Verliebt in eine Diebin - Roman
dachte an die Scarlets, die Schande, die Kastastrophe, die der Familie drohen würde, wenn die Wahrheit ans Licht käme - und die ganze Freude verflog.
Bestürzt presste er sie an sich. »Schon gut. Vergiss meine Frage. Bitte, schau nicht so drein.«
»Erzähl’s nicht«, flehte sie nach einem leidenschaftlichen Kuss. »Niemandem«, sagte er sanft und küsste sie wieder und wieder, bis sie sich an seiner Seite entspannte.
»Okay.« Tilda stemmte sich hoch und versuchte sich aufzusetzen. »Ich bin wieder okay.«
»Besser als okay, du bist...« Auch Davy setzte sich auf, um sie sofort wieder in seine Arme zu schließen.
»Was?«, fragte sie und merkte, dass er an ihr vorbeiblickte - zu den Scarlets an der Wand. »Was?«
» Diese Bilder, das bist du . All diese Farben und das Licht, Zorn und Sex. Das bist du .«
Sie betrachtete die Gemälde und versuchte, sie mit Davys Augen zu sehen, ohne Schuldgefühle und Seelenqualen. Ja, sie waren wunderbar, voller Gelächter und Leidenschaft und Lebenslust.
»Wie schön du bist«, flüsterte er, den Blick immer noch auf die Bilder gerichtet.
»Oh...« In ihrem Inneren schien sich irgendetwas zu öffnen.
Da wandte er sich zu ihr und sah ihr lächelnd in die Augen. »Scarlet…« Ganz langsam sprach er den Namen aus, als wollte er ihn kosten. »Matilda Scarlet Goodnight und ihr Werk.« Zärtlich küsste er sie.
Ich liebe dich, dachte sie und erwiderte den Kuss, nackt und furchtlos.
17
Am nächsten Morgen traf Tilda ihre Schwester im Büro, beim Muffinfrühstück.
»Mein Gott!«, rief Eve, als Tilda hereintänzelte und sie anstrahlte. »Was ist denn mit dir passiert?«
»Mit mir?« Betont lässig zuckte Tilda die Achseln. »Davy hat den letzten Scarlet zurückgeholt. Endlich bin ich meine Sorgen los.«
»Und was hat er danach getan?«
Tilda schenkte sich ein Glas Fruchtsaft ein. »Oh, wir unterhielten uns, und er hat rausgekriegt, dass ich Scarlet bin.«
»Tatsächlich?« Eves Lächeln erlosch. »War er sauer?«
»Keineswegs, es reizte ihn sogar.«
»An dir reizt ihn alles, das ist nichts Neues.«
Beinahe verschluckte sich Tilda an ihrem Saft. »Davy?«, fragte sie verblüfft. »Oh nein.«
»Doch. Er ist blind vor Liebe und weiß nicht, wie er damit zurechtkommen soll.«
Unwillkürlich grinste Tilda wieder. »Letzte Nacht hat er’s herausgefunden.«
»Oh... Und das war so toll?«
Tilda nickte. »So unglaublich toll«, und sah durch das Türfenster
in die Galerie hinaus. Es standen immer noch viele Möbel dort, aber der Raum wirkte hell und freundlich und sauber. Wie ich das alles liebe, dachte sie. Danke, Davy.
» Also war er dir nicht böse.«
Tilda stellte ihr Glas ab. »Sag Simon, dass du Louise bist.« »Nein.« Eve stand auf und trug ihr leeres Glas zur Spüle, damit Tilda ihr Gesicht nicht sah.
»Für mich war’s eine Befreiung. Seit er alles weiß, muss ich mich nicht mehr fürchten.«
»Dann würde ich erst anfangen, mich zu fürchten.«
»Sicher nicht.« Tilda ging zu ihrer Schwester. »Sobald es jemanden gibt, dem du alles erzählen kannst und der dich versteht, bist du wirklich frei.«
Eve wich zurück und schüttelte den Kopf. »In deinem Überschwang siehst du die Welt durch eine rosa Brille.«
»Das bezweifle ich. Ich denke...«
»Dass er der Richtige ist?« Eve verdrehte die Augen. »Obwohl du ihn erst zwei Wochen kennst?«
»Natürlich weiß ich nicht, ob’s die ewige Liebe ist«, erwiderte Tilda, erschrocken über Eves kalten Zynismus. »Und er ist sicher kein Märchenprinz. Aber ich vertraue ihm - ich kenne ihn.«
»Wohl kaum.« Eve wandte sich wieder ab. »Keinen Menschen lernt man jemals wirklich kennen. Man glaubt nur, ihn zu kennen.«
»Okay«, seufzte Tilda eher besorgt als gekränkt. »Kommst du heute Abend zur Vernissage?«
»Ja - ich glaube, Simon erwartet Louise.« Eves Stimme klang traurig und müde. »Weil sie ihm gesagt hat, sie würde im Double Take früher Schluss machen, um noch was von der Vernissage mitzuerleben.«
»Oh, das klingt so gar nicht nach Louise.«
» Ich will das Finale miterleben.«
»Dann gib Louise diesen Abend frei und komm als du selber.«
»Nein, sie hat sich schon ein hübsches Kleid gekauft. Dir würde es auch stehen.«
»Leider passen mir Louises Sachen nicht. Und deine kann ich nur tragen, weil du alles zwei Nummern zu groß kaufst.«
»Dieses ist weit geschnitten. Locker drapiert.«
»Locker?«
»Nun ja - rückenfrei.«
»Welche Farbe?«
»Blau. Mitternachtsblau wie der
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