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Verliebt in eine Diebin - Roman

Verliebt in eine Diebin - Roman

Titel: Verliebt in eine Diebin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie Eva Malsch
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Gegenstände erschienen ihm fremdartig. Der ganze Raum leuchtete schneeweiß, so wie alles im Keller und in Tildas Leben.
    Sie rückte einen Stuhl aus geschweiftem Holz zurecht, der schon bessere Tage gesehen hatte. »Setz dich.« Nachdem Davy gehorcht hatte, öffnete sie einen Schrank und nahm ein Gemälde heraus - Getreidefelder unter einem ausdrucksvollen blauen Himmel. »Weißt du, was das ist?«
    »Ein van Gogh?«, erwiderte er desinteressiert. »Du hast tolle Beine...«
    »Nein, ein Goodnight, von meinem Urgroßvater gemalt. Natürlich mit van Gogh signiert.«
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Davy das Bild. »Und warum hat er’s nicht verkauft?«
    »Weil es miserabel ist.« Tilda öffnete weitere Schränke. Anmutig bewegte sich ihr Körper unter dem fließenden Kleid, und Davy beobachtete, wie sie ein Gemälde nach dem anderen
hervorholte. Schließlich lehnten ein paar Dutzend an den Wänden, oder lagen ihr zu Füßen, und er begehrte sie so heftig, dass ihm schwindlig wurde.
    »Lauter Goodnights. Seit Jahrzehnten werden sie hier unten verwahrt. Und sie befinden sich teilweise schon seit Jahrhunderten im Familienbesitz. Unser großes Geheimnis. Eigentlich sollten wir sie verbrennen. Aber das können wir nicht. Sie sind ein Teil von uns, und sie gehören zur Familiengeschichte.«
    »Verbrennen?«, wiederholte er, immer noch desinteressiert. »Warum habt ihr sie nicht verkauft?«
    Die Hände in ihre Hüften gestemmt, musterte sie ihn mit strengem Blick, und er vergaß die Bilder endgültig. »Weil es Fälschungen sind. Das wäre strafbar.«
    »Wirklich, Scarlet? Komm her und erzähl mir davon.« »Okay - weil die meisten schlecht sind.« Tilda ließ die Hände sinken. »Und weil sie zum Teil für künftige Generationen bestimmt sind. Wir vererben sie weiter.«
    »Warum?« Davy überlegte, wie lange er noch reden musste, bevor er ihr endlich das Kleid ausziehen durfte.
    »Ich hab’s dir schon mal erklärt: Am schwierigsten lassen sich die Fälschungen zeitgenössischer Maler entlarven. Da kommt die Wissenschaft nicht dran. Also malt jede Goodnight-Generation falsche Bilder für die nächste.«
    »Weil man nichts mehr merkt, wenn der Künstler erst tot ist.« Allmählich wuchs Davys Respekt vor den Goodnights. »Wie viele Fälschungen besitzt ihr denn?« Für einen kurzen Moment erwachte sein Interesse für den finanziellen Aspekt. Trotzdem hoffte er, sie würde ihn nicht zwingen, alle Bilder anzusehen. Das würde Stunden dauern, und die Leidenschaft begann bereits sein Gehirn zu umnebeln.
    »Über zweihundert, inklusive der Zeichnungen und Drucke. Einige stammen aus den Zeiten Antonio Giordanos. Als
die Familie nach Amerika übersiedelte, nahm sie den Namen Goodnight an.«
    »Damit sie besser hierher passt?«
    »Um zu vertuschen, dass wir mit meinem Großonkel Paolo Giordano verwandt sind. Der verkaufte einen Leonardo von der Wand weg und wurde erwischt.«
    »Von der Wand weg«, wiederholte Davy, trotz seiner Blutleere im Kopf interessiert. »Zeigte er auf das Bild und sagte …?«
    »Nein, er ging zu einem Sammler und schlug ihm vor: ›Ich stehle den Leonardo für Sie.‹ Das tat er und erklärte dem Kunden, er würde eine Kopie malen, damit die Polizei sie für das Original hält und nicht mehr danach sucht. Dann wären sie in Sicherheit.«
    »Und wer bekam die Kopie?«
    »Der Kunde. Nun ja - es waren einige Kunden. Vier verschiedenen Sammlern erzählte Großonkel Paolo dieselbe Geschichte. Niemals hätte er einen Nationalschatz behalten. Ausleihen, ja - stehlen, nein. Und die Kunden verdienten nichts Besseres, weil sie Nationalschätze stehlen wollten. Aus reiner Habgier.«
    »Der klassische Betrug. Wenn das Opfer kriminell ist, kann es nicht zur Polizei gehen. Komm her, und wir diskutieren darüber.«
    »Und wenn das Opfer kriminell ist, verdient es, geschnappt zu werden. Das kenne ich. Immer wieder hat mir das mein Dad eingeschärft.« Tilda hielt das Bild einer Frau mit vorquellenden Augen hoch, die sich über eine wohlgenährte Mutter und ihr erschreckend hässliches Baby neigte. »Hier siehst du unser kostbarstes Kunstwerk, eine heilige Anna von Dürer. Natürlich ist’s ein Goodnight-Dürer, aber trotzdem …«
    »Okay.«

    »Dieses Bild malte Antonio 1553. Es war nicht so gut wie seine anderen Fälschungen. Deshalb blieb es im Familienbesitz. Vierhundert Jahre lang. Wäre es gut gewesen, und wir hätten’s als Dürer verkauft, hätte eine Analyse der Farben und der Leinwand ergeben, dass

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