Verliebt in einen Fremden
Bestellnummern von den Rückseiten der jeweiligen Muster. SchlieÃlich wollte sie bei der Bestellung keinen Fehler machen.
Nach dem Mittagessen setzten sie ihre Arbeit fort und machten auf Simons Vorschlag hin am Spätnachmittag eine ausgedehnte Pause. Simon hatte als Grund vorgeschoben, dass Camille sich im Witwendomizil ausruhen müsse, aber sie wusste genau, dass er dabei an Rayburns Gesundheit dachte und darauf drängte, dass der alte Herr sich bis zum Abendessen hinlegte.
Den jüngeren Prescott sah Camille kein einziges Mal.
Immer wieder geisterte ihr der morgendliche Vorfall durch den Kopf, und sie war wütend auf sich selbst, dass sie seinen leidenschaftlichen Küssen nachgegeben hatte. Er amüsierte sich bestimmt köstlich darüber, dass sie ihm förmlich in die Arme gefallen und seinem zweifelhaften Charme erlegen war. Allein bei der Vorstellung der vielen Frauen, die wohl zu seinem reichen Erfahrungsschatz in Sachen Verführungskünste beigetragen hatten, empfand Camille einen bohrenden Schmerz in der Magengrube.
Sie hasste sich für diese Eifersucht. Kaum berührte er sie, wusste sie nichts Besseres zu tun als mit schamloser Intimität darauf zu reagieren. Es war genau wie zwei Jahre zuvor im Winterurlaub. Wieder sah sie sich hingegossen in seiner schützenden, wärmenden Umarmung. Er hatte zärtlich fordernd ihre Lippen erkundet und war nicht enttäuscht worden. Seine Hände hatten sie mit einer sanften Vertrautheit gestreichelt, die ihr den Atem stocken lieÃ. Keinem anderen Mann hatte sie sich sexuell hingegeben. Warum ausgerechnet Zack? Welche Anziehung übte er bloà auf sie aus? Ihre Vernunft und ihre Moralvorstellungen waren ausgeschaltet, sobald er sie in die Arme nahm. Eine höchst brisante Situation. Sie hatte schon einmal vor seiner erotischen Ausstrahlung kapituliert, und seitdem waren die nagenden Schuldgefühle ihre ständigen Begleiter. Diesen folgenschweren Fehler wollte sie auf gar keinen Fall wiederholen.
Zum Abendessen trug Camille ein schlichtes Baumwollkleid. Es hatte einen sanften Goldschimmer, passend zu den goldenen Sprenkeln in ihren Augen. Als sie den Salon betrat, saà Rayburn in einem gemütlichen Ohrensessel, der neu aufgepolstert werden sollte. Es sei eines seiner Lieblingssitzmöbel, hatte er Camille gestanden und sie zaghaft gefragt, ob er das Stück behalten dürfe. Sie hatte glockenhell
gelacht und zustimmend genickt. Zack stand an einem langen Sideboard und mixte sich einen Drink.
Die marineblaue Bügelfaltenhose betonte seine langen, trainierten Beine perfekt, das hellseidene Oberhemd schmiegte sich bei jeder Bewegung an seine muskulöse Schulter- und Rückenpartie. Er drehte sich um, sobald Camille den Raum betrat, und sie gewahrte das gelockte Brusthaar unter dem geöffneten Hemdkragen. Sie schluckte, bemüht, den Kloà in ihrer Kehle loszuwerden, und murmelte ein leises »Guten Abend«.
»Hallo, Camille. Möchten Sie einen Drink?« Sogar seine Stimme klang verführerisch.
»Ein Glas WeiÃwein bitte. Mit Eis.«
»Genau das richtige Getränk für eine Dame«, meinte Rayburn beipflichtend. »Ich mag es nicht, wenn Frauen harte Getränke bevorzugen. Ich habe Zack eben über unsere Pläne unterrichtet. Sie haben mein Vertrauen in Ihr Können voll und ganz bestätigt.«
»Danke für das Kompliment, Mr. Prescott. Ich hoffe, dass Ihr Sohn mit dem Resultat ebenfalls zufrieden sein wird.« Ihr Blick glitt zu Zack, der weiterhin stehen blieb, nachdem er ihr das Glas überreicht hatte. »Wenn Sie die von uns ausgewählten Muster sehen möchten, zeige ich Ihnen diese natürlich gern, bevor ich die Bestellung aufgebe.«
»Wirklich nett von Ihnen, Camille, aber auch ich vertraue Ihrem Geschmacksurteil. Sie kennen ja bereits meine Einstellung, wie das Haus nachher nicht aussehen soll. Dad hat mir versichert, dass Sie schlichte Formen bevorzugen. Ich überlasse die Umgestaltung Ihnen beiden und lasse mich von dem Ergebnis überraschen.«
Er war offenbar bester Stimmung. Nach der morgendlichen Szene in ihrem Apartment hatte sie mit seinem galligen Sarkasmus gerechnet, aber nichts dergleichen geschah.
Dieser Zack war wieder der Charmebolzen, den sie im Snow Bird kennen gelernt hatte. Und so war er ihr noch gefährlicher. Sie müsse höllisch aufpassen, redete sie sich eindringlich ins Gewissen.
Bei Tisch drängte Rayburn
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