Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
Fabian packte seine Flasche und würgte sie gedankenverloren. „Wenn doch nur nicht diese Szene vorher gewesen wäre! Renk war schon wegen dieses Wettbewerbs ganz garstig und dann musste Elisa auch noch von unserem damaligen Kuss erzählen. Zur Krönung hat sie die Schmeicheleien von Renk völlig ignoriert. Da war der vielleicht geladen! Wäre Helen doch bloß früher aufgetaucht“, sagte er leise zu sich, brauste aber gleich wieder auf. „Ich hätte eine Katastrophe heraufbeschworen, wenn ich sie umarmt hätte.“
„Na und? Es hätte dich nicht umgebracht!“, erwiderte Vreni hartherzig.
Fabian wurde stutzig. „Grosi, versteh bitte. Ich hätte ihr noch am selben Abend alles erklärt!“
„Zu spät!“ Vreni klatschte mit einer Hand auf Fabians Oberschenkel, wie um ihn aufzuwecken. „Ich predige seit Wochen, wie wichtig die Liebe ist, aber du scheinst es nicht begreifen zu wollen. Jetzt kommst du her und jammerst, unternimmst jedoch nichts. Ich höre die ganze Zeit nur ‚hätte, wäre, könnte‘. Mein Verständnis ist aufgebraucht. Vielleicht ihres ja auch?“, mutmaßte sie. „Für Herzensangelegenheiten muss man etwas riskieren! Räum endlich dein Leben auf und dann kämpfe um deine Helen!“ Vreni ballte ihre Faust und hielt sie Fabian unter die Nase.
Fabian lächelte schwach. Seine Grosi war so unglaublich resolut. „Ich glaube nicht, dass hier ein Faustkampf helfen würde.“ Er schob ihre Hand zur Seite. „Sag mir lieber, warum sich Helen zurückzieht?“
Ergeben seufzte Vreni. „Keine Ahnung. Schon mal daran gedacht, dass sie annimmt, du seist schwul? Wenn du Glück hast, ist sie wirklich gerade nur gestresst. Jedenfalls kannst du ihr nur zeigen, was sie dir bedeutet, wenn du zu ihr gehst!“ Vreni trank einen Schluck aus ihrer Flasche.
„Wie denn, wenn ich sie nicht erreiche? Soll ich ihr auflauern?“, herrschte Fabian sie an.
Verständnislos schüttelte Vreni den Kopf. „Reden hilft hier nichts mehr, Fabian!“ Sie sprach ruhig aber bestimmt. „Wenn du deine große Liebe nicht verlieren willst, musst du handeln. Und glaube ja nicht, dass ich dir sage wie!“, warnte sie. „Das ist jetzt ganz allein deine Sache!“
Fabian ging noch eine Runde um seinen Häuserblock. Seit er von seiner Grosi zurück war, rotierte sein Hirn und er wollte erst seine Wohnung betreten, nachdem er seine Gedanken sortiert hatte. In seinem dunklen Loch würde er das nicht schaffen, ohne die Wände einzureißen!
Er war wegen seiner Grosi zerknirscht und auf seinen Chef hatte er eine Stinkwut. Aber eigentlich wusste er, dass er sich selbst die Schuld an allem zuschreiben musste. Längst hätte er mit Helen reden sollen. Es war kein Wunder, dass sie sich zurückzog, bei den Männerkatastrophen, die sie erlebt hatte. Er war da nicht besser. Schließlich erschien er für sie unerreichbar. Wenn sie nur wüsste, dass das genaue Gegenteil der Fall war! Nein, so stimmte das auch nicht, erkannte er. Solange er bei Renk angestellt war, würde er nie mit Helen in der Öffentlichkeit ein Paar sein dürfen. Sobald er den anderen Salon führte, wäre es vielleicht möglich. Nur waren es bis dahin noch zwei Monate. Hätte er dann noch eine Chance bei Helen?
Er musste handeln, und zwar jetzt. Fabian schaute auf die Uhr. Es war weit nach Mitternacht. In dem Fall erst morgen, beschloss er. Und was sollte er tun? Er konnte sie nicht erreichen. Natürlich hätte er ihr irgendwo nachstellen können, aber das kam nicht infrage. Er wollte sie nicht verängstigen oder unter Druck setzen. Also ein Brief. In Gedanken formulierte er den Anfang und verwarf ihn sofort wieder. Das Einzige, was er ganz sicher schreiben würde, wäre ‚ich bin nicht schwul‘. ‚Sehr romantisch!‘, dachte er verächtlich.
Er war kein Held von poetischen Worten, aber auf einen Versuch kam es an. Nur solange er keinen vorzeigbaren Brief hatte, wollte er ihr andere Zeichen geben. Fabian grübelte weiter.
In der Nacht war Fabian mehrfach aus seinem Bett gekrochen und hatte versucht, einige Zeilen aufs Papier zu bringen. Am Morgen las er, was er nachts noch für genial gehalten hatte und warf die Zettel in den Müll.
Bei der Arbeit konnte er sich kaum konzentrieren. Beinahe hätte er sogar die Haarfarbe einer Popsängerin verhunzt. In der Mittagspause verließ er den Salon und schaute sich am nächsten Blumenladen um. Die Wahl fiel ihm nicht schwer. Es gab viele verschiedene Sorten von Rosen, aber nur eine war absolut umwerfend. Es seien
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