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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Inwiefern?«, fragte ich ihn nervös.
    Sam hatte das entschlossene Gesicht aufgesetzt, das er immer zur Schau trug, wenn er etwas Unangenehmes zu verkünden hatte. Das erste Mal war mir das aufgefallen, als eine Kommilitonin im Studentenwerk auf ihn zugekommen war und ihn gefragt hatte, wann sie sich wieder treffen würden. Er hatte genau dieses Gesicht gezogen und ihr mit etwas banger, aber entschiedener Stimme mitgeteilt, dass es kein weiteres Treffen geben würde. Sie hatte ihm ein Glas Snakebite ins Gesicht gekippt – damals unser Lieblingsgetränk, eine Mischung aus Bier, Cider und Sirup.
    Â»Verwirrend insofern, als wir uns im Grunde ineinander verliebt haben, auch wenn wir danach nichts davon wissen wollten«, sagte er mit fester Stimme.
    Ich errötete und fing an zu stammeln. »Aber … wir wussten doch nicht … uns war doch nicht klar … es ist doch weiter gut gelaufen … kein Problem … das ist doch nichts Peinliches … wir sind beide in einer Beziehung … nun ja, ich zumindest, und du wahrscheinlich auch bald wieder … alles ist wunderbar, Sam …«
    Sam betrachtete mich perplex. »Dem stimme ich zu«, erwiderte er bedächtig. »Aber ich habe noch nie so etwas empfunden wie damals bei diesen E-Mails. Ich finde, wir sollten die Probe aufs Exempel machen.«
    Ich hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen. Warum konnte er nicht einfach die Klappe halten? »Die Probe aufs Exempel? Was meinst du damit?«, nuschelte ich.
    Â»Uns vergewissern, dass wir nicht füreinander bestimmt sind«, verkündete er. »Dass nichts hinter den E-Mails steckt.«
    Ich konnte sehen, wie nervös er war, doch er reckte entschlossen das Kinn vor.
    Â»Ã„hm … und wie soll das funktionieren?«, fragte ich unbehaglich.
    Sam blickte starr zu Boden, und in diesem Augenblick erkannte ich, dass er weit mehr als nur nervös war. Er wirkte fast wie gelähmt vor Angst.
    Â»Ich denke, wir sollten uns küssen. Nur um uns zu beweisen, dass nichts dahintersteckt. Eine Art wissenschaftliches Experiment.«
    Wir schwiegen peinlich berührt. Sam grub die Fingernägel in seine Oberschenkel, während ich das Für und Wider abwog, einfach aufzustehen und davonzulaufen.
    Doch dann hörte ich, wie ich sagte: »Vielleicht.«
    Panik. WIE BITTE ? Ich konnte doch nicht einfach meinen Mitbewohner küssen! Und mein Mitbewohner sollte bloß nicht denken, ich würde ihn küssen wollen!
    Beruhige dich , flehte ich mich selbst an. Versuch, ganz cool zu bleiben. In Anbetracht der Tatsache, dass Sam es absolut ernst zu meinen schien und ausnahmsweise mal ziemlich erwachsen wirkte, zwang ich mich, seinen Vorschlag gleichfalls ernst zu nehmen.
    Nach ein paar Sekunden fieberhaften Nachdenkens musste ich zugeben, dass die Idee gar nicht so absurd war. Seit London war ich tatsächlich verwirrt gewesen, was mein Verhältnis zu Sam anbelangte. Nichtsdestotrotz war ich mir sicher, dass keine echten Gefühle im Spiel waren. Ich hatte mich mehrere Male gefragt, ob ich Sam mehr als nur mochte, und die Antwort war jedes Mal dieselbe gewesen: NEIN ! Was sprach also gegen einen einzigen Kuss, wenn zwischen uns nichts war? Ich hatte schon immer zu den Menschen gezählt, die handfeste wissenschaftliche Beweise schätzten. Ein kurzer, leidenschaftsloser Kuss würde vermutlich einen dicken Schlussstrich unter die Sache ziehen.
    Genau das teilte ich Sam mit. Er dachte darüber nach, dann nickte er. Und da wurde mir klar, dass ich soeben eingewilligt hatte, ihn zu küssen.
    Wieder stieg Panik in mir auf.
    Â»Wie sollen wir an die Sache rangehen?«, fragte ich in bester Wissenschaftlermanier.
    Â»Keine Ahnung. Ich könnte meinen Arm um dich legen, du siehst mich an, und dann beugen wir uns langsam vor?«
    Ich überlegte. »Nein«, sagte ich schließlich. »Das klingt zu romantisch.«
    Â»Stimmt. Nun, dann lass uns einfach bis drei zählen und uns dann ein Küsschen auf die Lippen drücken. Fackeln wir nicht lange, bringen wir es hinter uns.«
    Â»Okay«, stimmte ich zu. »Klingt nach einem Plan.«
    Keiner von uns regte sich.
    Â»Bowes?«, sagte ich. »Machst du’s nun oder nicht?«
    Â»Wir wollten doch bis drei zählen.«
    Â»Ach, richtig. Du zählst.« Betrunken, wie ich war, fürchtete ich mich plötzlich sehr vor diesem Kuss. Das ist ein

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