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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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können Sie sich entscheiden.“
    „Das dazugehörende Bad“. Das klingt einfach zu gut, um wahr zu sein. Ich bin schon im Geiste so gut wie umgezogen.
    „Ich hätte noch eine Frage“, sage ich jetzt.
    „Fragen Sie nur“, kommt die freundliche Aufforderung.
    „Hat Ihr Cottage auch eine Zentralheizung?“
    Da wirft die Frau den Kopf zurück und lacht schallend. „Ja“, prustet sie dann, „Sie armes Kind! Ja. Das Haus hat eine Zentralheizung.“
    Mein Entschluss steht fest. Gleich morgen schaue ich bei ihr vorbei.
    Wir erreichen London, wechseln die Bahnhöfe und reisen weiter nach Gatingstone.
    Auf der Fahrt erzählt mir Alice, denn so heißt meine Mitreisende, noch ein wenig von sich. Als junges Ding war sie eine Polizistin. Später sei sie für Scotland Yard tätig gewesen und hätte in den Emiraten gearbeitet. Ein reicher Scheich hätte ihr dort einen Heiratsantrag gemacht, und sie hätten sich verlobt.
    „Gott, wie war ich naiv“, sagt sie jetzt, „ich dachte, dass er nach westlichen Standards leben wollte. Erst nach einer gewissen Weile habe ich begriffen, dass ich zwar seine Ehefrau sein würde, aber dass er es für sein selbstverständliches Recht betrachtete, neben mir jede Menge andere Frauen zu haben. Das war nur eine kurze Verlobung. Egal“, sagt sie zynisch, „ich habe immer noch den Verlobungsring. Schon der alleine war die ganze Aktion wert.“
    Ich sehe sie verstohlen an. Um solch eine Vergangenheit aufweisen zu können, muss sie einmal sehr hübsch gewesen sein. Sicher war sie das. Auch heute ist sie nicht hässlich. Sie wirkt sehr gepflegt. Sie ist ausnehmend sorgfältig und professionell geschminkt. Ihre Kleidung wirkt elegant. Nur leider ist sie unförmig dick. Nicht einmal ihr weiter, minz-grüner Mantel kann das kaschieren.
    „Ja, ja“, seufzt Alice, „ich weiß genau, was du denkst, aber du kannst mir glauben, ich war früher mal deutlich schlanker. Wenn du mich besuchen kommst, zeige ich dir ein paar alte Fotos. Ich weiß nicht, wie es kommt, dass ich so dick geworden bin. Eigentlich esse ich so gut wie gar nichts. Ich picke nur wie ein kleines Vögelchen.“
    Wir erreichen Gatingstone und verabschieden uns von einander. Ich verspreche, schon morgen Abend vorbei zu schauen.
    „Ist das nicht toll, dass wir uns getroffen haben?“, fragt Alice. „Ich fand dich gleich sympathisch. Ich glaube, wir werden es ganz nett haben, zusammen in meinem Cottage.“
    Und so gehe ich mit meiner Reisetasche in der Hand zurück zu den Lanes. Ein wenig schwer ist es mir schon ums Herz. Wie soll ich den beiden liebenswürdigen Alten nur erklären, dass ich bei ihnen kündigen werde?
    Erstmal gar nichts sagen und abwarten, ob es mir bei dieser Alice wirklich gefällt, schießt es mir durch den Kopf.
    Gatingstone empfängt mich wie eine Mutter, die ihre Tochter zurückbekommt. Der Cricket Rasen, der zufällig am Bahnhof liegt, leuchtet noch grüner als sonst. Die sinkende Sonne wirft lange Schatten darüber. Irgendwo spielen Kinder. Ich kann ihr Rufen hören. In einigen der Vorgärten schnurren Rasenmäher. Es riecht nach frischem Gras und nach Grillfeuer.
    Als ich beim Walnut Cottage ankomme, wird die Tür sofort von innen aufgezogen, als hätte man auf mich gelauert, dabei konnten die Lanes gar nicht damit rechnen, dass ich so bald aus Cambridge zurückkehren würde.
    „Hallo Schatz!“, ruft Abby mir zur Begrüßung zu. „Du bist ja schon wieder daheim. Wie schön. Du hast uns gefehlt.“ Sie strahlt über das ganze Gesicht.
    „Ja“, sage ich, „ich musste leider aus meinem Quartier ausziehen. Da bin ich einfach wieder abgereist.“
    Abby schnalzt mitleidig mit der Zunge. „Oh, du armes Ding. Wie konnte das nur passieren? Das musst du uns gleich alles erzählen. Lauf rauf und mache dich ein bisschen frisch. Ich rufe Glen aus dem Garten herein und mache uns eine schöne Tasse Tee. Dann plaudern wir.“
    Sie schlurft in ihren Fellpuschen emsig Richtung Küche.
    Mein Herz sinkt bei dem Gedanken, dass ich ihnen wahrscheinlich früher oder später reinen Wein einschenken und ihnen von meinen Umzugsplänen berichten muss. Wie werden die beiden Alten darauf wohl reagieren?
    Doch dann muss ich wieder an Ethans weise Worte denken. Er hat völlig recht. Die Gedanken der beiden kreisen viel zu viel um mich. Ihre Fürsorge ist nahezu erdrückend. Es wird mir gut tun, wieder selbstständiger zu werden. Ich bin nicht für ein Jahr ins Ausland gezogen, um mich von selbsternannten Ersatzeltern dominieren

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