Verliebt, verlobt und eingesargt
einige Termine.«
»Was machst du denn?«
»Ich bin Beamter und habe mit der Stadtverwaltung einiges zu bereden. Es geht da um gewisse Rationalisierungsmaßnahmen, die durchgeführt werden sollen und die ich verkaufen will.«
»Das hört sich schwierig an.«
»Es geht.«
»Erzähle weiter.«
Bestimmt war ihr Interesse nur geheuchelt, aber ich tat ihr den Gefallen und log auch das Blaue vom Himmel herunter. Wer tatsächlich Ahnung gehabt hätte, der hätte mich nur ausgelacht, aber Susy hing mit ihren Blicken an meinen Lippen, so wahnsinnig interessant fand sie dies alles, wie sie auch zwischendurch bemerkte.
Zum Glück brachte der Ober das Essen. Wir hatten zuvor frisches Brot bekommen und auch Butter. Ich hatte es nicht angerührt. Das Steak sah gut aus, wie auch der Salat eine knackige Winterfrische zeigte.
Wir wünschten uns gegenseitig einen guten Appetit. Während des Essens sprachen wir kaum, das gefiel mir, so brauchte ich mir keine neuen Lügenmärchen mehr einfallen lassen. Susy nickte einige Male, während sie kaute. Sie war also sehr mit dem Mahl zufrieden. Auch mir schmeckte es. Zwischendurch nahm ich einen Schluck von dem Roten, ließ nachschenken, und meine neue Bekannte, die sich ja frisch in mich verliebt hatte, trank ebenfalls.
Der Ober kam und legte noch nach. Ich putzte alles weg, auch Susy beschäftigte sich sehr intensiv mit ihrem Steak, das so groß war wie eine Faust.
Als der Teller leer war, lehnte sie sich zurück, schloß für einen Moment die Augen und lächelte. »Was ist?« fragte ich.
»Es war gut«, erwiderte sie. »Sogar sehr gut. Ich bin voll zufrieden.«
»Das freut mich.« Beim Eintreten hatte ich den Dessertwagen gesehen.
»Möchtest du noch einen Nachtisch?«
»Das ist mir zuviel.« Dennoch überlegte sie. »Wenn wir ihn uns teilen, nehme ich schon einen.«
Dagegen hatte ich nichts, winkte dem Ober zu, der in der Nähe einen Tisch deckte, und bat ihn, den Wagen zu schicken.
»Er kommt sofort, mein Herr.«
Ein Mädchen schob ihn heran. Wir konnten unter zahlreichen leckeren Dickmachern wählen. Mehrere Obstsalate lockten ebenso wie Cremes oder Puddings.
Sie nahm von jedem etwas. Den Abschluß bildete eine Kugel aus Apfeleis. »Das esse ich so gern«, gestand sie und bat um einen zweiten Löffel, den sie auch bekam.
Susy aß zuerst. Sie war begeistert, gab Kommentare ab und schob mir den Teller schließlich herüber.
Ich probierte auch und nickte anerkennend. »Das ist wirklich gut.«
»Ja, meine ich auch. Iß den Teller ruhig leer.«
Das tat ich freiwillig, war danach jedoch so satt, daß ich mich zurücklehnte und tief durchatmen mußte. »Jetzt brauche ich eine Verdauungszigarette. Du auch?«
»Nein, ich brauche«, sie machte eine Pause und klopfte demonstrativ die am Kleid aufgesetzten Taschen ab, »ein Taschentuch. Ich habe das Päckchen im Mantel vergessen.« Sie stand auf.
Ich war schneller. »Warte, ich hole sie.«
»Danke.«
Ich ging zur Garderobe und fand in der rechten Manteltasche das Päckchen mit den Taschentüchern.
Die Garderobiere lächelte mir zu und vertiefte sich danach wieder in ihren Roman. Sie las ein Gruselheft.
Als ich zurückkam, lächelte mir Susy zu, nahm die Taschentücher entgegen und putzte sich die Nase. Ich zündete mir eine Zigarette an und hob das Weinglas.
Auch Susy hob ihr Glas. »Ich möchte noch einmal auf unser Wohl trinken und auf die Zeit, die wir noch für uns haben werden. Wenn es nach mir geht, soll sie lange dauern. Für mich ist die Verlobung eine Fortsetzung der Liebe, du verstehst?«
Es lief alles nach ihrem Plan ab. Nur gut, daß ich ihn durchschaut hatte. So konnte ich mit ruhigem Gewissen mitspielen. »Ja, da hast du recht.«
»Sollen wir uns verloben?«
Ich hob die Schultern.
»Ich weiß nicht, wie du zu mir stehst, John, aber du bist mir nicht gleichgültig.«
»Vielleicht geht es mir ähnlich.«
Ihre Augen strahlten. Sie wirkte so unschuldig, fast naiv und sagte mit leiser Stimme. »Darauf sollten wir trinken, John Sinclair. Auf unser Wohl.«
John Sinclair, hatte sie gesagt. Ich konnte mich nicht erinnern, ihr gegenüber meinen Nachnamen erwähnt zu haben. Jetzt hatte sie sich verraten. Sie wußte also schon vorher Bescheid, aber sie würde es nicht schaffen, mich zu umgarnen.
Jeder zog sein eigenes Spiel durch. Es war wie ein freundliches Belauern.
Der Wein hatte jetzt die richtige Temperatur bekommen. Wunderbar samtig rann die rote Flüssigkeit durch meine Kehle. Ich schmeckte ihn, ich
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