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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Klise
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auf eine Beziehung einlassen wollte. Wer könnte es ihnen verübeln? Und dann wurde Laura mit Webb schwanger, und das hatte alles verändert.
    Schwamm drüber. Ich musste mich auf die Ausstellung konzentrieren.
    Als ich endlich die Steuerung der Jalousien so weit hatte, dass sie zufriedenstellend arbeiteten, kehrte ich ins Hotel zurück, um mir ein sauberes Hemd fürs Abendessen anzuziehen. Webb war auf dem Zimmer und sah sich Fußball im Fernsehen an.
    »Hunger auf Paella?«, fragte ich, während ich mein Hemd zuknöpfte.
    »Hm.«
    »Und, wie war dein Nachmittag?«, erkundigte ich mich in der Hoffnung, angenehm überrascht zu werden.
    »Doch, hm.« Seine Augen blieben auf die Mattscheibe gerichtet.
    »Was hast du den Nachmittag über gemacht?«
    »Och, nichts weiter. Aber morgen habe ich ein paar Sachen vor. Sag mal, Dad, kann ich vielleicht ein paar Euros haben?«
    Ich gab ihm mehrere Scheine. Immerhin hatte er die neuen Sachen angezogen.
    Wir spazierten vom Hotel hinüber zur Plaza de Santa Ana, einem malerischen alten, von Straßenmusik erfüllten und Tapaslokalen gesäumten Platz. Ich wählte ein von Ortsansässigen gut besuchtes Restaurant aus.
    »Ich werde zum Essen Wein trinken«, sagte ich, als Webb und ich an einem kleinen Tisch im hinteren Teil des Gastraums Platz genommen hatten. »Bestell dir auch ein Glas, wenn du magst. Hier ist es erlaubt.«
    »Danke, ich verzichte. Mir reicht eine Cola.«
    Während wir auf unsere Paella warteten, konnte ich nicht anders, als Webb zu beäugen. Jahrelang hatte ich mein Bestes getan, damit er sich nicht allzu waghalsig verhielt. Ich wollte ihm beibringen, anders als seine Mutter kluge Entschlüsse im Leben zu treffen.
    Aber vielleicht war ich zu weit gegangen. Vielleicht hatte ich einen jungen Mann geschaffen, der ein Feigling war – oder, schlimmer noch, eine Dumpfbacke.
    »Was hat dir auf dieser Reise bisher am besten gefallen?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht.
    »Webb. Was hat dir in Madrid bis jetzt am meisten Spaß gemacht?«
    Er schwieg noch immer. Ein abwesender Ausdruck lag in seinen Augen. Irgendetwas ließ ihn die Ungeduld in meiner Stimme überhören.
    »Webb, verdammt, ich rede mit dir!«
    »Tut mir leid. Hab gerade an was anderes gedacht.«
    Gedacht schien ein ziemlicher Euphemismus zu sein, ging mir durch den Kopf, während ich mir aus der Karaffe ein zweites Glas Wein einschenkte. Der Alkohol brachte einen unangenehmen Gedanken mit sich: Wie komme ich dazu, jemanden einen Langweiler zu nennen? Ich bin dafür ein Idiot allererster Klasse.
    Der dämliche Zettel triezte mich wie ein Steinchen im Schuh. Da hatte ich ausnahmsweise einer Frau den Ausdruck meiner Verehrung in die Handtasche geschoben, na und? War das ein so schreckliches Verbrechen? Ein Teil von mir wusste es besser. Doch der andere, aufrichtigere Teil von mir fragte sich, ob es nicht der Anfang vom Ende war. Denn es ging nicht nur um das Zettel-Debakel. Hinzu kam der Umstand, dass ich offenbar die Ausstellung Liebe im postdigitalen Zeitalter weder verstand noch zu schätzen wusste. Vielleicht war ich zu alt für dieses Zeug. Vielleicht hatte ich meinen Blick für moderne Kunst eingebüßt. Bedeutete mein krasses Fehlurteil, was besagte romantische Geste betraf, dass ich auch in diesem Bereich den Kompass verloren hatte? Würde ich bald irgendwelchen Frauen im Fahrstuhl in den Hintern kneifen – oder im Hooters verkehren? Wurde ich gerade zum Ferkel?
    »Dad, findest du nicht auch?«, fragte mich Webb.
    »Was?«
    »Einfach … alles«, sagte er, lachte und beschrieb mit einer Hand einen großen Bogen. »Ich mag alles hier. Du nicht?«
    »Doch.«
    Mich womöglich ausgenommen.

Arme Coco.
    Normalerweise hätte ich ja den Miesmuscheln die Schuld gegeben. Doch die hatte ich auch gehabt, dazu zwei Glas Bier, und mir ging’s gut.
    Bevor sie sich auf dem Futon zum Schlafen einrollte, hatte Coco über pochendes Kopfweh geklagt. Kurz vor Mitternacht hörte ich sie im Badezimmer in Solanges Arzneischrank kramen. Ich stand auf, um nach ihr zu sehen.
    »Was brauchst du, Schatz?«, fragte ich.
    »Aspirin. Tylenol. Irgendwas«, sagte sie und hielt sich den Kopf.
    Ihre Haut war kreideweiß, fühlte sich aber nicht fiebrig an. Ich holte für die Nachtruhe dosiertes Exedrin aus meiner Tasche und gab ihr zwei Kapseln. »Möchtest du einen feuchten Lappen auf die Stirn?«
    »Nein«, wimmerte sie.
    »Leg dich wieder schlafen. Morgen früh wird es dir besser gehen.«
    Sie sah mich mit ihren großen Rehaugen an.

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