Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
da gerade eben mit ihr passiert war. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte bereits Viertel nach zwölf, also konnte sie frühestens gegen halb mit ihrer Ankunft beim Casting rechnen. Wie sie aus dem Augenwinkel bemerkte, blinkte auf dem Beifahrersitz inzwischen ihr Handy. Vermutlich versuchte Daniel sie schon zu erreichen. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Verflixt und zugenäht, ihre Pechsträhne schien auch in dieser Woche kein Ende zu nehmen.
Von wegen »den Dingen ihren Lauf lassen«! Was dabei herauskam, konnte man ja sehen. Der Frosch hatte ganz gegen die Spielregeln die Prinzessin geküsst. Und jetzt? Würde sich die Herzensdame nun in eine Fröschin verwandeln, die bis ans Ende ihrer Tage mit ihrem Gemahl im Harlachinger Tümpel der Schwester leben musste? Und wenn sie nicht gestorben sind, dann quaken sie noch heute? Pah! Noch hatte sie eine Chance, dieses Schicksal zu verhindern, und die würde sie nutzen. Das wäre doch gelacht!
Emma trat aufs Gas und raste aus Grünwald heraus und in das Bavaria-Filmgelände hinein. Zum Glück war das Casting im selben Gebäude, in dem auch die »Amtlichen Gefühle« gedreht wurden, sodass sie nicht lange suchen musste. Vor der Halle ging Daniel mit grimmiger Miene nervös auf und ab. Er hatte sein Handy am Ohr und nahm es erst herunter, als er Emma kommen sah.
»Da bist du ja endlich!«, rief er, kaum dass sie den Motor abgestellt hatte. »Jo ist auf hundertachtzig.«
Fast hätte Emma von ihrem verkorksten Liefertermin erzählt, doch ihr fiel noch rechtzeitig ein, dass diese Ausrede hier nur zu Komplikationen führen würde.
»Jetzt musst du aber richtig gut sein, damit er dir das verzeiht!« Ohne es zu wollen, erhöhte der Regieassistent den Druck auf Emma noch weiter. Er legte ihr den Arm um die Schulter.
»Darf ich denn überhaupt noch vorsprechen?« Auch wenn Emma dort, wo sie das Schauspielzentrum ihres Gehirns vermutete, nur Leere entdecken konnte, gab es nichts, was sie sich in diesem Moment mehr wünschte.
»Nicht so schlimm – wir haben zwei andere vorgezogen«, beruhigte sie Daniel und schob sie in einen Flur, »als Nächste kommst du. Versau’s nicht!«
13
Das Glück ist eine Stecknadel,
und manchmal findet man sie
tatsächlich auch …
Bavaria-Stud io
Innen/Tag
Emma schlotterten richtiggehend die Knie, als sie den Raum betrat, in dem Jo mit zwei anderen Filmleuten die Bewerber empfing. Der eine stand hinter einer kleinen Kamera und war offensichtlich der Kameramann. Der andere saß lässig auf einem Stuhl und trank Kaffee aus einem Plastikbecher.
»Ach, sieh mal einer an«, begrüßte sie der Regisseur und blickte kaum von seinen Unterlagen auf, »auch schon da?« Das fing ja gut an. Jetzt schlotterten nicht nur Emmas Knie, sondern auch der ganze Rest des Körpers.
»Tut mir leid«, sagte sie vorsichtshalber nur, »ich wurde aufgehalten.« Stimmte ja irgendwie auch.
»Okay, kümmern wir uns jetzt nicht auch noch um das ganze Drumherum«, befahl Jo streng und sah sie nicht einmal an. »Wir machen nur die beiden Szenen. Den Rest kennen wir ja.« Sehr charmant.
Emma wäre am liebsten im Erdboden versunken. Vielleicht war das nur wieder einer dieser Tagträume? Sie kniff sich in den Unterarm und musste feststellen, dass der Horrortrip tatsächlich Realität war. Auch das noch. Und es gab keine Fluchtmöglichkeit, die sie für Jo nicht gänzlich unmöglich gemacht hätte. Schon jetzt stellte sich die Frage, ob sie als Frau bei ihm überhaupt noch die geringste Chance hatte.
Vielleicht schon … Wenn sie dieses eine Mal nicht versagte. Sie hatte den Text gelernt, mit der Großmutter ausführlich geübt und so gut gespielt, dass zumindest Herr Jung alles geglaubt hatte. Warum sollte das denn schiefgehen? »Den Dingen ihren Lauf lassen« war die Devise. Also los!
Der Kaffee trinkende Typ erhob sich langsam und baute sich vor ihr auf. Irgendwie erinnerte er Emma ein bisschen an Williams Mitbewohner in Notting Hill . Wenn er jetzt noch eine Taucherbrille aufgehabt und »groovy« gesagt hätte, wäre er der perfekte Doppelgänger gewesen. Was für ihn nicht gerade ein Kompliment, für Emma jedoch eine große Hilfe war. Andere stellten sich ihre Prüfer in Unterhose vor, sie dachte sich eine Taucherbrille über die sie musternden Augen und ließ den Dingen ihren Lauf.
Doch gerade nach einer solchen Vorstellung war es schwer, eine Liebesszene mit diesem Typen zu spielen. Schließlich war sie keine richtige Schauspielerin, die bestimmte Gefühle einfach
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