Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
an.
»Der Traum«, begann sie, »letzte Nacht im Pavillon.«
Matt nickte. »Es hat sich angehört wie ein Albtraum«, sagte er.
»Das war es«, fuhr Emily fort, »nur wusste ich da noch nicht genau, wovon er handelte.«
Matt reagierte für etwa drei Sekunden gar nicht, dann ließ er eine von Emilys Händen los und fuhr sich stattdessen durchs Haar. »Okay«, sagte er. »Ich nehme mal an, jetzt weißt du es?«
Emily nickte. »Matt, ich denke, Josh geht es nicht gut.«
»Josh?«
»Ich sah ihn auf einem Bett liegen, er wirkte verschwitzt und fiebrig, und später erkannte ich ihn ganz deutlich. Silly kümmerte sich um ihn. Und Harry. Sie waren sehr besorgt.«
»Josh.« Matt sah Emily an, als habe sie den Verstand verloren.
»Ich dachte erst, es sei Amber, aber sie ist es nicht. Matt – du solltest so schnell wie möglich zu ihm fahren.«
»Josh«, sagte Matt, nun zum dritten Mal. »Emily, er hat heilende Kräfte – er war nie, nie krank, all die Jahre nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Keiner von uns, um genau zu sein. Wir sind bestimmt nicht unsterblich oder unbesiegbar, aber … Bist du dir ganz sicher?«
»Vielleicht irre ich mich«, antwortete Emily.
Sie hoffte es. Ich hoffe es.
»Vielleicht ist es halb so schlimm, oder es ist schon wieder vorbei. Vielleicht …«
»Wir finden es heraus.« Matt zog Emily in Richtung Stall. »Jetzt gleich.«
»Cullum, ich muss mit Harry Kontakt aufnehmen. Sofort.« Matt war durch das Holztor in den Stall gestürmt, seine Stiefel polterten über den Steinboden und scheuchten die Schweine auf, die erschrocken losquiekten.
Emily hatte Mühe, ihm zu folgen.
»Cullum!«
»Ist ja gut, Himmel noch mal, willst du unbedingt den alten Graham darauf stoßen, dass wir hier sind?« Cullum kam ihnen entgegen, eine Laterne in der Hand, gefolgt von Joe, der ihnen einen pikierten Blick zuwarf und dann beruhigend auf die Tiere einflüsterte.
Durch die geöffnete Tür sah Emily in das Heulager. Anna saß auf dem Boden, Forley lief vor ihr auf und ab, Chloe lehnte gelangweilt an der Wand und warf Emily einen ebenso gelangweilten Blick zu.
»Adam und Eve sind schon ins Haus gegangen«, erklärte Cullum. »Sie haben beschlossen, dass es am besten ist, die Familie so schnell wie möglich mit den guten Neuigkeiten zu konfrontieren. Also, gut ist natürlich relativ«, sagte er grinsend. »Der Familienschmuck ist wohl futsch. Und über die Sache mit George und Margaret wird zumindest die gute alte Mary nicht besonders …«
»Cullum!« Matt fasste ihn am Arm. »Harry. Jetzt gleich.«
Cullum hob abwehrend die freie Hand. »Ist ja gut«, sagte er, »schon unterwegs.«
Er drehte sich um und führte sie vom Schweine- in den angrenzenden Pferdestall, in eine Box, in der ein Schlafplatz eingerichtet war, offensichtlich seiner. Er drückte Emily die Laterne in die Hand, kniete vor dem Deckenlager nieder, schob es ein Stück zur Seite und auch die Stofftasche, die vermutlich als sein Kopfkissen diente. Die Wand dahinter war aus Stein und so schmutzig, das sie jegliche Konturen verloren hatte.
»Hältst du das Licht mal hierhin, Liebchen?«, fragte Cullum, und während Emily einen Schritt nach vorn trat, fischte er ein Klappmesser aus seiner Hosentasche und begann, damit den Dreck von der Wand zu kratzen. Sehr sorgfältig. Sehr gerade. Bis sich unter all dem Schmutz die Form eines Ziegelsteins abzeichnete.
»Um was geht’s hier eigentlich?«, fragte er.
»Emily hatte einen Traum«, antwortete Matt. »Von Josh.«
»Josh?« Cullum unterbrach seine Arbeit nicht, aber Emily sah, wie sich seine Schultern spannten. »Was ist mit ihm?«
Matt antwortete nicht.
Emily sagte: »Ich bin nicht sicher. Es geht ihm vielleicht nicht gut.«
»Wie lang kann es dauern …«, setzte Matt an, doch da drückte Cullum die eine Seite des Ziegels nach hinten und rüttelte ihn an der anderen Seite aus der Wand. Er griff in die Nische, und als er seinen Arm wieder herauszog, hielt er einen klobigen schwarzen Kasten in der Hand.
Emily kniff die Augen zusammen. Das Gerät war unförmig, es wirkte schwer und unhandlich und … »Ist das nicht das Telefon, mit dem ich meine Großmutter in München angerufen habe?«, fragte sie.
Matt nickte. »Ich habe dir schon damals gesagt, dass es nicht wirklich ein Telefon ist«, antwortete er, »aber ja.« Er griff nach dem Apparat, der mindestens dreimal so groß war wie ein normales Telefon und – wie Emily wusste – etwa fünfmal so schwer, zog eine Antenne heraus und
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