Verliebt in den Chef?
nachgelassen hatte, schob er sie sanft von sich. „Erzählen Sie mir jede Einzelheit“, bat er eindringlich. Wahrscheinlich konnte es sowieso nicht schlimmer werden, wenn sie ihm jetzt auch noch den Rest der Geschichte erzählte.
Ella sammelte ihre Kräfte. „Am Tag nach der Beerdigung ist die Polizei zu mir nach Hause gekommen, um einer Anzeige nachzugehen …“
Als sie nicht weitersprach, berührte er ihr Kinn sanft mit einem Finger. „Eine Anzeige weswegen, Ella?“
Sie schluckte schwer. „Muttermord.“
„ Sie ?“ Tristan lachte, als Ella nickte. „Das ist vollkommen absurd.“ Plötzlich wurde er wieder ernst. „Welchen Beweis hatten sie?“
„Mehr oder weniger nur Scarpinis Beschuldigungen.“
„Mehr oder weniger?“
„Meine Mutter hat von mir Morphium gegen die Schmerzen bekommen. Scarpini hat behauptet, ich hätte ihr eine Überdosis gegeben. Ich hatte zwar die vorgeschriebene Menge im Haus, aber Scarpini hat gesagt, es wäre kein Problem für mich gewesen, an mehr heranzukommen, weil ich einen Arzt kannte.“
„Was für einen Grund sollten Sie gehabt haben, Ihre sterbenskranke Mutter umzubringen?“
„Scarpini war wütend, weil ich seinen Drohungen nicht nachgegeben hatte. Ob er die Polizei eingeschaltet hat, um mich einzuschüchtern, oder gehofft hat, dass man mich anklagt, weiß ich nicht. Aber er hat angegeben, dass ich es leid gewesen wäre, mich um sie zu kümmern. Und dass sie vorhatte, ihr Testament zu ändern, ich aber alles für mich allein wollte.“
„Das ist ja einer von der ganz schlimmen Sorte“, murmelte Tristan ernst. Sein Blick verfinsterte sich, und seine Augen wirkten in dem Licht schwarz wie Kohle. „Wie lange kennen Sie den Mann schon?“, fragte er leise.
Betroffen wich sie ein Stück von ihm zurück. „Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich habe ihn erst einige Wochen vor dem Tod meiner Mutter kennengelernt.“
Er nickte, aber der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er die ganze Sache erst einmal verarbeiten musste. Daraus konnte sie ihm keinen Vorwurf machen.
„Morgen“, sagte er, „gehen wir zur Polizei.“
„Nein, bitte nicht.“ Sie erinnerte sich daran, wie der Officer sie an dem Tag nach der Beerdigung angesehen hatte. Sie wusste, dass er überzeugt von ihrer Schuld gewesen war, obwohl er es ihr nicht nachweisen konnte. Sie erinnerte sich an all die erniedrigenden Fragen, das Gefühl, auf Herz und Nieren geprüft zu werden. Der Verdacht, der über ihr schwebte, würde Ella für immer verfolgen – dabei hatte sie stets nur das Beste für ihre Mutter gewollt.
„Ella, dieser Mann wird Sie erst in Ruhe lassen, wenn wir ihn dazu zwingen.“
„Ich könnte es aber nicht ertragen, dass alles noch einmal durchzumachen. All diese Fragen und misstrauischen Blicke und immer wieder die Krankengeschichte meiner Mutter …“, bat sie flehentlich.
Er sah sie eine Weile nachdenklich an, dann nickte er. „Obwohl ich anderer Meinung bin, aber okay. Aber nur unter der Bedingung, dass Sie mir sofort mitteilen, wenn er noch mal anruft. Und jetzt …“, er strich über ihr Kinn, „… möchte ich, dass Sie sich keine Sorgen mehr machen, okay?“
Zitternd atmete sie aus. „Okay.“ Plötzlich fühlte sie sich ein bisschen besser. Vermutlich würde ihr ein wenig Arbeit dabei helfen, sie von ihren Sorgen abzulenken, und sie sah zum Tisch. Der Appetit war ihr gänzlich vergangen, und vermutlich würde sie jetzt keine angenehme Gesellschafterin sein. „Ich räume dann mal ab.“ Noch während sie sprach, nahm sie erst ihren und dann seinen Teller auf. Als sie sich umdrehte, stand Tristan hinter ihr, nahm ihr das Geschirr aus den Händen und stellte es zurück.
„Der Abwasch kann warten“, bestimmte er. „Wir müssen noch unseren Wein austrinken.“
Nur wenige Zentimeter waren ihre Körper voneinander entfernt, aber sie war immer noch besorgt wegen des Anrufs von eben. Sie berührte ihre feuchte Stirn. „Ich glaube, ich hatte schon genug Wein heute Abend.“
„Sind Sie denn so scharf darauf, den Geschirrspüler einzuräumen?“
„Nein“, erwiderte sie rasch und erwiderte sein Lächeln schwach. „Ich schätze, es ist nur so meine Art.“
„Morgen Abend bei der Veranstaltung wird getanzt.“ Er machte eine kurze Pause. „Können Sie tanzen, Ella?“
Sie wusste, worauf er hinauswollte. „Versuchen Sie mich von Scarpini abzulenken?“
Er neigte den Kopf. „Das tut hier nichts zur Sache …“ Offensichtlich erwartete er immer noch
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