Verliebt in eine Diebin - Roman
seinen Armen. Und er besaß gewisse Fähigkeiten.
Ach, verdammt, dachte sie. Wäre er ein paar Minuten länger hier geblieben, hätte er sie wahrscheinlich zu einem Dreier überredet. Deshalb fand sie ihn ja so bedrohlich - alles konnte er ihr einreden. Je länger sie über ihn nachdachte, desto zorniger wurde sie, und je zorniger sie wurde, desto schneller klopften ihre Zehen ans Fußende des Betts. Schließlich gab sie’s auf, öffnete die Schublade des Toilettentischchens und rammte den Stecker ihrer langjährigen Beziehung in die Steckdose.
Über General Electric mag man sagen, was man will, aber dieser Apparat gibt einem, was man braucht, ohne einem zwanzig Dollar zu stehlen und Türen ins Schloss zu werfen.
Nachdem Davy hundert Dollar gewonnen hatte, legte er das Queue vorsichtshalber beiseite. Nur weil er sich maßlos ärgerte, spielte er so verwegen Billard. »Das kommt davon, wenn man eine Frau nicht mehr aus dem Kopf bekommt.«
»Da hast du Recht«, stimmte sein Gegner zu.
Der Rückweg zur Galerie konnte Davys Laune auch nicht aufbessern, und als er im Erdgeschoss stand, fand er den Gedanken, in Tildas Schlafzimmer hochzugehen, wenig verlockend. Was zum Teufel war nur ihr Problem? Sein Blick streifte die Kellertür. Da unten hielt sie irgendetwas unter
Verschluss. Typisch Matilda, unten durfte niemand rein. »Außer mir«, flüsterte er, lief die Stufen hinauf und hämmerte gegen die Tür des Zimmers, das er gemietet hatte.
Bis ein verschlafener Simon die Tür öffnete, dauerte es eine Weile. »Was gibt’s?«
»Mach mal Pause. Du musst ein Schloss knacken. Sicher kann dich Louise fünf Minuten entbehren.«
»Louise ist nicht hier. Ich hege allerdings große Hoffnungen für morgen. Was soll ich aufsperren?«
»Die Kellertür.«
»Kein Problem.« Simon holte seine Werkzeuge. Um die Kellertür aufzubrechen, brauchte er nicht so lange wie für den Weg vom dritten Stock in den Keller.
»Schade, dass du im Ruhestand bist«, meinte Davy, »ein so begnadeter Künstler...«
»Ich weiß. Aber im Knast gefällt es mir nicht. Und was glaubst du hier zu finden?«
»Keine Ahnung. Gehen wir rein.« Davy knipste das Licht am Treppenabsatz an und erwartete einen düsteren Keller zu entdecken, wie in den meisten alten Häusern. Stattdessen erblickte er strahlend weiße Zementstufen, die zu einem blitzsauberen Korridor hinabführten.
»Da unten gibt es definitiv was Interessantes«, bemerkte Simon, und Davy runzelte die Stirn.
»Das weißt du jetzt schon?«
»Dafür hat jemand eine Menge Geld ausgegeben. Nicht fürs Schloss, aber...« Simon eilte die Stufen hinab, und Davy folgte ihm. Abrupt blieb Simon stehen und lauschte. »Ein Luftreiniger.«
»Es ist kühl hier.« Davy schaute sich um. Zwei Türen, die einander gegenüberlagen, leere Bücherregale. Sonst nichts.
»Klimatisierte Temperatur. Hier wird irgendwas Wertvolles gelagert.«
»Bilder?«
»Vermutlich.« Simon betrachtete die Tür zur Linken. »Oh, hallo!«
»Hallo was? Eigentlich wollte ich mich hier unten amüsieren.«
»Für diese Tür wurden Unsummen ausgegeben.« Simon bückte sich.
»Kannst du sie öffnen?«
»Wenn ich genug Zeit und ausreichende Gründe habe - ja. Beides fehlt mir. Außerdem wär’s eine Sauarbeit. Versuch Tilda die Kombination zu entlocken, das geht schneller.«
»Da kennst du Tilda schlecht.« Davy wandte sich zur anderen Tür. »Und diese? Schaffst du’s?«
Simon drehte am Knauf, und die Tür schwang auf. »Die wichtigste Regel bei jedem Einbruch. Sieh nach, ob die Tür versperrt ist.«
»Warum nerven mich heute Abend alle?« Davy knipste das Licht an und starrte in einen großen Raum, der sich über die halbe Länge des Hauses erstreckte. Über irgendwelchen Gegenständen waren weiße Laken ausgebreitet, im selben Weiß erstrahlten die Wände, der Boden und die Decke. »Die Aversion dieser Familie gegen Farben jagt mir langsam Angst ein.«
Simon nickte. »Wenn ich mich nicht irre, trägt Louise Rot. Im Dunkeln sind die Farben schwer zu erkennen.«
Erstaunt hob Davy die Brauen. »Louise mag es nicht, wenn das Licht an ist?«
»Das Einzige, was sie nicht mag. Und wenn man bedenkt, wozu sie alles Ja gesagt hat, fand ich’s nicht zu viel verlangt, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.«
»Ja, du bist ein rücksichtsvoller Mann.« Davy entfernte einen der Schonbezüge. »Jesus.« Von dem lackierten Holz eines grün-blauen Lehnstuhls starrten ihn Schlangenaugen
an. Was er zunächst für Streifen hielt,
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