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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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schiefgehen.
    Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Punkt dreiviertel zwölf klingelte sie an Frau Schwabs Gartentor. Hinter der hohen Mauer, die das Grundstück umzäunte, zwitscherten Vögel. Ein Summen ertönte, das sich nach einem Bienenschwarm anhörte, jedoch der Türöffner war. Emma betrat das Grundstück und wurde sofort von der Hausherrin in Empfang genommen: »Ach, schön, dass Sie da sind! Ich sehne mich ja schon nach meiner Sommerkollektion!«
    Na, wenn sie sonst keine Probleme hatte, war sie wirklich zu beneiden … Obwohl Emma um nichts in der Welt in einer so pompösen Villa hätte wohnen wollen. Auf dem Weg zum Hauseingang passierte sie ein Schild, das nach rechts zum unübersehbaren Pool und nach links zur »Lobby« wies. Emma schüttelte innerlich den Kopf. Da war ihr Willis naturnahe Gartenplanung wesentlich lieber.
    Während die Kundin jedes Sommerkleid einzeln gründlich begutachtete und ein ums andere Mal in Entzückensschreie ausbrach, saß Emma wie auf Kohlen. Immer wieder blickte sie nervös auf ihre Armbanduhr, wo der Minutenzeiger unbeirrt Strich für Strich weiterzog. Als Frau Schwab schließlich auch noch darauf bestand, ihr sofort einen Scheck auszustellen, um nicht erneut mit der Zahlung in Verzug zu geraten, war es sprichwörtlich und auch in der Wirklichkeit fünf vor zwölf.
    Emma trippelte unruhig von einem Fuß auf den anderen, und Frau Schwab suchte in aller Seelenruhe ihr Scheckheft. Vier Minuten später hatte sie es endlich gefunden und machte sich daran, Summe und Namen sorgfältig einzutragen. Von draußen hörte man eine Kirchturmuhr schlagen, doch die Kundin nahm keine Notiz davon. Wie auch? Schließlich ahnte sie nichts vom Termindruck ihrer Lieferantin. Und auch wenn sie es gewusst hätte, wäre es ihr vermutlich vollkommen egal gewesen. Emmas Uhr zeigte bereits fünf nach zwölf, als sie mit dem Scheck in der Hand eilig die Grünwalder Villa verließ und in den Dienstwagen steigen wollte. Spätestens um Viertel nach konnte sie auf dem Bavaria-Gelände sein. Falls sich das Casting nur ein wenig verzögerte, was gut möglich war, wäre sie dann immer noch rechtzeitig vor Ort.
    »Na, das ist ja ein Zufall«, rief es in diesem Moment aus einem Vorgarten gegenüber. Noch in der Autotür drehte sich Emma erstaunt zu der vertrauten Stimme um und sah Willi über eine Hecke winken. Auch das noch! Vor Überraschung rutschte ihr Frau Schwabs Scheck aus der Hand, und als sie ihn wieder aufheben wollte, wurde er von einem plötzlichen Windstoß die Straße entlanggetragen. Wieso wurde sie eigentlich immer durch Willi von wichtigen Terminen abgehalten? Irgendwie schaffte er es immer, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. »Oh, warte, ich helfe dir«, rief er jetzt, als er sah, dass sie dem Stück Papier mit großen Sprüngen nachjagte.
    Äußerst elegant schwang er sich über das Gartentürchen und rannte dem Scheck, der inzwischen mitten auf der Fahrbahn liegen geblieben war, von der anderen Seite entgegen. Fast gleichzeitig kamen beide dort an, als eine erneute Böe das Papier wieder davonwehen wollte. Genau im richtigen Augenblick konnte es Willi packen und – stieß frontal mit Emmas Kopf zusammen. Falsche Zeit, falscher Ort, schon wieder. Etwas benommen standen sich die beiden gegenüber.
    »Ich hab ihn«, stellte der Landschaftsgärtner nach einer Weile fest und hielt ihr befangen den geretteten Scheck hin. »Hat’s eigentlich noch geklappt mit deinem Termin am Samstag?«
    »Nee, leider. Und jetzt hab ich schon wieder keine Zeit«, antwortete Emma und bedauerte das plötzlich. Was war denn eigentlich mit ihr los? War ihre Angst vor dem Casting bei Jo jetzt schon so stark, dass sie ihm ein Date mit Willi vorzog? Oder waren es ihre Schuldgefühle wegen des überstürzten Aufbruchs aus Lisas Garten?
    Während sie noch darüber nachdachte, wie sie sich diesmal besser verabschieden konnte, hatte er sich ihrem Gesicht schon bis auf ein paar Millimeter genähert und ihr einen zarten Kuss auf die Lippen gedrückt. Emma war so überrumpelt, dass sie überhaupt nicht reagieren konnte. Sie war doch eigentlich auf dem Weg zu Jo. Was mischte sich Willi denn da jetzt ein?
    Endlich riss sie sich aus ihrer Erstarrung. »Ich … Ich kann nicht. Das mit uns – geht nicht. Du hast da was falsch verstanden. Ich muss weg«, stotterte sie, zerrte ihm den Scheck aus der Hand und flüchtete erneut, diesmal zu ihrem Auto.
    Was war denn das? Auf dem Weg zum Filmgelände wurde Emma erst klar, was

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