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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Klise
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warte kurz! Hab ganz vergessen, dir dein Handy zurückzugeben.«
    Ich fing an, in meiner Handtasche herumzuwühlen.
    »Behalt es«, rief Solange über ihre Schulter. »Ich hab ein halbes Dutzend Telefone. Benutz es einfach, während du in Paris bist. Du kannst es mir dann in Chicago zurückgeben.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Wiedersehen!« Solange warf uns Luftküsse zu, während Andrew und ich den Schotterweg zum Tor des Retiro-Parks hinuntergingen.
    »Warum laugen einen diese Auftritte bloß immer so aus?«, fragte ich.
    »Das habe ich mich auch gerade gefragt«, sagte Andrew. »Ich werde wohl allmählich zu alt für so was.«
    Ich fragte mich, wie alt er sein mochte. Anfang fünfzig, nahm ich an. Er trug keinen Ehering, doch das bot keine Gewähr dafür, dass er Junggeselle war. Trotzdem war es ein gutes Zeichen.
    Auf einmal tat es mir leid, dass ich einen so frühen Flug gebucht hatte. Wär schön gewesen, bei einem Faulenzerfrühstück Betrachtungen über die Ausstellung auszutauschen.
    Seite an Seite gingen wir unter einem dunklen Laubdach auf den Parkeingang zu. Von Weitem konnte ich Leute auf der Straße ausmachen. Sie trugen Schilder.
    »Sind das Demonstranten?«, fragte ich.
    »Ich hab keine Ahnung. Da, schau, die Schilder haben die Form von Händen.«
    »Cinco por Cinco«, las Andrew die Worte von den Schildern ab.
    »Fünf für fünf?«, fragte ich. »Was bedeutet das?«
    Ein jugendliches Pärchen saß auf einer Parkbank und beobachtete wie wir die Demonstranten.
    »¿Qué pasa con ellos?«, erkundigte sich Andrew.
    »Manifestación«, sagte der Junge nachdrücklich. »Cinco por Cinco. Son locos.« Er machte das international gebräuchliche Zeichen für Verrücktheit, indem er seinen Zeigefinger an der Schläfe kreisen ließ.
    »Glaubst du, die sind den ganzen Abend lang rummarschiert?«, fragte ich Andrew. »Mir tun schon vom bloßen Anblick die Füße weh.«
    Er schmunzelte und wechselte auf meine andere Seite, um mich von den Demonstranten abzuschirmen. Alle waren schwarz gekleidet. Die Männer, von denen die meisten in den Zwanzigern und Dreißigern waren, hatten lange Bärte und Hüte auf. Die Frauen trugen Röcke und Schals. Aus der Nähe sahen sie harmlos aus, beinahe wie die Mennoniten, die auf dem Erzeugermarkt im Stadtteil Oak Park Äpfel verkauften.
    Andrew und ich gingen ein kurzes Stück schweigend weiter.
    »Ich wollte, du müsstest morgen nicht so früh abreisen«, sagte er schließlich.
    Wirklich? Wünschte er sich das seinetwegen oder meinetwegen? Oder war es bloß Geplauder? Ich meinte, einen Anflug aufrichtiger Enttäuschung aus seinem Ton herauszuhören.
    »Ich muss zurück«, antwortete ich. »Meine Tochter ist allein in Solanges Wohnung. Sie hat sich zu krank für die Reise gefühlt.«
    O Gott. Ich hörte mich wie eine Rabenmutter an.
    »Sie ist achtzehn«, stellte ich klar.
    »Ah«, sagte er. »Ich hab einen Sohn. Er ist siebzehn.«
    Also war er doch verheiratet. Ach ja. Scheiße.
    »Hab ihn kaum gesehen, seit wir hier sind«, fuhr er fort.
    »Hat er die Zeit mit … deiner Frau verbracht?«, fragte ich. »Oder, ähm, deiner Freundin?«
    So kühn war ich sonst nie. Aber ich war müde, und mein Flug ging in sechs Stunden. Und ich fühlte mich, ohne es erklären zu können, diesem Mann irgendwie nahe.
    Oder war ich einfach nur müde?
    »Ich bin nur mit Webb hier«, entgegnete Andrew.
    »Oh!«, sagte ich mit viel zu viel Begeisterung. Ich setzte erneut an, diesmal weniger beschwingt. »Nur ihr beide. Das ist … nett.«
    Eine Viertelstunde später waren wir im Hotel. Andrew sah zu, wie ich zwei verdutzte Pagen mit Schachteln voll prädigitalem Süßgebäck belud. In meinem besten Highschool-Spanisch versuchte ich ihnen klarzumachen, dass sie die Leckereien unter ihren Kollegen verteilen sollten.
    »Meinst du, sie haben mich verstanden?«, fragte ich Andrew, während wir in der Empfangshalle standen.
    »Bin mir nicht mal sicher, ob ich dich verstehe. Aber ich würd’s gerne. Wäre es töricht von mir zu fragen, ob du noch was trinken magst?«
    »Liebend gern«, sagte ich.
    Ich schaute auf meine Uhr: fünf nach zwei.

Kaum war Coco in der Küche, spuckte ich den widerlichen Käse in die hohle Hand.
    »Möchtest du Wein oder Sprudel oder Wasser oder …?«, rief sie.
    Was ich haben wollte, war Zeit. Und eine Stelle, an der ich den Käse entsorgen konnte, den ich so lange wie nur menschenmöglich im Mund behalten hatte.
    »Äh, hättest du einen heißen Tee?«, fragte ich und verzog die

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