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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Klise
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der eigene Lieblingssänger.«
    »Ist er das denn?«
    »Ja.« Er lachte. »Und damit weißt du alles über mich. Aber im Ernst, Lieder wie ›Wichita Lineman‹, ›By the Time I Get to Phoenix‹ oder ›Gentle on My Mind‹ sind unschlagbar.«
    »An das letzte Lied erinnere ich mich«, sagte ich. »Früher hat sich die Vorstellung für mich sehr romantisch angehört, dass ein Kerl seinen zusammengerollten Schlafsack hinter meinem Sofa verstaut. Heute denke ich: Mein Gott, Junge. Besorg dir ein Bett. Organisier dir eine Bleibe. Und hör auf, meine Bude zuzumüllen.«
    Er lachte auf, aber auf traurige Weise. O Gott. Ich hatte ihn gekränkt.
    »Genau das macht mir bei meinem Sohn Sorgen«, sagte er. »Dass er zu einem Kerl wird, der seinen zusammengerollten Schlafsack hinter dem Sofa von irgendeinem armen Mädel verstaut.«
    »Aber in einem gewissen Alter klingt das nun mal romantisch«, warf ich ein. »Für Frauen genauso wie für Männer.«
    »Vielleicht ist das auch ein Relikt aus dem analogen Zeitalter«, bemerkte er.
    Ich wagte mich vor. »Es kommt mir so vor, als wäre im digitalen oder postdigitalen Zeitalter oder wie immer wir es nennen sollen die Romantik schwieriger geworden. Die Liebe ist schwieriger.«
    »Glaubst du?«
    »O ja. Siehst du das nicht bei deinem Sohn?«
    »Mein Sohn verabredet sich nicht mit irgendwelchen Mädels«, sagte er. »Überhaupt nicht.«
    »Meine Tochter verabredet sich auch nicht mit Jungs. Sie sagt, Dates sind was für Nieten. Die kapieren das nicht. So was Altmodisches wie essen gehen und danach ins Kino gibt es nicht mehr. Die Jugendlichen heutzutage streifen nur noch im Rudel herum«, fügte er hinzu.
    »Kein Händchenhalten mehr. Und wenn doch, dann machen sie sich drüber lustig und rollen mit den Augen.«
    Er lächelte. »Händchenhalten. Wäre das nicht eigentlich digital, vom lateinischen ›mit dem Finger‹? Buchstäblich Finger, die sich berühren?«
    »Stimmt, dann wäre die Liebe im post digitalen Zeitalter ja eine ohne Berührung, oder?«, sagte ich. »Ich weiß noch, wie ich auf dem College ein Jahr oder so mit einem Jungen gegangen bin.«
    »Soll das heißen, du hast mit ihm Händchen gehalten?«, fragte er grinsend.
    »Hab ich. Und in den Semesterferien, wenn Händchenhalten nicht ging, schrieben wir uns Briefe – denn Ferngespräche kosteten damals ja noch Geld.«
    Er schmunzelte. »Ich kann mich auch noch erinnern.«
    »Und ich erzähl dir noch was«, fuhr ich, von seinem Blick ermutigt, fort.
    »Erzähl.«
    »Außerdem riefen wir uns gegenseitig an, ließen es nur einmal läuten und hängten dann ein. Damit es gar nichts kostete. Aber auch, weil …«
    »Weil es romantisch war«, sagte er.
    »Ja. Es war romantisch.«
    Halt. War es wirklich romantisch? Es war so lange her. Ich konnte mich kaum mehr erinnern. Es sollte zumindest romantisch sein. War es das auch gewesen?
    »Kann ich verstehen«, versicherte er. »Und mir gefällt der Gedanke, dass der Bursche jedes Mal gepunktet hat, wenn das Telefon bei dir zu Hause klingelte. Und was, wenn sich irgendwer bloß verwählt hatte, um es gleich beim ersten Rufton zu merken und wieder aufzulegen?«
    »Ich hör dir nicht mal zu«, sagte ich und hielt mir lachend die Ohren zu. »Ich lass mir von dir keine lieb gewonnene Erinnerung kaputtmachen.«
    Seine Stimme wurde leiser. »Das würde ich nicht im Traum wollen.«
    Wir waren allein. Die Bar hatte eine halbe Stunde zuvor geschlossen. Selbst der Barmann war gegangen.
    »Du musst deinen Flug erwischen«, mahnte er, »und ich halte dich hier auf.«
    »Ach, das macht gar nichts, wirklich«, sagte ich etwas zu eifrig. Womöglich dachte er, dass ich die Nacht mit ihm auf meinem Zimmer verbringen wollte.
    »Wollen wir uns draußen die Beine vertreten?«, fragte er.
    »Das wäre nett.«
    Mein Körper war von der Backerei am Nachmittag ziemlich geschafft. Und nun war mir der Wein ein wenig zu Kopf gestiegen. Aber die warme Nachtluft fühlte sich wunderbar an.
    Gegenüber sahen wir ein paar ruppig wirkende Jungs hinter einem Klapptisch irgendwas verkaufen, was wie Drogenzubehör aussah.
    »Noch mal kurz zurück zum Klebbutterkuchen«, sagte Andrew.
    Ich lachte.
    »Nein, wirklich. Du bist dir wohl gar nicht darüber im Klaren, was für eine Eingebung du damit hattest. Vielleicht ist es den Leuten dort heute Abend nicht aufgegangen, aber für mich vertritt Klebbutterkuchen die analoge Kultur genau zu der Zeit, als sie die Kurve ins Digitale nahm.«
    »Inwiefern?«
    »Ich weiß

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