Verliebt bis unters Dach Roman
ist eine der Sprechstundenhilfen in seiner Praxis«, sagte Liesel.
»Bist du enttäuscht?«, fragte Marilyn.
»Das hier ist für Lorraine, nicht für mich.«
»Ich weiß, aber es wäre auch schön, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.«
»Kann ja noch kommen.« Liesel deutete auf Jonathan Childs. »Für einen älteren Mann ist er sehr attraktiv.«
»Und angeblich verheiratet mit drei Kindern und fünf Enkelkindern.«
»Verdammt. Dann muss ich weiterhin mit meiner hoffnungslosen Lust nach seinem abwesenden Partner leben, eh?«
»Du gibst es also zu, dass du Lust auf ihn hast?«
»Habe ich das jemals abgestritten? Aber nur, weil ich unheimlich
auf Bono stehe, heißt das noch lange nicht, dass ich den nächsten Flug nach Dublin buche und ihm mein Spitzenhöschen anbiete. Nein, heute Abend versuchen wir, Lorraines Liebesleben ein bisschen anzuheizen, nicht meins.«
Kashia vertrat Liesel an der Bar. Lorraine, die sich am liebsten hinter dem Porzellan beim Servieren versteckt hätte, reichte die Knabbereien herum.
»Es ist eine Schande, dass sie den ganzen Abend schon versucht, ihn zu vermeiden, nicht wahr?«, bemerkte Marilyn, als Lorraine zum wiederholten Mal einen Halbkreis um den Tisch zog und dabei den Teil, wo Adrian Lee stand, völlig ausklammerte.
Liesel winkte sie zu sich.
»Ich glaube, Adrian sieht hungrig aus, oder?« Dabei legte sie Lorraine sanft eine Hand ins Kreuz und schob sie in seine Richtung. Lorraine schien sich dabei aber zu schnell zu bewegen, schoss an ihm vorbei und warf ihm geradezu ein Käsebällchen zu, ehe sie sich in der Küche hinter Eric versteckte.
Liesel sah seufzend auf die Uhr.
»Er ist jetzt schon eine ganze Stunde hier, und sie hat ihn nicht einmal begrüßt. Er wird bald wieder verschwinden, wenn sie sich nicht endlich zusammenreißt. Dann wäre der ganze Abend eine völlige Zeitverschwendung.«
»Halt du ihn hier. Ich versuche, sie aus der Küche zu locken«, schlug Marilyn vor.
»Wenn ich noch weiter mit ihm plaudere, denkt er, ich bin es, die sich für ihn interessiert, und dann wird alles furchtbar kompliziert. Warum packt sie nicht einfach den Stier bei den Hörnern und redet mit dem Typen?«
»Wir wissen nicht ganz genau, ob Adrian Lee ungebunden ist.«
»Oh doch.«
»Wirklich?«
»Ja, ich habe mich eine halbe Stunde mit dem Mann unterhalten. Ich glaube, ich weiß alles über ihn, von seinen Innenbeinmaßen bis zum schlimmsten Albtraum seiner Kindheit. Ich weiß auch, dass er sie sehr nett findet.«
»Das weißt du sicher?«
Liesel nickte.
»Du hast ihn wohl gefragt?«
Wieder nickte sie.
»Ganz direkt?«
»Na ja.«
»So subtil wie eine Fußballerfrau im Pelzmantel bei einer Party der Tierfreunde?«
»Ich spiele doch bloß Amor.«
»Amor in einem Panzerwagen.«
»Sie sind beide schüchtern, sie brauchen Hilfe, und mit Diskretion kommt man da nicht weit. Immerhin sitzt mein Herz am rechten Fleck.«
»Dein Herz sitzt momentan in Tom Spencers Boxershorts, was heißt, dass dein Verstand durch Hormone umwölkt ist. Du verweigerst dir die Chance auf eine Liebesbeziehung, weil du einen albernen Pakt mit dir selbst geschlossen hast, und überkompensierst das, indem du Lorraine verkuppelst.«
»Was sagst du da?«
»Genau das, was du zu Lorraine gesagt hast. Du magst ihn doch, Liesel. Warum versuchst du nicht herauszubekommen, ob an der Sache mehr dran ist?«
»Das ist wirklich leicht zu rechtfertigen, nicht wahr?«
Einen Moment lang starrten sie einander an, ehe Liesel nachgab, die Hände in die Luft warf und sagte: »Okay, ich
verspreche dir, ich werfe mich Tom Spencer an den Hals, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, wenn du nur Adrian lange genug fesselst, bis ich Lorraine aus der Küche gelotst habe, damit sie mit ihm redet.«
»Abgemacht.« Marilyn streckte ihr die Hand hin, und Liesel schlug ein.
»Ich verlange allerdings nicht von dir, dass du dich jemandem an den Hals wirfst, ich bitte dich bloß, etwas zu akzeptieren.«
»Also tu nichts, was ich tue, sondern nur, was ich dir sage?«
»Genau. Als deine ältere Schwester betrachte ich es als meine pädagogische Aufgabe. Jetzt geh und hol Lorraine aus der Küche.«
»Jawoll!«, salutierte Liesel.
Lorraine war alles so peinlich, dass sie sich praktisch auf dem Regal in der Speisekammer versteckt hatte, als Liesel sie suchte. Technisch gesehen hatte Lorraine heute Abend Dienst, daher konnte Liesel sie beauftragen, in den Speisesaal zu gehen. Sie wusste auch, dass Lorraine folgen
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