Verliebt in eine Kidnapperin?
diese Beziehung enden würde. Dennoch wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben – noch nicht aufgeben –, eines Tages Jeremy Fortunes Frau zu werden.
8. KAPITEL
Am Samstagmorgen holte Jeremy Max ab und fuhr mit ihm zur Double Crown Ranch. Er wollte ihn Lily und Ruben persönlich vorstellen.
Nachdem er vor Kirstens Haus geparkt hatte, lief er die Stufen zur Veranda hinauf. Noch ehe er den Klingelknopf drücken konnte, riss Max die Tür auf und begrüßte ihn breit grinsend.
„Wirklich nett von dir, dass du mich zur Double Crown Ranch fährst“, sagte er.
„Kein Problem.“
Max trug ein schwarzes T-Shirt, abgewetzte Jeans und ausgelatschte Lederstiefel. In der Hand hielt er einen alten Stetson. Er brannte darauf, sofort loszufahren, aber Jeremy hätte Kirsten erst noch gern einen guten Morgen gewünscht.
Er wollte gerade nach ihr fragen, als sie in den Flur kam.
„Hallo“, begrüßte sie ihn.
„Hallo“, wiederholte er.
Und dann wusste er nicht weiter – ganz wie ein verliebter Teenager, der zum ersten Mal der angehimmelten Freundin gegenübersteht und keine Worte findet.
Heute trug Kirsten eine weiße Bluse zu ihren Jeans. Das Haar fiel ihr über die Schultern, und ihre Augen schienen besonders blau zu schimmern. Allein ihr Anblick ließ ihm das Herz bis zum Hals schlagen.
„Braucht Max ein Lunchpaket?“, erkundigte sie sich. „Vorsichtshalber habe ich ihm eins gemacht.“
„Nicht nötig. Auf Double Crown gibt es Mittagessen für die Arbeiter.“
Erneut entstand ein unbehagliches Schweigen.
Eigentlich hätten sie längst losfahren müssen. Aber irgendwie schaffte Jeremy es nicht, sich von der Stelle zu rühren. Seine Füße schienen wie angewurzelt. Der Duft von Kirstens Shampoo stieg ihm in die Nase. Fast glaubte er, die Wärme ihres Körpers zu spüren.
Es gab nur eine Möglichkeit für ihn, sich aus seiner Erstarrung zu lösen. „Möchtest du nicht mit uns fahren?“, schlug er vor. „Dann könntest du Lily ebenfalls kennenlernen.“
Ihr Lächeln wurde breiter. „Warum nicht?“ Dann wurde sie jedoch ernst. „Aber vielleicht ist es ihr gar nicht recht?“
„Du könntest ihr Gesellschaft leisten“, meinte er. „Sie ist bestimmt froh darüber.“
Ein wenig Ablenkung von der Sorge um das Schicksal von Jeremys Vater würde ihr guttun. Diese Ungewissheit setzte allen zu, aber ihr wohl am meisten.
„Na gut“, stimmte Kirsten zu. „Wir müssten nur Anthonys Kindersitz mitnehmen.“
„Kein Problem. Ich mache das schon“, bot Max sich an.
„Prima. Dann hole ich seine Wickeltasche.“
Kurz darauf saßen sie alle in Jeremys Mietwagen und ließen die Stadt hinter sich.
Max war ungewöhnlich gesprächig. Er war ein vollkommen anderer Mensch geworden und schien sich sehr auf die Arbeit zu freuen. Hoffentlich enttäuscht er Lily und Ruben nicht, dachte Jeremy. Sonst ist er den Job schnell wieder los.
Staunend ließen Max und Kirsten ihren Blick über das weite Land schweifen, als sie sich der Ranch näherten.
„Das ist ja riesig“, sagte Kirsten bewundernd.
Max hatte es die Sprache verschlagen.
Während sie an der sandsteinfarbenen Mauer entlangfuhren, die das Anwesen einfasste, gab Jeremy ihnen einen kurzen Abriss über die Geschichte der Ranch. „Ryan Fortunes Vater Kingston hat sie vor etwa fünfzig Jahren gekauft. Das ursprüngliche Haus war ein unscheinbarer Ziegelbau mit einem schlichten Flachdach, und es war genauso gelb wie die Mauer.
Aber als Kingston mit der Zeit wohlhabender wurde, hat er mit den Renovierungen und Erweiterungen begonnen. Wobei er immer darauf geachtet hat, den ursprünglichen Stil zu bewahren.“
„Es ist wirklich wunderschön“, wiederholte Kirsten.
Max war beeindruckt von den Stallungen und den riesigen Koppeln. Ein kleineres Haus in der Ferne erregte sein Interesse. „Wer wohnt denn da?“
„Ruben und Rosita.“ Der Vorarbeiter und seine Frau lebten auf der Ranch, seit Jeremy denken konnte.
Jeremy parkte im Schatten einiger Bäume in der Nähe des Haupthauses.
„Gehen wir erst ins Haus“, schlug Jeremy vor. „Ich mache dich mit Lily bekannt, und dann gehe ich mit Max zu Ruben. Du kannst dann mit dem Baby bei ihr bleiben.“
„Du bist bestimmt gern hier“, sagte Kirsten, als Jeremy sie durch das schmiedeeiserne Tor führte, hinter dem ein Garten mit violett blühenden Salbeibüschen lag.
„Sehr gern sogar“, bestätigte Jeremy. Im Stillen freute er sich, dass er ihr das Anwesen zeigen konnte. Er lief voraus über den gewundenen
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