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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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weinte. Doch gerade, als ich die Tür entdeckt hatte, fühlte ich, wie sich eine Hand um meine schloss.
    Â»Charley?«, fragte Sam sanft. Mein Gesicht war heiß und gerötet, und ich wusste, dass ich geliefert war. Zwei große, hilflose Tränen rollten aus meinen Augen und tropften zu Boden. »Charley! Was ist denn los?«
    Ich schüttelte den Kopf und wünschte mir, ich könnte mich in einer Wolke aus Schall und Rauch auflösen. Vor mir trat Shelley unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    Â»Entschuldige«, sagte Sam zu ihr. »Könntest du uns bitte eine Sekunde allein lassen?« Ohne meine Hand loszulassen, führte er mich aus dem Studio. Draußen angekommen lehnte ich mich zwei ganze Minuten lang gegen seine Schulter und fing an zu schluchzen, wohl wissend, dass das die unpassendste Schulter war, die ich mir hatte aussuchen können. Doch mir blieb keine Wahl: Die Schluchzer kamen heraus, ob ich das nun wollte oder nicht. Als ich mich endlich wieder beruhigte, nahm Sam meine Handtasche und zog ein Päckchen Taschentücher heraus, das ich immer dort verstaut hatte. Er hielt mir eins vor die Nase und befahl mir, mich zu schnäuzen, was ich auch tat. Sam kicherte, wischte mir die Nase ab und warf das Taschentuch mit spitzen Fingern in einen Mülleimer.
    Ich versuchte zu lächeln. Wie ich wohl aussehen mochte mit meiner roten Nase, dem dicken Studio-Make-up und der verlaufenen Wimperntusche?
    Sam legte mir die Hände auf die Arme. »Bitte verrat mir, was los ist«, sagte er ruhig. »Du bist schon den ganzen Tag durch den Wind.«
    Der Gedanke, ihm einfach die Wahrheit zu erzählen, schoss mir durch den Kopf. Was hatte ich zu verlieren? Sam ging mit einer wunderschönen Schauspielerin, ich hatte längst verloren! Doch ich konnte es nicht. Konnte es nicht ertragen, das Mitleid in seinem Gesicht zu sehen, wenn er mir erklärte, dass er mich »als Freundin sehr schätzte, aber …«. Und überhaupt: Ich fing an zu begreifen, dass Sam und ich im echten Leben nicht so miteinander kommunizieren konnten wie per E-Mail.
    Es hatte keinen Sinn. Ich brauchte gar nicht erst mit ihm zu reden.
    Â»Ich mache einfach eine schwere Zeit durch«, sagte ich daher. »Es ist nicht leicht, mit alldem fertigzuwerden. Kennst du diese Tage, an denen du morgens aufwachst und feststellst, dass dir alles zu viel ist?«
    Sam nickte mitfühlend. »Du hast ganz schön was durchgemacht«, sagte er. »Klar, dass es dir schlechtgeht.«
    Wir sahen einander an. Sam lächelte warm, während ich ihn mit traurigen, verquollenen Augen anstarrte. Dann wandte ich den Blick ab. Es war zu schmerzhaft. Ich wollte nur noch hier raus, in den Zug springen und nach Schottland zurückkehren, wo ich hingehörte.
    Doch Sam hatte andere Pläne. »Bleib«, bat er. »Lass uns heute Abend was zusammen machen. Wir müssen uns nicht mit diesem Investor treffen, wir können einfach nur abhängen, wenn du möchtest. Du könntest zu mir kommen und dir mein grauenhaftes Apartment angucken! Wenn du willst, mache ich dir sogar ein ekelhaft gesundes Abendessen!«
    Ich wollte so gerne. Wollte spontan sein, wollte mit Sam abhängen, doch ich fühlte mich überfordert. Was sollte ich zu ihm sagen? Worüber sollte ich mit ihm reden, außer über die Tatsache, dass ich mich in ihn verliebt hatte?
    Â»Bitte, Chas«, sagte Sam. »Du fehlst mir.«
    Ich schniefte laut. »Bist du denn gar nicht mit Katia verabredet?«
    Â»Doch, eigentlich schon. Wir wollten bei mir zu Hause proben.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, was mir einen Stich ins Herz, gefolgt von einem Schlag in die Magengrube, versetzte. »Aber mit Katia bin ich ständig zusammen. Den heutigen Abend würde ich gerne mit dir verbringen.«
    Was blieb mir anderes übrig, als die Nase hochzuziehen und Ja zu sagen?
    Â»Die Gegend, in der ich wohne, ist ziemlich übel. Wir können auch anderswo in ein Pub gehen und eine Pie essen«, schlug Sam vor. »Oder einen Salat«, fügte er schnell hinzu.
    Ich lächelte. »Danke, Bowes. Du bist der Beste.«
    Als wir wieder hineingingen, bestürmte uns Shelley weiter wegen ihres Kontakts. »Nur auf einen Drink! Eine Stunde werdet ihr doch wohl erübrigen können, Herrgott noch mal!«, dröhnte sie mit ihrer Nebelhornstimme. »Es werden noch jede Menge Meetings auf euch zukommen …

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