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Verliebt in eine Gottin

Verliebt in eine Gottin

Titel: Verliebt in eine Gottin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer Stuart Anne Rich Lani Diane
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Wolfie zerrte ohne Unterlass, leise knurrend, aber vergeblich in Richtung Tür. Als sie endlich ein Ende fand, hatte ihre Kreditkarte ein Loch, Mr Casey blickte höchst erfreut drein, und sie war Besitzerin von knapp 70 Litern Wandfarbe, die am nächsten Tag geliefert würden.
    Wolfie zerrte sie zur Tür hinaus.

    Sie ließ sich von ihm nach Hause ziehen, noch immer im Farbenrausch und wie beschwipst von der ihr vertrauten Straße mit all den Häusern, die plötzlich in frischem Glanz erstrahlten, und von der in vielfältigem Farbspiel glühenden, untergehenden Sonne, die hinter ihrem Haus sank, das breit und behäbig am Ende der Straße hockte. Beim Anblick ihres Zuhauses hielt sie inne und starrte es an, als sähe sie es zum ersten Mal, die beiden obersten Stockwerke des Stufentempels, die ihr Großvater die Straße hinunter hatte transportieren und dort aufstellen lassen. Sie wirkten wie ein steinerner Hochzeitskuchen, der da machtvoll und brütend in der beginnenden Dämmerung saß. Es war ihr ganzes Leben lang ihr Zuhause gewesen, nun aber sah sie ihn zum ersten Mal als einen Tempel, der er jahrtausendelang gewesen sein musste, und sie fragte sich, ob wohl einst ein Gott-König dort gewandelt, gelebt, geschlafen hatte …
    Wolfie bellte und zerrte an der Leine.
    Sie schüttelte den Kopf, um den Gott aus ihren Gedanken zu verbannen, und ging weiter. Als sie die Vordertür öffnete, rannte Wolfie hektischer als sonst vor ihr hinein, knurrend und jaulend, und begann, durch die vier quadratischen Räume im Erdgeschoss zu rennen, von denen jeweils zwei auf jeder Seite der großen Steintreppe lagen. Er rannte nach rechts durch den breiten Steinbogen ins Wohnzimmer, dann durch das dahinter liegende Esszimmer und nach links in die Küche und kam schließlich durch das ehemalige Schlafzimmer ihrer Mutter wieder zurück in die Einganghalle, wo er sich, noch immer angespannt, keuchend vor ihren Füßen zu Boden warf.
    »Gut gemacht, Wolfie, tapferer Kerl.« Shar tätschelte ihn und legte ihre Schlüssel und die Tasche auf dem Ablagetischchen neben dem Telefon ab. Der Anrufbeantworter zeigte eine blinkende »3«. Seufzend drückte sie auf »Wiedergabe« und vernahm die Worte: »Hier spricht Doug Essen. Ich bringe dieses Papier morgen zu Ihnen ins Büro …«
    »Völlig egal, mein Junge, Hera ist trotzdem eine Griechin«,
kommentierte Shar und löschte die Nachricht. Der weinerliche Bariton ging ihr auf die Nerven. Zur Hölle mit Studenten, die nichts lernen wollten.
    »Frau Professor Summer, hier ist Leesa«, sprach eine helle Stimme nach dem nächsten Piepsen. »Ich rufe an, wie abgemacht. Die Sache ist die, ich brauche noch eine Verlängerung meiner Verlängerung, weil sich neue Dinge ergeben haben. Sie wissen ja, so ist das Leben. Also, wenn das in Ordnung geht, hinterlassen Sie mir bitte eine Botschaft. Danke.«
    »Ich weiß nicht, wie das Leben ist. Ich hab’s für meine Forschungen aufgegeben«, sagte Shar und löschte die Nachricht. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie wenige Dinge sich je in ihrem Leben ergeben hatten. Aber wenn dieser Gott-König während ihrer Doktorarbeit aufgetaucht wäre, dann hätte auch sie sicher ihre Abgabetermine verpasst, da war sie sich sicher.
    »Shar, ich bin’s, Ray«, ertönte nach dem nächsten Piepsen Rays Stimme. »Ich habe darüber nachgedacht, was du heute gesagt hast …«
    »Na, das ist mal ganz was Neues«, kommentierte Shar und löschte seine Nachricht.
    »Hör mir zu«, winselte Wolfie, »hör auf mich, das ist schlecht.«
    »Was denn?«, fragte Shar gedankenverloren. Dann sickerte es in ihr Bewusstsein, dass ihr Hund zu ihr sprach , und sie blickte verblüfft zu ihm hinab. » Was? « Sie machte einen Schritt rückwärts. »Zum Teufel! Sprichst du etwa mit mir?«
    Er bellte sie an. Es könnte ein »Jaa!« gewesen sein, aber wahrscheinlich war es einfach nur ein Bellen.
    »Wolfie?« Sie wartete darauf, dass er noch etwas sagte, aber er rannte davon, in die höchst langweilig halb zur Hälfte steingrau, zur Hälfte sandbeige gestrichene Küche und schlabberte an seinem Wassernapf. Also folgte sie ihm und schenkte sich noch ein Glas Tonikum ein. Dabei dachte sie über ihr Leben nach: sich beschwerende Studenten, ein Lebenspartner, der ihr auf die Nerven ging, ein sprechender Hund …

    Sie trank einen Schluck. Ihr Hund sprach nicht. Der Trank sprach, jawohl, es war ein sprechender Trank. Ich muss das einfach in den Griff bekommen , sagte sie sich selbst, und zu Wolfie

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