Verliebt bis unters Dach Roman
Aufschnittmaschine klappte es heute Morgen nicht so gut. Das blöde Ding blieb immer wieder stecken. Vielleicht brauchte es die GHM - die Große Hammerschlag-Methode.
Oder ZSK - Zarte Schmierkünste. Liesel legte den Schraubenschlüssel zur Seite und griff stattdessen nach dem Ölspray.
Als die Maschine wieder lief, nahm sie zwei weitere Buchungen für die folgende Woche entgegen. Dann rief - Wunder über Wunder - ein älteres Ehepaar mit Sohn und Schwiegertochter und Tochter und Schwiegersohn an (endlich Gäste unter fünfzig!), um zu fragen, ob sie in der folgenden Woche drei Zimmer für zwei Übernachtungen frei hätten.
Da Mr. Lockheart an diesem Morgen ebenfalls ankommen würde, waren sie fast voll belegt.
Liesel hatte zwar den Männern allgemein abgeschworen, hoffte aber insgeheim auf einen schönen Fremdling, jemanden, den sie aus der Ferne betrachten und mit dem sie locker flirten konnte, falls sich die Gelegenheit dazu bot.
Sie hatte allerdings den Entschluss, sich auf niemanden mehr einzulassen, noch nicht aufgegeben. Aber sie war ein bisschen nachgiebiger geworden und würde sich einen kleinen Flirt auf Armeslänge zugestehen.
»Alles bestens«, grinste sie, als Alex, der im Turm ferngesehen hatte, auf Socken durch die Halle schlidderte und bei seinem Lieblingsplatz hinter dem Empfang stehen blieb.
»Was ist bestens, Tante Liz?«
»Alles, Schätzchen. Das ist so eine Redensart. Es heißt, alles wird immer nur besser und interessanter...« Liesel blickte auf und sah, wie ein großer, dunkelhaariger Fremdling zum Empfang trat. »Vor allem interessanter«, murmelte sie, zog den Stift, an dem sie kaute, aus dem Mund und setzte ein Lächeln auf.
»Hallo«, lächelte der Fremde, und Liesel fügte »gut aussehend« zu den anderen Klischees hinzu.
»Hallo, Sie sind sicher Mr. Lockheart?«
»Oh, bin ich das?«
Liesel runzelte die Stirn. »Sie sind nicht Mr. Lockheart?«
Der Mann beugte sich vor, zog eine Braue hoch wie Roger Moore und zwinkerte ihr zu.
»Wenn Sie es unbedingt wollen, bin ich das.«
Liesel war sich plötzlich bewusst, wie schmutzig ihr Gesicht und ihre Haare von der Reparatur sein mussten.
»Besonders, wenn Sie Mrs. Hamilton sind.«
»Ich bin nicht Mrs. Hamilton.«
Das Lächeln verschwand.
»Ich bin die Schwester.«
Sofort strahlte das Lächeln wieder auf, aber es war zu spät für die aufmerksame Liesel, deren erster Eindruck im gleichen Sekundenbruchteil von Schönling zu Schleimer gewechselt hatte.
Das Lächeln war nicht echt. Das Lächeln wollte etwas.
»Sie sind hier, um uns etwas zu verkaufen, nicht wahr?«, fragte sie unverhüllt, überzeugt, dass der schicke Anzug und das geübte Lächeln gut zu einem Verkäufer passten.
Der Mann lachte bloß.
»Es könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Ich bin hier, um etwas zu kaufen.«
»Kaufen?« Liesel zwinkerte verwirrt und suchte in den Ecken ihres Gedächtnisses nach etwas, was sie vielleicht verkaufen konnten.
Der Mann streckte ihr eine Hand hin.
»Ich bin Sean Sutton.«
Das sagte er, als müsste Liesel ihn kennen. Sie sah, wie er auf das Erkennen wartete, doch ihr Gesicht blieb bewusst ausdruckslos.
»Von der Sutton-Gruppe?« Er sah enttäuscht aus, dass sie noch nichts von ihm gehört hatte.
»Tut mir leid.« Liesel zuckte die Achseln und fügte dann hinzu, weil sie von Natur aus großzügig war: »Wir sind neu hier in Cornwall...«, um den offensichtlichen Schlag, dass sie ihn nicht kannte, zu lindern.
»Na, kann ich denn Mrs. Hamilton sprechen?« Der selbstbewusste Fremde trat einen Schritt zurück und wirkte nun nicht mehr so sicher.
»Sie ist den ganzen Morgen in Besprechungen«, log Liesel. Sie war sicher, dass Marilyn nach einem Morgen mit Buchhaltung vermutlich keine Lust auf einen ungeplanten Termin hatte. Leider trat Marilyn in genau diesem Augenblick aus dem Büro, und Sean Sutton verlegte seine Aufmerksamkeit ebenso leicht und rasch auf sie, wie er vorher das Lächeln abgestellt hatte.
»Ah, Sie müssen Mrs. Hamilton sein. Ich bin Sean Sutton.« Liesel sah überrascht, wie Marilyn erkennend und freundlich nickte und mit ausgestreckter Hand auf den Mann zuging. Er ergriff sie, sie schüttelten einander die Hände. Er hielt Marilyns einen kleinen Moment zu lange.
»Ich frage mich, ob wir irgendwo miteinander reden könnten. Privat...?«
Zu Liesels Überraschung nickte Marilyn wieder, hob die Klappe hoch, die in den Empfang führte, und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ins Büro zu
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