Verliebt bis unters Dach Roman
es das Letzte, was du brauchst...«
»Das hier ist anders, May«, unterbrach Liesel sie stirnrunzelnd. »Es geht hier um Alex. Du weißt, dass das alles andere irgendwie in den Hintergrund schiebt. Daher ist alles andere weniger wichtig, nicht schlimmer...«
»Okay, das ist gut, aber ich will sagen... und das wird dir sicher nicht gefallen. Ich habe ziemlich lange darüber nachgedacht.
Wir müssen alles andere vergessen - dich, mich, Samantha, alles. Nick ist hier, um seinen Sohn zu sehen, und es gibt nur einen einzigen Menschen, der ihm das verweigern kann.«
Liesel nickte, weil sie trotz allem begriff, dass Marilyn hier Recht hatte.
»Was hast du also vor?«
»Ich kann nur eines tun... Zieh nicht so ein Gesicht, Liesel. Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst.«
»Es ist nicht, dass ich ihn nicht leiden kann, ich meine, natürlich kann ich ihn nicht leiden, aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass ich ihm nicht traue. Warum ist er jetzt zurückgekommen? Könnte es vielleicht etwas damit zu tun haben, dass Alex ein Hotel geerbt hat, das vermutlich ein Vermögen wert ist? Meinst du das? Könnte das sein?« Ihre Stimme war von Sarkasmus durchtränkt.
»Denkst du etwa, ich hätte das noch nicht überlegt? Aber ich muss ihm das einfach abnehmen.«
»Und warum...?«, begann Liesel, doch Marilyn hielt eine Hand hoch, um sie zu unterbrechen.
»Ich will nicht mit dir über ihn streiten.«
»Ich auch nicht.«
»Dann lassen wir es besser.«
»Aber lässt du ihn einfach so wiederkommen, Marilyn? Einfach so?«
»Ich muss es tun. Alex zuliebe.«
»Aber Alex will ihn nicht sehen.«
»Das sagt er zumindest, aber nur, weil er so verstört ist und in den letzten drei Jahren alles in sich angestaut hat. Er braucht es, Liesel, er braucht diese Chance, mit seinem Vater wieder Kontakt aufzunehmen.«
»Du wirst ihn also dazu überreden?«
»Ich sehe keine andere Möglichkeit.«
»Und wenn er wieder so verletzt wird?«
»Falls, was ich nicht hoffe, alles wieder in Scherben endet, dann tun wir genau das, was wir immer tun. Wir kommen damit zurecht und helfen ihm, es durchzustehen... oder?«
Liesel nickte unglücklich. Marilyn streckte die Hand aus und schob ihr sanft die Haare aus dem gesenkten Gesicht. Dann hob sie Liesels Kinn mit einem Finger an, damit sie ihr in die Augen sehen konnte.
»Und dann schubsen wir Nick gemeinsam von der Klippe... okay?«
24
Nick kam zum dritten Mal in dieser Woche, um Alex und Marilyn abzuholen.
Zum dritten Mal in dieser Woche wünschte sich Liesel, hinter dem Empfangsschalter ein Maschinengewehr zur Hand zu haben, um ihn beim Betreten niedermähen zu können.
Jedes Mal hatte Alex ein bisschen weniger zögerlich gewirkt, und jedes Mal hatte Liesel es schwerer gefunden, die beiden gehen zu lassen. Besonders, da Marilyn immer noch aussah, als bestiege sie ein Schafott. Warum waren so viele Menschen davon besessen, immer das Richtige zu tun, und was war überhaupt das Richtige? Für wen war es richtig, das hätte sie gerne gewusst. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie Alex im Turm eingesperrt, wo Nick ihm nichts anhaben konnte. Vielleicht sollte sie Nick auch dorthin bringen? Sie
konnte ihn dann bei Flut aus dem höchsten Fenster stürzen und es dem wunderbaren Meer überlassen, mit seiner Leiche fertigzuwerden. Alex erschien vielleicht jedes Mal, wenn er Nick sah, weniger verschlossen, aber auf Liesel wirkte Nick wie ein giftiger Pilz. Jedes Mal schien er etwas zu tun, was sie ganz besonders ärgerte. Gestern hatte er ihr beim Eintreten ein Auge zugekniffen. Nicht freundlich, was auch dann nicht willkommen gewesen wäre, sondern um seine Überlegenheit anzudeuten.
Als er heute aus der Tür zu seinem Wagen ging, hatte er den Nerv, sich umzudrehen und ihr zuzuwinken, als wären sie beste Freunde. Liesel hatte sich gerade noch beherrschen können, keine rüde Geste mit dem Mittelfinger zu machen, weil Alex es vielleicht gesehen hätte. Alex aufzuregen war das Letzte, was sie im Sinn hatte.
Es lag eigentlich nicht in Liesels Natur, jemanden zu hassen, aber, Junge, diesen Nick Hamilton hasste sie.
Doch es hatte alles keinen Sinn. Sie musste irgendwo Dampf ablassen. Lorraine half Kashia im Speisesaal, die Tische zum Abendessen einzudecken. Die beiden lachten aus vollem Hals, weil Kashia Lorraine etwas sehr Unanständiges auf Polnisch beibrachte. Lorraines Schicht fing eigentlich erst um sieben an, wenn sie den Emfang übernehmen würde, damit Liesel die Bar bedienen
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