Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
die Sache mit hineingezogen wurdest«, sagte er, und Emily glaubte ihm sofort. »Ich wünschte, alles wäre anders gekommen. Könnten wir doch nur noch einmal von vorn anfangen.«
Er ließ den Kopf hängen.
Emily seufzte. »Arme Margaret«, sagte sie. Und dann, zu Anna: »Du wolltest mit ihr gehen?«
Anna nickte. »Sie kam extra aus Exeter, um mich zu holen. Und um die Briefe hierzulassen.«
»Weshalb ließ sie die Briefe hier?«
»Sie hatte ein solch schlechtes Gewissen, und sie wollte doch niemanden verletzen. Es stand nicht zum Besten zwischen ihr und Miss Wakefield, doch sie wollte sich erklären. Und sie dachte, wenn Miss Wakefield nur die Briefe lesen und sehen könnte, wie sehr sie und Mr. Forley einander liebten und dass Ihnen keine andere Wahl blieb und …« Anna schüttelte den Kopf. »Ich habe das Geheimfach im Schrank offen gelassen«, fuhr sie fort, »sodass man die Schatulle früher oder später würde finden müssen. Als ich dann aber von der Kutsche fiel …« Sie zögerte, den Blick immer noch auf Emily gerichtet. »Ich bin zurückgekehrt, ich brauchte ewig durch das nasse, dunkle Moor, es war …« Sie zitterte, als sei ein Schauer durch ihren Körper gefahren. »Ich wollte – ich weiß nicht, was ich wollte. Zunächst einmal in meine Kammer. Womöglich hätte ich Lennis eingeweiht, ich hatte noch nicht weiter nachgedacht. Doch dann sah ich Sie am Fenster und bin vor lauter Schreck zurück in den Wald.«
»Und was sollte der kleine Überfall heute auf Emily?«, fragte Chloe kalt.
»Nun«, sagte Anna und warf Emily einen entschuldigenden Blick zu, »eine Fremde sollte die Briefe doch besser nicht zu lesen bekommen.«
Sie schwieg. Sie alle schwiegen, sogar Chloe. Und dann brach plötzlich eine Stimme die Stille:
»Es wird nicht schön werden, den Wakefields diese Geschichte zu vermitteln«, sagte sie, und Emily wirbelte herum. »Am besten übernehmen Adam und ich diese Aufgabe.«
Eve stand in der geöffneten Tür, hinter ihr Adam, neben ihr Matt. Emily hatte keine Ahnung, wie lange sie dort schon standen und was sie gehört haben mochten, sie war viel zu vertieft gewesen in Forleys Erzählung. Doch jetzt, da sie ihn sah, ratterte es wie eine Jalousie vor ihrem geistigen Auge herunter. Josh. Die Buchstaben leuchteten ihr entgegen, und sie lief auf Matt zu.
»Ich muss mit dir sprechen«, sagte sie, schnell und viel lauter als beabsichtigt.
Matt hatte nicht sie angesehen, sondern Chloe – wie lange stand er da schon? –, doch als Emily ihn am Arm berührte, wandte er sich ihr zu, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich.
»Was ist los?«, fragte er.
»Es geht um …« Emily spürte die Blicke förmlich, die sich ihr in den Hinterkopf bohrten, und auf einmal war es ihr wichtig, mit Matt allein zu sein. Sie konnte vor Anna und George Forley nicht von visionären Träumen sprechen. Und sie wollte Matt nicht den Blicken aller anderen aussetzen, wenn er von Josh erfuhr.
»Ich …«, begann sie erneut, da sagte Matt: »Lass uns die Briefe holen, ich hab sie im Pavillon gelassen.« Er schob Emily an Adam vorbei durch die Tür. »Eve, wir holen die Briefe, die Margaret ihrer Familie hiergelassen hat, ihr werdet sie da drinnen brauchen.«
»Ich möchte zu Margaret«, rief George Forley. »Bringen Sie mich zu ihr, bitte!«
Emily hörte Chloes Lachen und darunter Cullums Antwort, die sie nicht mehr verstand, weil Matt sie bereits auf den Weg in Richtung Pavillon gezogen hatte.
»Danke«, sagte Emily leise.
»Klar«, sagte Matt. Er blieb beim Gewächshaus stehen und sah sie forschend an. »Worum geht es?«, fragte er. »Ich habe das meiste der Geschichte gehört, falls es das ist, worüber du mit mir sprechen willst.«
Emily rang sich ein Lächeln ab.
Das meiste, also vermutlich auch Chloes Anspielung auf vorgetäuschte Gefühle, die laut ihr ohnehin zu nichts führten, weil Matt und sie niemals zusammen sein konnten, weil – wie war das? Es wurde abgestimmt und …
Matt lächelte sie an, und auf einmal wurde Emily bewusst, wann sie das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, wann sie das letzte Mal so zusammengestanden hatten, vergangene Nacht, beziehungsweise heute Morgen, vor der Tür zur Küche und unter dem Fenster von Mrs. Pratt. Sie schüttelte die Gedanken an Chloe ab, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte Matt einen Kuss auf die Wange. Sie überlegte fieberhaft, wie sie ihm sagen sollte, was sie jetzt sagen musste – schnell. Dann nahm sie seine Hände in ihre und sah ihn
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