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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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dass sie aus Fürstbergs Richtung nicht gesehen werden konnte. Derart getarnt entstieg sie schließlich dem Firmenwagen.
    Ob der Regisseur ihr nun in eben der Minute, die Emma vom Auto bis zur Hallentür brauchte, den Blick zuwandte, konnte sie, von der Tracht verborgen, nicht sehen. Falls ja, dann sah er ein schmuckes Dirndl mit zwei Jeansbeinen in abgewetzten bunten Stoffturnschuhen schnellen Schritts zum Eingang traben und dabei wie beschwipst hin und her schwanken. Immer noch besser als eine übermüdete Schneiderin mit Augenrändern, die ihm bei der ersten richtigen Begegnung doch so viel lieber perfekt herausgeputzt gegenübertreten wollte.
    »Da sind Sie ja schon«, wurde sie im Kostümbüro von einer ihr unbekannten Person begrüßt, die aber offensichtlich trotzdem wusste, wer sie war. Emmas verständnisloser Blick schien Bände zu sprechen, denn die Frau setzte gleich nach: »Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie.«
    Wie unheimlich. Solche Situationen kannte man eigentlich nur aus Filmen. Und weiterhin blieb ungewiss, ob es sich bei diesem Liefertermin um den Gang nach Canossa handelte oder nicht. »Ich bin Teresa Schubert, hallo.«
    Aha, die Chefin. Das machte die Angelegenheit nicht unbedingt angenehmer. Emma merkte erst jetzt, dass sie das eingepackte Dirndl immer noch mit ausgestrecktem Arm neben ihr Gesicht hielt. Auf Frau Schubert musste das wirken, als stünde ein überdimensionaler lebendiger Garderobenständer in ihrer Bürotür. Schnell senkte Emma den Bügel und erwiderte: »Emma Jacobi vom Atelier ›Kreuzstich‹, hallo.«
    »Ich weiß.«
    Eigentlich sah die Kostümfrau, deren strahlend blaue Augen hinter einer schicken kunterbunten Brille blitzten, sie ganz freundlich an. Trotzdem fühlte Emma sich außerordentlich unwohl. Sie streckte ihrem Gegenüber die Folie mit dem Kleid entgegen und hoffte ganz kurz, dass sie damit entlassen war. Weit gefehlt.
    »Ich habe Sie hierhergebeten«, setzte Frau Schubert an, »weil Sie bei Ihrer letzten Lieferung einen, nun, sagen wir, etwas unkonventionellen Auftritt hatten.«
    Von Kannibalen im Topf ganz langsam weich gekocht zu werden war wahrscheinlich angenehmer als Emmas momentane Situation. Sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Vermutlich waren ihre Wangen bereits so sattrot wie das rote Kreuz der gleichnamigen Organisation. Und sie würde auch gleich einen ihrer Rettungswagen benötigen, wenn das hier noch länger so weiterging.
    »Meine Mädchen haben mir erzählt, was letzte Woche vorgefallen ist.«
    »Ja, das lief etwas unglücklich, weil …«
    »Allerdings.«
    Emma zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Diese Chefin flößte ihr mit ihrer unendlich ruhigen Art fast mehr Angst ein als die Stichsäge. Die Kostümbildnerin sollte vielleicht so langsam zum Punkt kommen, wenn sie nicht innerhalb der nächsten Minute eine kollabierte Schneiderin in ihrem Büro liegen haben wollte.
    Eigentlich hätte Emma ebenso gut sofort den Rückzug antreten können. Das Kleid war ordnungsgemäß zugestellt, somit gab es hier nichts mehr zu tun. Allerdings würde diese Frau Schubert dann vermutlich beim nächsten Termin wieder nach »der kleinen Schwarzhaarigen« verlangen. Und falls sie sich drückte, beim nächsten Mal wieder. Und wieder. Und wieder. Emma sah sich bereits in einer Endlosschleife gefangen, aus der sie nicht mehr entkommen konnte.
    Ganz in ihre albtraumartigen Befürchtungen vertieft, hörte sie gar nicht mehr richtig zu, während die Dame mit der bunten Brille weitersprach. »… wirklich sehr geholfen« war schließlich der erste deutliche Satzfetzen, der ihre überforderten Gehirnwindungen erreichte.
    Wie bitte? Wer hatte da wem geholfen? Die Kostümmädchen ihr? Oder sie ihnen? Oder sie der Schauspielerin? Oder der Aufnahmeleiter ihr? Aus den Purzelbäumen von Emmas Hirn wurden Saltos, was nicht gerade zu ihrer Konzentration beitrug. Und so rauschte auch der Rest von Frau Schuberts Rede ungehört an ihr vorüber.
    Deshalb war sie komplett ahnungslos, was sie eigentlich mit der Eintrittskarte sollte, die ihr die Kostümbildnerin jetzt reichte. Sie versuchte es erneut mit dem verständnislosen Blick, der schon zu Beginn des Gesprächs ganz gut funktioniert hatte.
    »Nehmen Sie nur, keine falsche Scheu. Sie haben es sich wirklich verdient«, ermunterte Frau Schubert sie und wedelte ihr mit der Karte vor der Nase herum, als wollte sie Ihrer Hoheit mit einem Palmblatt Luft zufächeln. Demnach war die Gabe wohl als Belohnung für

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