Verliebt in eine Kidnapperin?
den Kinderwagen. Das Baby schlief friedlich im Schatten des Baumes. „Und jetzt muss er sich auch noch um Anthony kümmern.“
Das alles klang nicht gerade ermutigend, aber Jeremy war nach wie vor davon überzeugt, dass Max lernen musste, auf eigenen Füßen zu stehen.
„Das Dumme ist“, fuhr Kirsten fort, „mein Bruder braucht meine Hilfe, obwohl er sie überhaupt nicht will.“
Ob Max wieder Fuß fassen würde, wenn er den richtigen Job hätte? Jeremy hoffte es für ihn. Kirsten musste endlich einmal zur Ruhe kommen.
„Und was ist mit dir?“, erkundigte er sich. „Du hast gesagt, du hättest im Moment auch keine Arbeit?“
„Ja, aber das ist kein Dauerzustand. Ich hatte nie Schwierigkeiten, einen Job zu finden oder zu behalten. Ich habe viel Erfahrung und eine Menge guter Zeugnisse und Referenzen. Es ist also nur eine Frage der Zeit.“
Jeremy dachte eine Weile nach. „Ich kenne eine Menge Leute in der Stadt. Vielleicht kann ich bei jemandem ein gutes Wort für dich einlegen“, bot er ihr an.
„Lieb von dir, aber ich möchte mich selbst darum kümmern“, entgegnete sie. „Das ist mir nämlich sehr wichtig.“
Ihre Einstellung war bewundernswert. Ebenso bewundernswert wie ihr Haar, das im Licht der Sonne golden glänzte, und das Blau ihrer Augen, das bisweilen hell und manchmal so dunkel und unergründlich wie ein tiefer See war.
Gern hätte er noch mehr Zeit mit ihr verbracht, aber seine Mittagspause neigte sich dem Ende zu.
„Wir müssen das Picknick leider beenden“, bedauerte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Meine Pause ist gleich vorbei.“
Kirsten verstaute die Reste ihres Mahls in der Kühlbox. „Hast du heute Nachmittag viel zu tun?“
„Das kann man vorher nie sagen.“ Jeremy warf die benutzten Servietten in den Papierkorb und griff nach der Kühlbox. „Vielen Dank für das Picknick. Es war eine wundervolle Idee von dir. Ich habe so etwas schon lange nicht mehr gemacht.“
Und noch länger war es her, dass er die Mittagspause mit einer so wunderbaren Frau verbracht hatte.
„Hin und wieder eine Abwechslung bringt Farbe ins Leben“, lächelte sie.
Etwas Ähnliches hatte seine Mutter auch immer gesagt. Das war auch der Grund gewesen, warum sie ihre Söhne jeden Sommer auf die Double Crown Ranch zu Ryan und Lily geschickt hatte. Sie sollten andere Lebensweisen kennenlernen und neue Erfahrungen sammeln.
Gemeinsam schlenderten sie zu Kirstens Haus zurück. Auf dem Rückweg erzählte Jeremy ihr eine Episode aus seiner Jugend.
„In der Nähe der Ranch gab es einen kleinen Teich, und eines Tages beschlossen wir Jungs, uns im Wasser abzukühlen. Da wir keine Badehosen dabei hatten, sind wir einfach nackt ins Wasser gesprungen. Dummerweise kamen ein paar Mädchen vorbei, Töchter einer Freundin von Lily. Sie stibitzten unsere Klamotten und liefen davon. Wir blieben im Wasser, bis wir blau vor Kälte waren, aber irgendwann mussten wir ja wieder zurück. Also sind wir splitternackt nach Hause gelaufen.“
„Wie unangenehm!“ Kirstens Grinsen strafte ihre Worte Lügen. „Und die Mädchen waren noch auf der Ranch?“
„Ja, aber glücklicherweise haben wir in der Scheune einen Farmarbeiter getroffen, der uns etwas zum Anziehen besorgt hat.“
„Da waren die Mädchen bestimmt enttäuscht“, mutmaßte Kirsten mit einem spitzbübischen Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. „Warum bist du eigentlich Arzt geworden?“
„Mein älterer Bruder und ich hatten im Baumhaus in unserem Garten gespielt. Nick kletterte die Leiter hoch und alberte mit J.R. herum, der hinter ihm kam. Dabei hat Nick den Halt verloren, fiel die Leiter hinunter und brach sich den Arm. Es war ein ziemlich komplizierter Bruch, und der Knochen war freigelegt. Das sah richtig schlimm aus.“
„Das also war der Auslöser?“
„Jedenfalls habe ich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal ernsthaft darüber nachgedacht. Natürlich hat Nick mir leidgetan. Er hatte ziemliche Schmerzen. Ich habe meine Mutter gebeten, ihn in die Notaufnahme begleiten zu dürfen, und aus irgendeinem Grund hat sie es erlaubt.
Die Atmosphäre im Krankenhaus hat mich regelrecht fasziniert, und ich habe den Orthopäden Löcher in den Bauch gefragt. Wahrscheinlich hätte er mir am liebsten ein Pflaster auf den Mund geklebt.“ Jeremy lachte glucksend, als er sich daran erinnerte.
„Ich wünschte, ich hätte auch so eine Eingebung gehabt, als ich mich für meinen Beruf entschieden habe“, seufzte Kirsten.
„Wie bist du denn
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