Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
wollte sich umdrehen.
Cullum hielt sie fest.
»Okay«, sagte er. »Ernsthaft.« Er seufzte. »Was, wenn ich dich nur vor einer Enttäuschung bewahren möchte? Es ist … unwahrscheinlich , dass Matt mit dir fortgeht. Das ist dir doch klar, oder?«
»Da du so gut zugehört hast«, erwiderte Emily, »wird dir sicherlich nicht entgangen sein, dass dies Matts Vorschlag war und nicht meiner.«
»Allerdings«, antwortete Cullum, »aber du bist die Klügere von euch zweien.«
Emily starrte ihn an, und Cullum hob abwehrend die Hände. »Ich meine ja nur«, fuhr er fort. »Aus ziemlich naheliegenden Gründen könnte diese Entscheidung nicht mehr rückgängig zu machen sein. Was, wenn es nicht funktioniert mit euch beiden? Was, wenn es dann aber nicht so ist wie das letzte Mal – was, wenn es dann kein Zurück mehr für ihn gibt?« Cullum wartete einen Augenblick, als wollte er Emily Gelegenheit geben, seine Worte aufzunehmen, sie sacken zu lassen. Sie wünschte sich, er würde anfangen zu lachen oder zumindest grinsen, wie er es sonst immer tat, aber ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier, blieb Cullum absolut ernst.
»Willst du das wirklich?«, fragte er. »Ich meine, möchtest du tatsächlich, dass er sein ganzes bisheriges Leben hinter sich lässt?«
»Es wäre seine Entscheidung, nicht deine, und meine auch nicht«, sagte Emily, einfach nur, weil ihr nichts Besseres einfiel, denn natürlich hatte er recht. Er hatte recht, und er sprach genau die Zweifel aus, die sich zuvor in Emily geformt hatten.
»Hast du dich umgekehrt einmal gefragt, wieso er nicht möchte, dass du in Hollyhill bleibst?«, fuhr Cullum fort.
»Oh, komm mir nicht wieder mit ›es zermürbt ihn und jeden, der ihm nahesteht‹«, sagte Emily, doch sie klang weniger verärgert als erschöpft. »Es ist, wie es ist, und es ist nur ein kleiner Teil von ihm.«
Cullum betrachtete Emily einige Sekunden lang, es lag beinahe so etwas wie Bewunderung in seinem Blick. Zumindest Erstaunen. Dann sagte er: »›Für immer‹, das ist eine ziemlich lange Zeit in Hollyhill.«
»Was? Bist du jetzt auch noch Hobby-Philosoph?«
Cullum hob den Kopf und blinzelte in den dunklen Himmel. »Lass es mich so sagen«, sagte er. »Das mit der Liebe in Hollyhill steht unter keinem guten Stern.«
Und so ließ er sie stehen.
15
A ls Emily durch die Küche ins Haus schlich, war der Abend bereits vorangeschritten, doch an Schlaf dachte offenbar niemand. Hope, Becky, Mrs. Pratt und Mr. Graham hielten die Köpfe über den Tisch gesenkt und sahen nicht auf, als Emily eintrat. Sie schienen den Stimmen zu lauschen, die durch den langen Gang vom Haupthaus zu ihnen herüberdrangen und die kaum mehr als eine Ahnung davon zuließen, was drüben wirklich los war. Das hohe Weinen kam sicherlich aus Mary Wakefields Kehle, alles andere vermischte sich zu einem sonoren Brei.
Emily ging langsam in Richtung Eingangshalle. Das Schluchzen nahm zu, und die Stimmen wurden lauter, sie hörte Eves beruhigenden Singsang und dann Adams tiefen Bass: »Ich gehe und hole die Briefe«, erklärte er gerade. »Vielleicht machen sie das Ganze ein wenig begreiflicher.«
Mary heulte abermals auf, und Emily trat in die Halle, zur gleichen Zeit, als Adam die Tür des Salons hinter sich schloss. Sofort dimmten die Stimmen herunter.
»Wie läuft es da drin?«, fragte sie leise, als beide den Fuß der Treppe erreicht hatten, und Adam blieb stehen.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte er. »Das Schlimmste kommt wohl noch. Ich gehe, um die Briefe zu holen – und Anna und George Forley. Noch weiß Mary Wakefield nicht, dass ihr untreuer Bräutigam hier ist, es ist also sicher noch mit dem Schlimmsten zu rechnen. Und mit einer langen Nacht.«
»Wie geht es Wakefield senior?«
Adam zuckte die Schultern. »Wenigstens sorgt er sich um Margaret und nicht um den Schmuck, so wie seine Tochter.« Er schüttelte den Kopf. »Sein Sohn will gleich am Morgen aufbrechen, um Margaret in Hollyhill abzuholen.«
Emily nickte. »Cullum wollte sich um die Briefe kümmern«, sagte sie. »Sie sind oben in dem Pavillon über dem See.«
»Gut«, erwiderte Adam. »Danke.«
»Kann ich irgendetwas tun?«
»Ich denke schon.« Adam warf einen kurzen Blick die Treppe hinauf und senkte die Stimme. »Kümmer dich um die Kleine. Ich fürchte, sie sitzt da oben und bekommt mehr mit, als gut für sie ist.«
Emily folgte seinem Blick. Milly kauerte, in dunkle Schatten gehüllt, auf der obersten Stufe der Treppe. Ihr Gesicht war nicht zu
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