Verliebt in eine Diebin - Roman
es echt ist. Bei einer Auktion könnte es Millionen einbringen, und niemand würde die Gaunerei merken.«
»Aber es ist schlecht?« Den Kopf schief gelegt, betrachtete Davy das Bild. »Nach meiner Ansicht sieht’s okay aus. Alt.«
»Es ist nicht so furchtbar schlecht. Aber auch nicht gut. Hier unten lagert ein halbes Dutzend Gemälde, die alle unsere Probleme lösen würden, wenn wir sie verkauften. Doch das ist unmöglich.«
»Deine moralischen Prinzipien ehren dich. Gib ihnen ein paar Stunden frei und geh mit mir nach oben.«
»Mit Moral hat das nichts zu tun. Wir können’s uns nicht leisten, ertappt zu werden. Niemals hat jemand die Goodnights mit gefälschten Bildern in Verbindung gebracht, von Großonkel Paolo abgesehen. Falls eine Fälschung auftaucht, würden sich alle Leute die Gemälde, die sie bei uns gekauft haben, genauer anschauen. Wie könnten wir ihnen das Geld zurückgeben, das wir jahrzehntelang eingenommen haben?« Tilda verstaute den Dürer wieder an seinem Platz. »Und ich bin einfach nicht raffiniert genug, um peinlichen Fragen auszuweichen. Die Schuldgefühle...« Seufzend schüttelte sie den Kopf. »So was würde mich schrecklich aufregen. Also bleiben die Bilder hier unten und treiben mich in den Wahnsinn. Wie gesagt, wir bringen’s nicht übers Herz, alle zu verbrennen, weil sie von der Familie gemalt wurden. Außerdem sind einige wirklich okay. Keine guten Fälschungen, sondern schöne Gemälde. Eigentlich müssten sie an den Wänden bewohnter Räume hängen.«
»Verkauf sie doch als Fälschungen.«
»Klar - und niemand wird was merken.« Tilda bückte sich, um ein weiteres Bild aufzuheben und in einen der Schränke zu legen.
»Du hast einen großartigen Hintern.«
Als sie sich aufrichtete, erwartete er eine bissige Bemerkung, doch sie sagte stattdessen »Danke« und räumte eine weitere Fälschung weg. »Leider habe ich auch noch dieses Problem. «
» Verkauf die Bilder«, empfahl er ihr und hoffte, sie würde sich wieder bücken. »Am besten behauptest du, die Goodnights hätten all diese Bilder in der Überzeugung gekauft, es wären Originale. Nachdem sie sich als Fälschungen entpuppt hatten, konnten sie nicht verkauft werden - weil die Goodnights ehrliche Kunsthändler sind.« Davy ließ seinen Blick über die Farbenpracht wandern.
»Ja. Weil Ehrlichkeit leicht zu fälschen ist.«
In ihren Augen lag ein so schmerzlicher Kummer, dass Davy vergaß, wie sehr er sie begehrte. »Okay. Hier gibt’s noch was, das nicht stimmt. Das Bild, das du gestern Abend aus Phipps Haus geholt hast... Warum war das so schlimm? Und wie hängt das mit den Scarlets zusammen?«
»Was - das hat nichts damit zu tun. Ich wurde nicht dazu ausgebildet, Scarlets zu malen, sondern von meinem Dad im klassischen Stil unterrichtet. So wie er’s von seinem Dad gelernt hatte. Aber eines Tages tauchte er mit einem Homer Hodge auf und sagte: ›So musst du malen.‹ Diese Bilder zu kopieren - das war kinderleicht...« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Also malte ich sechs Scarlets, dann zog ich aus.«
»Warum?«
»Weil die Zeiten schlecht waren«, erwiderte sie leichthin. Aber ihre Stimme klang gepresst. »Damals war ich noch ein Kind. Und es ist so lange her.« Tilda wandte sich ab und legte weitere Gemälde in die Schränke zurück.
»Wie alt warst du?«
»Siebzehn.«
»Was zum Teufel ist passiert?« Davy richtete sich auf.
»Wirklich, es ist nicht wichtig...«
»Hör zu lügen auf und erzähl mir die Wahrheit.«
Ihr Lächeln glich einer Karikatur. »Glaub mir, ich habe nicht gelogen. Es spielt keine Rolle mehr. Eve erwartete ein Baby von Andrew. Damals war er mein bester Freund, und wir standen uns so nahe wie Nadine und Ethan jetzt. Aber er interessierte sich auch für Eve. Sie war so schön. Und er ging mit ihr zum Schulball und... Wie gesagt, alles unwichtig.«
»Und deshalb bist du weggelaufen? Nein, dahinter muss was anderes stecken. Was geschah mit deinem Dad?«
Ohne ihn anzuschauen, räumte sie ein Gemälde nach dem anderen weg.
»Erzähl schon endlich!«, befahl Davy. »Vorher gehen wir nicht nach oben.«
»Nachdem wir herausgefunden hatten, dass Eve schwanger war, ging ich hier herunter und malte den letzten Scarlet.« Mit einem gequälten Lächeln drehte sie sich zu Davy um. »Den hast du Colby abgeluchst - die Tänzer.«
»Das Liebespaar.«
Da erlosch ihr Lächeln, und sie nickte. »Als ich hier unten malte und heulte, kam Dad herein und sagte…« Mühsam schluckte sie.
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