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Verliebt in eine Diebin - Roman

Verliebt in eine Diebin - Roman

Titel: Verliebt in eine Diebin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie Eva Malsch
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dachte er, als er beobachtete, wie sie von der Kellnerin aufgehalten wurde. Sie sah links und rechts die Straße hinab, zweifellos, um Jagd auf ihn zu machen. Er rührte sich nicht von der Stelle. Das Gemälde unter einem Arm, schlang sie den Riemen ihrer Tasche über die andere Schulter und ging mit langen Schritten davon. Ein paar Leute drehten sich nach ihr um. Völlig ungeeignet für kriminelle Aktivitäten, entschied er und folgte ihr.
    Als sie um eine Ecke bog, beschleunigte er sein Tempo, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Und blickte dann unvermittelt in eine menschenleere Seitengasse. Verdammt, warum hatte er nicht besser aufgepasst? Er kehrte auf die Straße zurück und sah sich um.
    Da gab es nichts, was ihn interessieren musste - abgesehen von einer schäbigen ziegelroten Ladenfassade, aus deren Schaufenster schwaches Licht drang. Davy trat näher und blickte durch eine der Scheiben. Drinnen war es dunkel, aber im Hintergrund entdeckte er eine Tür mit einem Fenster. Dahinter bewegten sich Leute. In der Finsternis des vorderen Raums konnte er zwei deprimierende Meereslandschaften erkennen.
    Gemälde.
    Kein Zufall, überlegte er und wich zurück, um das abblätternde Ladenschild zu inspizieren. Die verblichenen goldenen Buchstaben waren kaum zu entziffern, doch nach ein paar Sekunden las er: »Goodnight Gallery.«
    Also arbeitete Betty, die Kunstdiebin, für eine Kunstgalerie. In der unteren Ecke des Schaufensters entdeckte er ein kleineres Schild: »Möbliertes Apartment zu vermieten, Auskunft in der Galerie.«
    Vorsichtig blinzelte er über seine Schulter und erinnerte sich an das Motto seines Dads: Wenn dir etwas zu gut vorkommt,
um wahr zu sein, lass die Finger davon. Ein grandioser Vater war Michael Dempsey nicht, als Überlebenskünstler jedoch unvergleichlich.
    Davy dachte scharf nach. Wenn es kein menschliches Wesen war, das ihn in eine Falle lockte, dann musste es das Schicksal sein. Er dachte an Betty, ihre naiven hellblauen Augen hinter der Insektenbrille, ihren misslungenen Verführungsversuch in Cleas Schlafzimmer, ihr hartnäckiges Schweigen in der Kneipe - ohne jede Finesse. Höchst unwahrscheinlich, dass sie ihn absichtlich hierher gelotst hatte.
    Andererseits konnte ihm das Schicksal ein Schnippchen schlagen. Er hatte lange genug Billard gespielt, um zu wissen, dass man sich als Spieler gern fürs Glück entschied, statt sich allein auf seine Geschicklichkeit zu verlassen. Und als erfahrener Gauner wusste er, dass man besser auf die Gunst des Schicksals vertraute, als auf großartige Pläne. Mit seinen Plänen jedenfalls hatte er oft genug Schiffbruch erlitten. Und nur auf seine Geschicklichkeit durfte er auch nicht bauen.
    Die Situation erforderte gründliche Überlegungen, und er brauchte Kapital. Also machte er sich auf die Suche nach einer Bar mit einem Billardtisch. Betty konnte warten.
    Schließlich wusste er, wo sie zu finden war.
     
    Fünf Minuten zuvor hatte Tilda die Galerie durch die Hintertür betreten und war ins Büro gegangen. Gwen lag auf der abgewetzten Ledercouch, das blonde Haar von den Lämpchen der Jukebox beleuchtet, aus der »Don’t Say Nothing Bad About My Baby« von den Cookies tönte.
    Entzückt sprang Spot auf und stürmte über den fadenscheinigen Teppich auf Tilda zu. Als sie ihn hochhob, setzte sich Gwen so schnell auf, dass sie fast von der Couch rutschte. »Wo warst du? Mein Gott, ich dachte, du...«
    »Ja, ich weiß.« Tilda versuchte Spots wackelndes Hinterteil
unter Kontrolle zu bringen, ohne das Gemälde fallen zu lassen. »Sieh nur, unser Problem ist gelöst!« Sie schwenkte das kleine, in Packpapier gehüllte Quadrat durch die Luft, und Gwen sank zurück in die Polster.
    »Dem Himmel sei Dank!«, murmelte sie und starrte zur Zimmerdecke hoch.
    Tilda warf das Bild auf die Couch und drückte den wild hechelnden Hund beruhigend an ihre Schulter. »Ist ja gut«, flüsterte sie, tätschelte ihn wie einen aufgeregten kleinen Jungen und genoss die Erkenntnis, wie dringend er sie brauchte. »Armes Baby...« Dann wandte sie sich wieder zu Gwen. »Es ist ausgestanden - kaum zu glauben.«
    »Ist es nicht«, erwiderte Gwen.
    Ehe Tilda antworten konnte, ging die Bürotür auf, und Andrew kam herein, gefolgt von Eve in einem violetten Pyjama und flauschigen Pantoffeln. »Wir haben deine Stimme gehört«, erklärte er, nahm Tilda in die Arme und zerquetschte Spot beinahe. »Wie du uns gefehlt hast, du Verbrecherin!« Ein paar Sekunden lang lehnte sie sich an

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