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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Klise
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Vater.«
    »Meine Güte«, sagte ich. »Was für ein Mistkerl. Aber wie wunderbar, dass du zur Adoption bereit warst.«
    »Kein Ritterschlag nötig. In Wahrheit hatte ich wahrscheinlich nicht genug darüber nachgedacht. Ich war damals sechsunddreißig.«
    Ich hörte nicht länger hin und fing an zu rechnen. Sechsunddreißig und siebzehn sind … wie viel macht das? Ich brauche Stift und Papier. Denk nach! 36 + 17 = 43. Stimmte das? Nein, Quatsch. Eins im Sinn. Dreiundfünfzig. Er ist dreiundfünfzig. Wie alt bin ich? Vierundvierzig? Nein, fünfundvierzig. Neun Jahre Unterschied? Nein, acht! Herrje, war ich betrunken oder einfach blöd? Klappe zu und Ohren auf!
    »Aha«, sagte ich und stieg wieder in das Gespräch ein.
    »Laura wusste, dass es ein Junge werden würde. Und ich schätzte, ich würde das hinkriegen. Mit Jungskram kannte ich mich ja aus. Und es gab niemand anderes. Ich bin ihr einziges Geschwister. Also holte ich den Jungen direkt aus dem Krankenhaus zu mir.«
    »Erzähl weiter«, bat ich.
    »Deshalb habe ich wohl immer befürchtet, Webb könnte von irgendwem oder irgendwas abhängig werden – wie dem verdammten Computer. Laura dürfte die begabteste abstrakte Malerin sein, die ich je kennengelernt habe. Aber irgendwie hat sie es fertiggebracht, für ihren sogenannten Freund, den Anführer der Sekte, einen Bankraub zu begehen und dabei zwei Kassierer zu töten. Er bekam drei Jahre. Sie fünfundzwanzig.«
    »Das … tut mir leid.« Ich langte über den Tisch, um meine Hand auf seine zu legen. Aber da hatte er schon die Hände hinter dem Kopf verschränkt, um sich zu strecken und zurückzulehnen.
    »O bitte«, sagte er. »Ich bin es, der sich entschuldigen sollte. Ich rede nur mit wenigen darüber. So eine Geschichte kann schnell das ganze Zimmer leeren.«
    »Ich vermute mal, dein Sohn weiß von alledem?«
    »Nicht in allen Einzelheiten, aber er weiß Bescheid.« Er unterbrach sich. »Wollen wir von was anderem reden?«
    »Natürlich.« Ich fühlte mich von einer unerklärlichen Zuneigung zu diesem Mann überströmt. »Aber sag mir doch bitte noch was zum Namen Webb. Er gefällt mir.«
    Seine Miene hellte sich auf. »Ich hab ihn nach meinem Lieblingssongschreiber genannt, nach Jimmy Webb.«
    »Den sollte ich kennen, oder?«
    »Tust du wahrscheinlich auch, nur weißt du nicht, dass du ihn kennst«, entgegnete er großzügig. »Es gibt gewisse Parallelen zu deiner Freundin Coco Chanel. Jimmy Webb war keine Waise, stammte aber aus bescheidenen Verhältnissen in Oklahoma. Sein Dad war Baptistenprediger und hielt wenig vom Vorhaben seines Sohns, ein Songschreiber zu werden. Der Vater gestattete zu Hause nur weiße Gospelmusik und Country. Doch als klar wurde, dass Jimmy wirklich Musik machen wollte, gab ihm sein Vater vierzig Dollar und sagte: ›Viel ist es nicht, aber alles, was ich habe.‹ Außerdem meinte er zu seinem Sohn, das Liederschreiben werde ihm das Herz brechen.«
    »Wessen Herz – das des Vaters oder das des Sohns?«, fragte ich.
    »Das des Sohns. Jimmys Herz.«
    »Oh, wie traurig. Aber auch ganz groß.«
    »Stimmt. Denn genau das macht etwas zu Kunst, und das macht gute Kunst mit einem. Sie bricht einem das Herz. Sie bewegt einen. Wenn sie das nicht tut, vergiss es. Dann hat sie keinen Wert.«
    Er hatte ein Künstlerherz, aber offenbar zum Glück keine schrägen Künstlermacken wie ständiges Pleitesein. Er war freundlich. Er war großzügig. Er hatte angenehme Umgangsformen. Sein Gesicht strahlte im Kerzenlicht. Ich konnte nur hoffen, dass mein Gesicht in der Beleuchtung der Bar weicher und weniger verhärmt aussah als in diesem fürchterlichen Arbeitsraum im Museum.
    »Was ist mit der Ausstellung heute Abend?«, fragte ich. »Hat sie dich bewegt?«
    »Nicht sonderlich«, sagte er. »Aber ich gehöre auch nicht zur Zielgruppe solcher Ausstellungen. Mir sind Gemälde lieber.«
    Wir unterhielten uns über Kunstmuseen, die uns begeisterten. Er kannte sie alle, wirkte aber keinen Deut überlegen. Erfreulich anders als die Blender, die einmal im Jahr das Art Institute aufsuchten und sich kunstsinnig vorkamen.
    »Die europäischen Museen sind natürlich überwältigend«, sagte er gerade. »Und in Chicago hast du das wunderbare Art Institute. Aber die Museen, die mir tatsächlich am besten gefallen, finden sich in Kansas City, Tulsa und Toledo, Ohio.«
    »Sag das mal einem New Yorker«, murmelte ich.
    »Die würden mir nicht glauben«, sagte er. »Das ist, als würde man zugeben, Glen Campbell sei

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