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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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gehört. Und mit ihrem Ungehorsam hatte alles angefangen …
    »Leider weiß ich auch nichts Genaueres«, meldete sich jetzt die Dame im Brautkleid zu Wort. »Als ich ins Studio kam, hat man mich sofort wieder nach draußen geschickt.«
    »Das Problem kenn ich«, meinte Emma trocken und erinnerte sich an ihren ersten Auftritt im Serien-Standesamt. Seitdem hatte sich so einiges getan. Sie war von der Schneiderin zur Teilzeit-Schauspielerin geworden, hatte Jo und Daniel kennengelernt und zumindest Ersteren schon mal mit offener Hose gesehen …
    »So, nun kann es losgehen«, riss Letzterer sie jetzt aus ihren Träumen und schob einen gut aussehenden jungen Mann ins Zimmer, »das hier ist Felix. Der kann alle Fragen beantworten.«
    »Das hoffe ich zumindest«, meinte Felix und lächelte Emma freundlich an. »Ich habe gehört, man hat für unser Hochzeitskleid extra eine Expertin geholt.« Er reichte ihr die Hand und forderte sie auf: »Dann lass mal deine Ideen hören. Was kann man denn auf die Schnelle überhaupt noch verändern?«
    »Na ja, man könnte hier ein farbiges Bindeband auf die Taillennaht setzen und im gleichen Ton Chiffonärmel annähen zum Beispiel …« Emma kam sich vor wie eine Dozentin, während sie mit dem Finger auf verschiedene Stellen des Kleides zeigte, um ihre Vorschläge zu verdeutlichen: »Ich weiß natürlich nicht, welche Materialien hier vorhanden sind, aber man könnte den Farbton vielleicht auch am Ausschnitt noch einmal aufnehmen.« Fragend blickte sie die Praktikantin an, die langsam ruhiger zu werden schien.
    »Bindebänder haben wir in fast allen Farben«, beteuerte sie eilig, »und Chiffon ist auch da.«
    »Gut, dann machen wir das in einem dezenten Ton. Das Kleid ist uns so einfach zu steif, zu klassisch. Die Braut soll ja schließlich erst neunzehn sein«, sagte Felix erleichtert und legte Emma die Hand auf die Schulter. »Ich danke dir – sehr.« Dabei sah er ihr so tief in die Augen, dass sie langsam gar nicht mehr wusste, wohin die Dinge wohl laufen würden. Doch da sie das Schicksal sowieso nicht beeinflussen sollte, machte sie sich jetzt keine weiteren Gedanken.
    »Dann zeig mir doch bitte mal, was ihr so alles dahabt«, bat sie die Praktikantin, die sich inzwischen als Lilli vorgestellt hatte. Lilli stürmte sofort los, um nacheinander verschiedene Kisten mit Accessoires anzuschleppen.
    Nach einer schnellen Bestandsaufnahme entschied Emma sich für eine weiße Bordüre mit filigran eingewebten rosa Herzen, dazu unten offene Chiffonärmel in Rosa und ein Unterbrustband aus Satin in derselben Farbe. In Windeseile nähte sie dann im Nebenzimmer das, was Lilli auf ihre Anweisung hin sorgsam zuschnitt, an das weiße Kleid.
    Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Stolz hielt Emma eine halbe Stunde später ein völlig verändertes Brautkleid in der Hand.
    »Super«, urteilte auch Lilli aus vollem Herzen. »Das hätte ich nie so hingekriegt.«
    »Du hast ja auch keine jahrelange Berufserfahrung als Schneiderin. Du musst das gar nicht können.«
    »Aber du doch auch nicht, oder?« Emma hatte ganz vergessen, dass die Praktikantin sie natürlich immer noch für eine näherisch begabte Schauspielerin hielt, die lediglich an einem Casting hatte teilnehmen wollen.
    Aber was war sie denn nun wirklich? Gerade eben fühlte sie sich dann doch wieder eher wie eine Schneiderin. Wollte sie das denn überhaupt sein?
    Schnell lenkte sie die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema. »Irgendjemand muss dieses Kleid jetzt noch einmal anziehen. Wo ist denn die dazugehörige Braut?«
    Liftboy Alex, der das Ganze schon seit einiger Zeit beobachtete, gab bereitwillig Auskunft: »Die musste unbedingt zum Fresh-up in die Maske.«
    »Und wie lange dauert so ein – ›Fresh-up‹?«
    »Gerade wurden zehn Minuten angesagt.«
    »So lange können wir nicht warten. Falls noch Änderungen zu machen sind …« Emma musterte kritisch Lillis Figur und sah dann an sich selbst herunter.
    Da biss die Maus keinen Faden ab – jetzt musste sie doch noch einmal für einen kurzen Moment die Braut geben. Rasch zog sie in der Kabine Schuhe, Hose und Shirt aus und schlüpfte in das weiße Kleid, das durch die rosa Akzente längst nicht mehr so steif wirkte wie zuvor. Als sie die Umkleide verließ und sich vor dem großen Spiegel hin und her drehte, fühlte sie sich fast wie vor einigen Wochen, als sie schon einmal an dieser Stelle ein fremdes Brautkleid getragen hatte. Mit einem entscheidenden Unterschied: Damals hätte sie

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