Verliebt in einen Gentleman
Dolphin.“
„Einverstanden“, sage ich, springe auf und gehe Richtung Badezimmer.
„Du legst dich wieder hin“, sagt Ethan, „ich gehe zuerst ins Bad.“
Ich zögere. „Warum?“
„Weil ich es sage, Lea.“
Okay, denke ich, auch gut. Ich lege mich wieder hin, kuschele mich unter die Decke und träume ein bisschen. Ich höre, wie Ethans Rasierapparat vor sich hin schnurrt. Darüber döse ich ein.
„Jetzt stehst du auf. Sei so lieb, und lass keine Haare im Waschbecken, wenn du fertig bist. So viele Frauen machen das. Ich finde das fürchterlich.“
Ich lächle ihn an. „Natürlich nicht, da denke ich genau wie du.“ Während ich mich fertig mache, überlege ich mir, dass das eine der Seiten ist, die ich an Ethan liebe; er macht klare Ansagen. Er schwänzelt nicht um mich herum, sondern sagt gleich von Anfang an, was er liebt und was ihn abstösst. Das ist so großartig, so ehrlich.
„So viele Frauen“, hat Ethan gesagt. Ich runzle die Stirn und frage mich heimlich, mit wie vielen Frauen Ethan wirklich schon intim gewesen ist. Automatisch ertappe ich mich dabei, dass ich rätsle, ob er – wenn er wirklich so erfahren ist – mit meiner Leistung zufrieden war. Dann sage ich mir, dass das wohl die aller dümmste Überlegung ist, die man je nach so einer leidenschaftlichen Vereinigung haben könnte. Wir hatten tollen Sex. Es war gut.
Und doch nagt es in meinem Hinterkopf. War Ethan zufrieden mit mir? Bleiben wir ein Liebespaar, oder war es das? Hat er gerade meine Hand weg gestoßen, weil er gespürt hat, dass ich ihn nicht wirklich erfülle?
Energisch bürste ich meine Haare, als könnte ich die störenden Gedanken damit aus meinem Kopf weg bürsten. Doch es lässt mir keine Ruhe. Ich blicke, Bürste in der Hand, zum Badezimmer hinaus und schaue zu Ethan hin. Der sitzt auf der Bettkante und schnürt sich seine Schuhe, mit einer hinreißenden Konzentrationsfalte auf der Stirn. Ich werfe die Bürste weg, laufe zu ihm hin, springe auf seinen Schoß und küsse diese Falte.
Er nimmt mich bei den Schultern und setzt mich auf das Bett neben sich.
„Lea, was soll das? Ich schätze solche Überfälle nicht“, sagt er.
„Verzeih, es ist einfach so über mich gekommen. Du bist selber Schuld, weil du so toll aussiehst.“
„Schon gut“, murmelt er und wendet sich seinem anderen Schuh zu, ein bisschen, als ob ich eine kleine lästige Mücke sei. Ich finde das so ungeheuer erotisch an ihm. Er kriegt es immer wieder hin, dass ich mich klein und hilflos fühle, und er so stark und sicher wirkt. Ich liebe das.
„Wenn du jetzt vielleicht mit dem Quatsch aufhören könntest, und dich anziehen würdest?“, sagt er.
„Klar“, sage ich, aber dann platzt es aus mir heraus: „Fandest du mich eigentlich gut im Bett?“
Ethan sieht mich entgeistert an. Dann sagt er: „Das ist so eine typische Lea-Frage. Sie passt zu dir. Backfisch bleibt Backfisch. Du bist doch eine erwachsene Frau, Lea. Beantworte sie dir doch selber.“
Na super, denke ich, jetzt bin ich mindestens so ratlos wie zuvor.
„Also gut“, sage ich und sehe ihn dabei prüfend an, um seine Reaktion genau zu sehen, „ich behaupte mal, dass ich gut war.“
Ethan steht jetzt auf, schüttelt seinen Kopf und erwidert: „Oh Mann, Lea. Ich will dir mal etwas sagen: du 'warst' überhaupt nicht. Ich war derjenige, der etwas getan hat. Eigentlich müsste ich mich fragen, ob ich gut gewesen sei. Aber weil ich erwachsen und erfahren bin, weiß ich genau, wie lächerlich solche Selbstzweifel sind. Sex hat man einfach. Und der Sex mit dir war sehr gut. Das ist doch die Hauptsache, oder?“
Der Sex mit dir war sehr gut, hat er gesagt.
Hurra, nur das wollte ich hören. Ich spüre, wie ich vor Erleichterung aufatme. Das wäre also geklärt. Jetzt kann ich mich uneingeschränkt auf unser weiteres Wochenende freuen.
Eine halbe Stunde später schlendern wir Arm in Arm durch die vielen kleinen Gassen von Thorpness. Ich bin entzückt. Das Dorf ist so herrlich „British“ – zum Niederknien. Jedes Haus hat seinen eigenen Charakter. Jedes hat seinen eigenen, liebevoll gepflegten Garten. In den Fenstern hängen Kränze oder Glaskugeln als Blickfänger. An den Haustüren stehen Töpfe mit Lavendel oder Herbstastern. Bänke laden an den Hauswänden zum Verweilen und Plaudern ein. Die Häuser haben urige Namen, die stolz an den Fassaden prangen: „Fisherman's Cottage“, „The Widow's Den“, „Poppy House“. Ich kann nicht genug davon bekommen, sie alle
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