Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
stecken irgendwelche Zettel in Damenhandtaschen. Doch nun kannte sie mich und würde einsehen, wie komisch das Ganze war.
Sie kam mit einem Tablett Kekse auf mich zu. Sie lächelte. Ich lächelte zurück.
»Wir sind wohl die Einzigen, die noch arbeiten«, sagte Daisy über die Technomusik hinweg, an der ich mich inzwischen nicht mehr störte.
»The few, the proud, the brave«, gab ich den Wahlspruch der Marines zum Besten.
Sie lachte ein kehliges Lachen. Gott, was für ein tolles Lachen.
»Ich lass das alles nur höchst ungern verkommen«, sagte sie mit Blick auf das Tablett. »Und hinten hab ich noch jede Menge davon. Zu Hause seh ich immer zu, dass die Reste an eine Tafel oder an ein Frauenhaus gehen.«
»Finde ich toll«, meinte ich. Sie ist nicht nur schön, dachte ich, sondern auch noch sozial eingestellt. Sie ist vollkommen.
»Findest du, ich sollte sie in eine Schachtel tun und den Raumpflegerinnen in meinem Hotel mitbringen?«, fragte sie. »Sicher haben die alle Familie.«
»Ein großartiger Einfall«, sagte ich. »Wo bist du untergekommen?«
»Im Palace.«
»Ich auch.« Das war Schicksal. »Lass mich dir helfen.«
»Nicht doch, bitte«, widersprach sie lachend. »Du hast der Pflicht mehr als genügt. Solange hat mir erzählt, du hättest rund um die Uhr gearbeitet, um diese Ausstellung rechtzeitig zustande zu bringen.«
»Solange übertreibt«, sagte ich. »Außerdem möchte ich eh zurück ins Hotel. Gib mir noch ein, zwei Minuten. Wir treffen uns dann hinten.«
»Also gut. Danke.« Sie lächelte und machte auf dem Absatz kehrt.
Ich stellte das Tablett mit den Keksen auf der nächsten freien Fläche ab und überprüfte mein BlackBerry auf Nachrichten von Webb. Den ganzen Abend lang hatte ich nichts von ihm gesehen, gemailt hatte er mir aber äußerst gewissenhaft. Eine ungelesene Nachricht war um null Uhr sechsunddreißig verschickt worden.
Von: Webbn@com
An: Lineman@com
Betreff: Gute Nacht
Coole Show! Glückwunsch! Da Du dauernd mit irgendwem am Reden warst, wollte ich Dich nicht stören. Bin zurück im Hotel. Geh jetzt ins Bett. Willst Du morgen immer noch lange schlafen? Ich auch. Keiner weckt den anderen, okay?
Bestens. Die Sterne standen günstig. Das Schicksal war auf meiner Seite.
Daisy stand hinten im Küchenraum und war damit beschäftigt, Kekse und Butterkuchenschnitten in Kartons zu verpacken. Im Geiste probte ich, wie ich es ihr beibringen würde. Hast du bei deiner Ankunft in Paris zufällig einen Zettel in deiner Handtasche gefunden? Vergiss es. Hey, was würdest du sagen, wenn ich dir verraten würde, dass ich der Idiot bin, der diesen Anmachzettel in deine Handtasche geschoben hat? Nein. Wie wär’s mit: Wirklich seltsam. Gerade habe ich eine E -Mail von einer Frau bekommen, die mich als Idiot allererster Klasse bezeichnet. Kannst du dir einen Reim darauf machen?
Warum versuchte ich mit aller Gewalt, mir selber ein Bein zu stellen? Warum ihr alles erzählen?
Weil ich es musste.
Na schön, aber warum nicht in fünfundzwanzig Jahren, wenn wir herzlich darüber lachen könnten?
Ich sah ihr zu, wie sie die Kekse vorsichtig in die Schachteln gleiten ließ.
Sie blickte auf. »Du starrst mich so an. Hab ich Schokolade im Gesicht oder so was? Herrje, ich seh sicher furchtbar aus.«
»Nein«, sagte ich. »Ganz im Gegenteil.«
Ich bin überzeugt, dass Solange auf der Eingangstreppe zum Kristallpalast versucht hat, mich Andrew aufzudrängen.
»Andrew, du kümmerst dich darum, dass Daisy ins Hotel zurückfindet, ja?«, bat Solange.
»Mach ich«, sagte er, die Hände voller Keksschachteln.
Er war entzückend. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der ein Kantinentablett trägt.
»Gut«, lobte Solange und zwinkerte mir zu. »Ich werde nämlich heute Nacht bei Maria Luciana bleiben.«
Maria Luciana. Wer hätte das gedacht?
»Aber Daisy«, fuhr Solange fort, »ich bring dich dann morgen früh zum Flughafen.«
»Ausgeschlossen«, sagte ich. »Ich nehm ein Taxi. Mein Flug geht um sieben. Kein Grund für dich, so früh aufzustehen. Kommst du nicht sowieso nächsten Monat nach Chicago?«
»Werde ich«, bestätigte Solange. »Dann bringen wir uns aufs Laufende?«
»Ja. Bestens.«
Solange umarmte mich und vollführte eine Yogaverbeugung vor Andrew. »Ich stehe hoffnungslos in deiner Schuld für all das, was du zum Gelingen der Ausstellung getan hast. Ich stehe in euer beider Schuld.«
»Ich komm drauf zurück«, meinte Andrew grinsend.
»Gute Nacht«, fügte ich hinzu. »Ach,
Weitere Kostenlose Bücher