Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
könnte sie auf meine Seite ziehen. Sie würde mich mögen, noch ehe sie mir begegnet wäre. Halt, hör zu! Er redet noch.
»Webb ist in einer Fußballmannschaft, die fast jeden Samstag zu irgendwelchen Auswärtsspielen fährt. Sonst treffe ich mich nur noch mit einer weiteren Frau, mit meiner Rechtsanwältin Tamra. Die sehe ich ziemlich oft.«
Natürlich ging er mit anderen Frauen aus. Natürlich. Was hatte ich mir denn eingebildet? Und dann noch eine Anwältin. Scheiße.
»Tamra und ich gehen alle zwei Wochen zusammen mittagessen. Ich mag sie sehr. Und sie sieht wie Glen Campbell aus. Oder vielleicht wie Glen Campbells ältere Schwester. Tamra geht inzwischen auf die achtzig zu. Muss wohl mein Typ sein. Meinst du, es gibt eine Selbsthilfegruppe für Männer, die auf Glen Campbell stehen?«
Es war nichts! Gott sei Dank! Ich liebe Anwältinnen! Was täten wir ohne Anwälte?
»Eine Selbsthilfegruppe für dich? Keine Ahnung. Aber meine Tochter hat vor, Psychologie zu studieren, ich bin also schon mit einem Bein in der Psychiatrie.«
Er lächelte. »Keine Ahnung, was mein Sohn mal studieren wird. Neulich meinte er, er wolle Höhlenmensch werden.«
»Bitte was?«
»Frag nicht. Soll wohl bedeuten, dass er nicht arbeiten will. Er lässt es eher ruhig angehen. Ich versuche, darin etwas Gutes zu sehen.«
»Es ist etwas Gutes.«
»Stimmt. Aber wenn er mir erzählt, am College gebe es ein Hauptfach namens Freizeitforschung, dann ist es doch nachvollziehbar, dass ich etwas unruhig werde.«
Ich musste lachen. Er war nett. Und lustig. Und ehrlich.
»Meine Tochter ist immer so konsequent und ziemlich unentspannt«, sagte ich. Moment mal. Beschrieb ich gerade Coco oder mich? »Wär interessant zu sehen, ob unsere Kinder miteinander auskämen.«
»Fände ich großartig«, sagte er.
»Wirklich?«
»Natürlich. Ich sähe es liebend gern, wenn mein Sohn eine junge Frau kennenlernen würde, die sich Gedanken über ihre Zukunft macht.«
Wie spazierten weiter und redeten über alles Mögliche – bis wir einen Mann vor einem Café Brötchen abstellen sahen.
Ich sah auf meine Uhr. Es war zehn nach fünf.
»Wir müssen zum Hotel zurück«, sagte ich.
Andrew winkte uns ein Taxi herbei. Als wir zehn Minuten später am Hotel vorfuhren, trafen wir die Pagen beim Verzehr von Chocolate-Chip-Cookies an.
»Kann ich dir mit deinem Gepäck helfen?«, fragte er.
»Nein, nein. Ich komm klar. Nur muss ich mich jetzt wirklich sputen.«
Und damit flitzte ich zum Fahrstuhl und ließ Andrew in der Eingangshalle zurück.
Ich verfluchte mich den ganzen Weg hoch zum sechsten Stock und fuhr fort, mich zu verfluchen, während ich meinen Schminkbeutel und den ungetragenen Pyjama in meinen Koffer warf. Warum hatte ich ihm keine Visitenkarte gegeben? Warum konnte ich den Flug nicht sausen lassen und einen späteren nehmen?
Weil ich zurück zu Coco musste, deshalb. Warum sagte ich ihm das dann nicht und zeigte ihm damit, dass mir was an ihm lag?
Diese selbstkritische Tirade ging mir noch immer durch den Kopf, als ich zurück zum Aufzug rannte und zum Empfang hinunterfuhr, wo Andrew auf mich wartete. Er trug meinen Koffer zum Ausgang und winkte ein Taxi.
»Kann ich dich anrufen?«, fragte er, als ich einstieg.
»Natürlich. Meine Nummer in Chicago …«
»Nein, ich meine, ich möchte dich in Paris anrufen. Gibt es da eine Nummer, unter der ich dich erreichen kann?«
Ich kramte Solanges Handy aus meiner Tasche hervor.
»Uff, ich weiß nicht mal die Nummer von diesem Ding«, sagte ich. »Ruf mich doch einfach in Solanges Wohnung an.«
Ich schrieb die Telefonnummer auf die Rückseite meiner Einkaufsliste. »Hier«, sagte ich. »Coco und ich sind noch bis Samstag in Paris.«
Ich konnte den Gammelkäse riechen, kaum dass wir die Wohnung betraten. Keine Zeit mehr zu vertrödeln. Ich griff mir ihre Tasche und stürmte los in Richtung Badezimmer.
»Warte!«, rief Coco. »Das ist nicht deine Tasche.«
»Weiß ich«, antwortete ich, hielt aber weiter aufs Bad zu. »Ich hab bloß was dringelassen, womit ich … was machen muss.«
»Webb! Das ist nicht deine Tasche. Es ist meine. Sag mir einfach, was du haben willst, und ich geb es dir.« Sie versuchte, mir die Tasche aus der Hand zu zerren.
»Hey, hey, hey«, erwiderte ich und versuchte, witzig zu klingen. »Ich mein’s ernst. Ich brauche mein …«
» Ich mein’s ernst«, sagte sie und packte einen Henkel der Tasche. »Das ist meine Tasche. Gib sie her, und ich gebe dir deine Tasche.«
O
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