Verliebt in einen Fremden
Krimskrams eingelagert. Schauen Sie die Sachen ruhig einmal durch und nehmen Sie sich, was Sie brauchen.«
Camille nahm sich fest vor, von dieser Möglichkeit in allernächster Zukunft Gebrauch zu machen.
»Dearly und Simon haben ihre Wohnung über der Garage. Sie haben mir versichert, dass sie mit dem derzeitigen Zustand zufrieden sind. Vielleicht überzeugen Sie die beiden, dass ein neuer Anstrich nicht schaden könnte. Und wenn Sie einmal dabei sind, dann überreden Sie sie doch auch gleich zu einer neuen Möblierung«, schmunzelte er.
Rayburn wirkte sichtlich erschöpft. Der Rundgang hatte
länger gedauert, als Camille einkalkuliert hatte, und es war spät geworden. Um ihn nicht zu brüskieren, täuschte sie ein herzhaftes Gähnen vor und entschuldigte sich dann überschwänglich. »Verzeihen Sie vielmals, aber der heutige Tag war doch anstrengender, als ich dachte. Wenn Sie nichts dagegen haben, gehe ich jetzt wohl besser zu Bett.«
»Aber natürlich, natürlich«, pflichtete er ihr hastig bei.
Als sie die Stufen hinuntergingen, erklärte sie ihm das weitere Vorgehen. »Morgen werden wir uns die Musterbücher anschauen und die von Ihnen gewünschten Veränderungen besprechen. Wenn wir alles ausgewählt haben, rufe ich in meinem Studio an und bestelle dort sämtliche Materialien. Bis die Lieferung eintrifft, können wir mit den weniger schönen Aufgaben beginnen â Böden abziehen, Anstreichen, Ausbesserungsarbeiten und so weiter. Für die schwereren handwerklichen Arbeiten brauche ich vermutlich einige Hilfskräfte. Ist es Ihnen Recht, wenn ich mir hier vor Ort ein paar Leute suche?«
»Aber keine Frage, meine Liebe. Nehmen Sie sich, wen Sie wollen.« Er hatte sie bis zum Ende der Halle begleitet, wo sie stehen blieb.
»Das letzte Stück schaffe ich allein, Mr. Prescott. Wir sehen uns morgen früh. Schlafen Sie gut.«
»Sie auch, Camille. Wenn Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie kurz bei Simon oder Dearly an. Sämtliche Kurzwahlen sind auf der Telefontastatur gekennzeichnet.«
»Danke. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Er stockte, bevor er leise hinzufügte: »Ich bin froh, dass Sie hier sind, Camille. Vermutlich ist das gut für uns alle.«
Lächelnd wandte sie sich ab, obwohl sie ihm nicht wirklich glaubte. Wie konnte irgendetwas Gutes dabei herauskommen, wenn sie mit dem Mann unter einem Dach zusammenlebte,
den sie mehr fürchtete als eine ansteckende Krankheit?
Kopfschüttelnd lief sie durch die Dunkelheit zu ihrem Apartment.
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Ein leichter Windhauch blähte die dünnen Vorhänge vor ihrem Fenster, als Camille schläfrig blinzelnd zur Uhr schaute und feststellte, dass es noch sehr früh war. Am Vorabend, beim Ausziehen, hatte sie die Läden geschlossen. Nachdem sie das Licht ausgemacht und sich in das Himmelbett geschwungen hatte, hatte sie jedoch festgestellt, dass es in ihrem Zimmer unerträglich stickig wurde. Also war sie noch einmal aufgestanden, hatte die Läden zurückgeklappt und war im Dunkeln wieder ins Bett gekrabbelt. Das Summen des Deckenventilators und die kühle Brise lullten sie trotz ihrer aufgewühlten Gedanken bald darauf in den Schlaf.
Energisch warf Camille das Laken zurück, zog das Nachthemd über ihren Tanga und stakste ins Bad. Sie stand über das Waschbecken gebeugt, wo sie ein Glas mit Wasser füllte, als sie plötzlich die Schlange erspähte, die sich hinter den Armaturen schlängelte.
Ihr Schrei zerriss die Luft, das Glas fiel ihr aus der Hand ins Waschbecken, wo es klirrend zersplitterte. Für Augenblicke stand sie wie versteinert, dann sprang sie hektisch in die Badewanne. Eine Schlange konnte doch niemals hier hereinkommen, oder? Camille kreischte panisch auf, da das lange, geringelte Etwas sich vorwärts bewegte. Währenddessen hörte sie, wie die Eingangstür geöffnet wurde und wieder zuschlug. Schwere Schritte stürmten in den Wohnraum.
»Camille, Camille, alles in Ordnung mit dir?« Zacks besorgte Stimme drang kaum bis zu ihr vor, da sie in starrem Entsetzen die Schlange fixierte.
Zacks hoch gewachsene Statur füllte den Türrahmen aus. Er trug Arbeitskleidung, verwaschene Jeans und ein blaues Baumwollhemd. Sein strohgeflochtener Cowboyhut hing ihm im Nacken, ein paar Lederhandschuhe steckten in seinem Gürtel.
Er bemerkte das kreideweiÃe Gesicht von Camille, die in der
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