Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
ernst meinte, oder nur zum Selbstschutz sagte. Sie wirkte so ehrlich und entspannt. Und tatsächlich verstand er gut, dass sie Karriere machen wollte und deshalb beabsichtigte, ihr Privatleben eine Weile zurückzustellen. „So habe ich auch die letzten drei Jahre gedacht. Aber meine Meinung dazu hat sich vor Kurzem geändert.“ Er schaute ihr tief in die Augen und hoffte auf eine Reaktion von ihr. Helen drehte sich abrupt auf den Bauch und malte mit den Fingern Muster in den Sand. Fabian spürte, wie sich Enttäuschung in ihm breitmachte.
„Letzte Woche habe ich viele Bewerbungen geschrieben und endlich scheint sich mein Blatt zu wenden. Man hat mir an einem renommierten Theater hier in Zürich einen Job in Aussicht gestellt. Falls ich dort eine Chance bekomme, werde ich alles geben und meine Karriere nicht durch irgendwelche Techtelmechtel versauen.“ Helen schaute mit grimmiger Entschlossenheit zu ihm herüber.
Er wusste, dass sie auf ihre letzte Männerkatastrophe anspielte. Aber er fühlte sich auch davon angesprochen. Sein Mut sank. Sollte er ihr wirklich die Wahrheit sagen? Oder würde er damit nur ein unnötiges Risiko eingehen, wenn er ihr, die keine Geheimnisse für sich behalten konnte, alles erzählte? Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen bei der Erinnerung an ihre kläglichen Versuche, zu lügen. Er beschloss, noch ein wenig abzuwarten. Er brauchte ein eindeutiges Zeichen von ihr. Erst mal würde er ihr seinen Zukunftstraum verraten.
„Ich träume ebenfalls von einer Karriere, aber nicht bei diesem …“, Fabian suchte nach dem richtigen Wort. Noch musste er aufpassen, was er sagte, schließlich war er abhängig von seinem Chef. „Diesem ungerechten Renk.“ Das war das Harmloseste, was ihm eingefallen war. Treffender wäre mieses, chauvinistisches, launenhaftes Monster gewesen.
Erstaunt sah ihn Helen an. „Aber du bist doch sein Assistent, oder?“
„Das heißt ja nicht automatisch, dass ich gerne dort arbeite. Wobei ich zugeben muss, dass es mal eine Zeit gab, in der ich mit Freude in Renks Fußstapfen getreten wäre. Sein Leben erschien mir so aufregend und glamourös“, gestand Fabian.
„Willst du kein großer Star-Friseur werden?“ Helen stützte ihr Kinn in eine Hand und schaute neugierig zu ihm.
„Die Welt der Promis ist einfach nichts für mich. Alles ist so oberflächlich und ewig diese Allüren. Eines Tages bin ich aufgewacht und habe festgestellt, dass ich ebenfalls arrogant wurde. Ich hielt mich selbst für etwas Besseres, nur um diese Hochnäsigkeit einiger Kunden ertragen zu können. So wollte ich nie werden.“ Fabian wickelte nachdenklich eine Haarlocke von Helen um seinen Finger. Als Helen zurückwich, ließ er sie sofort wieder los. Schade, dachte er, und erzählte weiter, als ob nichts gewesen wäre. „Mein Wunsch ist es, für Menschen da zu sein, die sich über eine schöne Frisur freuen und die Respekt füreinander haben. In der Promibranche scheint mir das eher die Ausnahme zu sein.“
„Warum arbeitest du dann noch da?“
Helens Blick war weich und am liebsten hätte Fabian ihr alles erklärt. Aber ihr Verhalten eben hielt ihn davon ab. „Ich habe einen Vertrag, der mich bindet. Außerdem brauche ich das Geld und die Meisterschule, die ich bezahlt bekommen werde. Nur damit kann ich mich selbstständig machen.“
„Und wann wäre das? Hast du konkrete Vorstellungen?“
„Na ja, ich werde wohl die Tochter-Filiale von Renk führen dürfen, sobald ich den Meister in gut zwei Monaten gemacht habe. Aber eigentlich träume ich von meinem ganz eigenen, kleinen Salon. Es wird noch länger dauern, bis ich das Startkapital dafür habe.“ Das war der Wermutstropfen für ihn. Aber man konnte schließlich nicht alles sofort haben. „Bis es soweit ist, male ich mir aus, wie der Salon aussehen könnte.“ Er lachte über sich selbst. „Aber ich habe keine Ahnung von Einrichtung und Stil. Ich bekomme kein stimmiges Bild in meinem Kopf zusammen. Ich wünsche mir nur, dass sich dort die Kunden wohlfühlen. Es soll nicht wie ein heiliger Tempel wirken, in dem man nur leise reden darf“, er imitierte das Flüstern, „damit man auch ja sein Feng-Shui, oder so, nicht zerstört.“
Helens Augen blitzten vor Belustigung. Sie kaute einen Moment nachdenklich auf ihrer Unterlippe. „Ich könnte dir helfen“, schlug sie vor. „Nur, wenn du willst, natürlich. Aber als gelernte Malerin und Bühnenbildnerin liegt mir so was. Es ist sozusagen mein Hobby, Wohnungen
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