Ich bin in Elliot Hull verliebt.«
»Hast du mit ihm geschlafen? Hast du eine Affäre?«
Seine Reaktion machte mich wütend. Sie erschien mir empörend herablassend – doch sie kam völlig natürlich. »Nein«, antwortete ich. »Es ist schlimmer.«
»Nichts kann schlimmer sein, als wenn du Sex mit ihm hättest. Glaub mir.«
Ich sagte nichts. Ich rührte mich nicht. Ich stand einfach nur da.
»Verlässt du mich seinetwegen?« Er stieß ein bellendes Lachen aus, als wäre die Idee absurd. Die ganze Situation war absurd.
»Nein. Ich glaube, er hat jemanden.«
»Du bist also in einen Mann verliebt, der eine andere Frau hat«, konstatierte er, als versuche er, meinen Verrat als Dummheit abzutun.
»Ich verlasse dich nicht wegen Elliot.« Ich war noch nicht weit gekommen mit meinen Überlegungen, doch ich war seltsam gelassen, als ich logisch hinzusetzte: »Aber ich glaube nicht, dass ich mit dir verheiratet bleiben und in einen anderen verliebt sein kann.«
»Ich bitte dich – das passiert doch ständig.« Er öffnete die Backofentür, schob mit einem zornigen Ruck die Auflaufform ins Rohr und stellte den Küchenwecker.
»Tatsächlich?« War das seine Definition der Ehe? Wie war es möglich, dass ich so lange mit ihm verheiratet war und keine Ahnung von seiner Auffassung hatte? Die Überzeugung, mit der er sie vorbrachte, schockierte mich zusätzlich.
»Natürlich. So naiv kannst du doch nicht sein. Du wirst über Elliot hinwegkommen, und dann vergessen wir die Sache.« Wieder diese Herablassung. Ich werde über Elliot hinwegkommen, und dann vergessen wir die Sache? Ich kochte, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich ihm keinen Vorwurf machen durfte. Er reagierte eben auf seine Weise. Doch was er gesagt hatte, verwirrte mich. Was genau hatte er damit gemeint? Dass man ohne Weiteres mit einem Menschen verheiratet bleiben konnte, während man in jemand anderen verliebt war?
»Gilt das auch für dich?«, fragte ich.
»Was?«
»Warst du in unserer Ehe auch schon mal in jemand anderen verliebt?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf und drohte mir mit dem Finger. »Dreh den Spieß nicht um – das hier ist dein Problem.« Mit einem Ruck zog er die Schürze über den Kopf und stopfte sie durch den Türgriff des Kühlschranks. »Bring das in Ordnung. Mehr sage ich nicht dazu. Bring es in Ordnung.« Er ging in Richtung Wohnzimmer.
Ich folgte ihm. »Ich weiß nicht, wie ich es in Ordnung bringen soll, Peter. Ich muss gehen.«
»Du willst abhauen? Du kannst nicht mitten im Streit abhauen.«
»Streiten wir uns denn?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Du eröffnest mir, dass du in einen anderen verliebt bist, und wir streiten uns nicht! Nein, wir streiten uns nicht !«
Ich fühlte mich elend. »So kommen wir nicht weiter. Ich muss hier raus. Nachdenken. Allein sein.«
»Faith erwartet uns zum Potluck. Hast du das vergessen?«
»Ich muss gehen«, wiederholte ich.
Und ich ging.
Stundenlang fuhr ich ziellos durch die Gegend, ließ die Auseinandersetzung mit Peter Revue passieren, sah im Geist die krampfhaft festen und dann wieder lockeren Maschen meiner Mutter, malte mir aus, wie sie wie ich jetzt in der Dämmerung und dann in der Dunkelheit am Steuer saß. Ich hatte meinen Vater und meinen Ehemann verlassen. Mir war, als stünde ich neben mir; ich fühlte mich wie ein unsichtbarer Beobachter. Niemand wusste, wo ich war oder was ich tat oder was ich als Nächstes tun würde. Ich auch nicht.
Irgendwann fragte ich mich, an wen ich mich wenden sollte. Ich musste mit jemandem sprechen, oder? Schließlich konnte ich nicht ewig so herumfahren. Faith wäre meine erste Wahl gewesen, aber die war mit der Vorbereitung ihrer Einladung beschäftigt, und dann würden die Gäste kommen. Damit blieben nur Helen und ihr ganz spezielles Verständnis von Männern und Beziehungen und Liebe. Sie würde wahrscheinlich nicht zu Faiths Essen gehen, weil dort nur Ehepaare waren und sie angeblich die Spießigkeit nicht ertrug. Es war Sonntagabend, und ich hoffte, sie zu Hause anzutreffen.
Ich klopfte an ihre Tür und hörte sie herumfuhrwerken. Es war, als hätte Helen eine Entourage von hektischen Gesten, die sie überallhin begleitete. »Wer ist
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