Verliebt in einen Fremden
auf sie ein. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und ihm die weichen Locken aus der Stirn gestrichen, seine markante Wangenpartie gestreichelt und ihren Kopf an seiner Brust vergraben, Trost in seinen starken Armen gesucht. Stattdessen sagte sie kontrolliert: »Ich ⦠Utah liegt schon so lange zurück, Zack. Das ist doch Schnee von gestern. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen â¦Â«
»Aber ich, verflucht noch mal!«, stieà er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, die Sehnen an seinem Hals angespannt vor Verbitterung.
»Du bist nervlich überfordert, Zack. Ich glaube, momentan sind wir beide emotional nicht in der Lage, diese alten Geschichten wieder aufzurollen.« Eigentlich hatte sie ihn nicht so vor den Kopf stoÃen wollen, aber sie musste hart bleiben, aus reinem Selbstschutz. »Zudem finde ich es unfair gegenüber deinem Vater, dass wir hier sitzen und über unsere Probleme diskutieren«, ergänzte sie kurz angebunden. Sie wollte es bewusst auf die Spitze treiben, um sich wenigstens einen letzten Rest Würde zu bewahren.
Leise fluchend sprang er auf und wühlte in den Taschen seiner engen Jeans nach Kleingeld. Als sie zur Tür der Cafeteria
steuerten, packte er sie am Oberarm und riss sie zu sich herum.
Sein Gesicht dicht über das ihre gebeugt, zischte er: »Ich will den Grund wissen, Camille. Keine Frau verschwindet sang- und klanglos aus meinem Bett. Wenn das alles hier vorbei ist, wirst du mir erklären, wieso du das getan hast.«
Er lieà sie so abrupt los, dass sie unvermittelt schwankte, bevor sie wieder festen Halt unter den FüÃen gewann. Daher also wehte der Wind! Sie hatte auf seinem männlichen Ego herumgetrampelt, und jetzt musste er unbedingt wissen, warum sie ihn verlassen hatte. Sie oder ihre Gefühle kümmerten ihn überhaupt nicht. Er wollte lediglich sein Selbstbewusstsein aufpolieren. Offenbar hatte er es bei seinen vielen Sexabenteuern noch nie erlebt, dass eine Frau heimlich getürmt war. Camille war offenbar eine neue Erfahrung für ihn gewesen und ihm deshalb lebhaft in Erinnerung geblieben. Sieh mal einer an, demnach war sie die einzige Frau, die ihn schnöde hatte sitzen lassen!
Seine ÃuÃerung war wie eine schallende Ohrfeige, zumal sie insgeheim immer noch gehofft hatte, dass er ihre Zuneigung wenigstens ein bisschen erwiderte. Aber jetzt war ihr alles klar. Sie war für ihn ein reines Lustobjekt gewesen, als Mensch mit Gefühlen und Befindlichkeiten völlig unbedeutend. Als er aufgewacht war und festgestellt hatte, dass seine Bettgespielin fort war, hatte das sein Ego mächtig angekratzt. Sein männlicher Stolz durfte das nicht hinnehmen, folglich hatte es ihm keine Ruhe gelassen, die Gründe für ihr Verschwinden zu erfahren.
Und dennoch, trotz ihrer Mordswut auf ihn wusste Camille, dass sie ihn liebte. Ihr Blick klebte an ihm, während er sich mit den Krankenschwestern und Dr. Daniels austauschte, die bis zum Abend bei Rayburn ein- und ausgingen.
Ja, sie liebte ihn. Was sollte sie bloà tun? Ständig kreisten ihre Gedanken um diese eine Frage.
Es war schon nach elf, als sie und Zack das Krankenhaus schlieÃlich verlieÃen. Dr. Daniels versprach anzurufen, sollte sich Rayburns Zustand in der Nacht verändern. Erschöpft fuhren sie nach Hause. Keiner sprach ein Wort.
Schweigend betraten sie die dunkle Eingangshalle, wo Zack sie plötzlich in seine Arme riss und ihr fast die Luft abschnürte.
Beinahe brutal brannten seine Lippen auf ihren. Eine Hand in ihre dunklen Locken gekrallt, hielt er ihr den Kopf fest, während er ihren Mund mit seiner Zunge erforschte, als könnte er so die Antworten auf seine quälenden Fragen finden. Innerlich zerrissen, ob sie sich zur Wehr setzen und ihn brutal abweisen sollte, brachen ihre aufgestauten Gefühle schlieÃlich doch aus ihr hervor. Den ganzen Tag über hatte sie diese sorgsam zu kontrollieren gewusst. Das Trauma, Rayburn dem Tode nahe auf dem Küchenboden liegen zu sehen, die mörderische Fahrt zur Plantage und ins Krankenhaus, das zermürbende Warten auf den Befund, die Auseinandersetzung mit Zack, all das drängte heraus, als sie seinen Kuss mit hemmungsloser Leidenschaft erwiderte. Ihre Emotionen suchten ein Ventil, suchten die Erlösung in seinen Armen, seinem Mund, seiner Wärme.
Als er spürte, dass sie ihm nachgab, wurden seine Lippen sanfter,
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