Verliebt, verlobt und eingesargt
gleichzeitig an.
Dampf trieb ihm entgegen. Warmer, fast heißer Dampf, der nicht nach Duschgel oder irgendeiner Badeessenz roch, sondern einen regelrechten Gestank absonderte.
Nach Schwefelgas und Verbranntem!
Er schloß unwillkürlich die Augen, ging einen halben Schritt zurück und schaute dann wieder nach vorn.
Noch immer wölkte dieser scharf riechende Qualm, der die gesamte Türöffnung einnahm. Dahinter aber oder mittendrin, genau war es nicht zu erkennen, entdeckte er eine Gestalt.
Ein Wesen, dessen Umrisse nicht genau zu erkennen waren, das auf zwei Beinen stand, aber einen geduckten Schatten bildete. Susy war das nicht!
Das Stöhnen hörte er nicht mehr, dafür einen spitzen Schrei, vielleicht sogar ein Lachen. Bei dem dichten Wasserdampf und dem Qualm war nichts zu erkennen.
Walter bekam Angst um seine Verlobte. »Susy!« rief er. Aus dem Zimmer drang das Fauchen wie ein Sturmwind. Für einen Moment glaubte er, ein glühendes Augenpaar zu sehen, dann wehte der Rauch etwas zur Seite, und er bekam eine etwas bessere Sicht. Links stand die Wanne. Unter dem Fenster die Toilettenschüssel, und rechts sah er jetzt die Umrisse der Dusche. Am Türfuttcr stützte er sich ab. »Susy?« rief er halblaut.
»Ja, was ist?«
Ihre Stimme hatte normal geklungen, sogar optimistisch oder gut gelaunt. »Geht es dir gut?«
»Blendend, mein Lieber, blendend. Weshalb fragst du?«
»Ich… ich… ahm, ich meinte ja nur.«
»Du hattest versprochen die Dusche nicht zu betreten.«
»Ja, ich weiß. Nur…« Er suchte nach den passenden Worten. »Die Zeit war etwas lang und dann die Geräusche.«
»Welche Geräusche?«
Walter trat wieder einen Schritt näher. Er hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht mit einer geraden Nase und einem etwas eckig wirkenden Kinn. Jetzt war seine Haut blaß geworden. Er schaute nach rechts, wo die Dusche eingebaut worden war. Hinter der Milchglasscheibe sah er die Umrisse des Frauenkörpers. »Da ist etwas gewesen, Susy. Ein Stöhnen und Fauchen. Dann sah ich auch einen Schatten.«
Sie lachte ihn hell aus. »Nein, du hast dich geirrt. Ich bin allein. Niemand ist hier. Hast du geträumt?«
»Vielleicht.«
»Bestimmt, Walter, du hast bestimmt geträumt. Jetzt schließ bitte die Tür. Mich friert etwas.«
»Natürlich, entschuldige.«
»Ich komme auch gleich.«
Walter ging wieder zurück. Er stemmte seine Hände in die Hüften und atmete tief durch. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Er hatte etwas gehört, darauf konnte er sich hundertprozentig verlassen. Es war dieses Stöhnen und Schreien gewesen, doch jetzt war alles wieder normal.
Auch Susys Stimme hatte nicht verändert geklungen. Der Mann schüttelte den Kopf und setzte sich wieder auf die Bettkante. Er war doch kein Spinner, verdammt. Er hatte sich das nicht eingebildet. Innerhalb der Schwaden war diese Gestalt zu sehen gewesen, sogar das glühende Augenpaar.
Hinzu kamen die Geräusche. Sie mußten von einer Frau ausgestoßen worden sein. Und sie hatten sich angehört, als hätte sich diese Frau in einem Liebestaumel befunden. Es kam einfach nur Susy in Frage, eine andere gab es nicht.
Walter preßte seine Hände gegen die Wangen und atmete stöhnend durch. Wie er es auch drehte und wendete, irgendwo blieb er immer hängen, weil er keine Erklärung finden konnte.
Jemand öffnete die Tür von innen. »Hier bin ich, Schatz!« hörte er Susys Stimme.
Dann kam sie selbst.
Zum erstenmal sah Walter seine Verlobte nur wenig bekleidet. Sie hatte ihren Oberkörper durch ein Badetuch verhüllt, das vor den hoch angesetzten Brüsten zu einem Knoten verschlungen war, damit es nicht nach unten rutschen konnte. Das Badetuch bestand aus schwarzem Frottee und bildete einen scharfen Kontrast zu ihrer hellen Haut und dem halblangen Blondhaar, das nur an den Spitzen naß geworden war. Von ihren langen Beinen perlte noch das Wasser. Sie hob einen Fuß an und kickte mit der Hacke die Tür zu, die ins Schloß fiel.
»Na?« fragte sie kokett, »gefalle ich dir?«
Er nickte. »Und wie.«
Susy ging langsam näher, bis sie in den Lichtschein der Deckenleuchte geriet. Neben dem Sessel, auf dem ihre Kleidung lag, blieb sie stehen. Die dünnen Dessous waren durchsichtig und wogen kaum etwas. Sie nahm den Slip in die Höhe und drehte ihrem Verlobten den Rücken zu. Damit war Walter nicht einverstanden. »Moment mal, willst du dich wieder anziehen?«
Sie wandte nur den Kopf. »Ja.«
»Aber du hast mir vorgestern eine Nacht versprochen,
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