Verliebt, verlobt und eingesargt
schluckte ihn und schloß sogar für einen Moment die Augen, um mich dem Genuß hinzugeben.
Als ich das Glas absetzte, schaukelte nur mehr ein Rest des roten Weins auf dem Boden.
Auch Susy trank nicht mehr. »Wie war es?« fragte sie.
»Gut.«
Sie nickte. »Manchmal habe ich das Gefühl, bei diesen Weinen Feuer zu trinken.«
»Ja, er ist wirklich hervorragend.«
»Schenkst du noch einmal nach, John?« fragte sie leise.
»Gern.«
Ich nahm die Flasche hoch, und Susy schob mir ihr Glas hin. Sie beobachtete mich dabei wie ein Detektiv.
»Danke«, sagte sie, als ich mit der Aufgabe fertig war. »Den Rest mußt du trinken.«
»Denke daran, daß ich Auto fahre.«
Sie winkte ab. »Wir haben gut gegessen.«
»Trotzdem, Susy.« Ich winkte ab und lehnte mich zurück. Dabei hatte ich das Gefühl, von einem leichten Schwindel befallen zu werden, schloß die Augen, öffnete sie wieder und sah gegen das lächelnde Gesicht meinerneuen Bekannten.
»Gefällt es dir, John?«
»Ja, sehr gut.«
»Wir müßten überlegen, was wir nach diesem Besuch noch alles anstellen werden.«
»Wolltest du mir nicht die Stadt zeigen?« fragte ich und wunderte mich gleichzeitig darüber, daß meine Zunge etwas schwer geworden war und ich die ersten Worte nicht so richtig hatte aussprechen können.
»Das schon, John. Nur finde ich, daß es allmählich zu kalt geworden ist.«
»Das stimmt.«
»Mach einen anderen Vorschlag.«
Ich hatte mich zurückgelehnt und nicht mehr die geringste Lust irgendwohin zu gehen. Ich war irgendwie matt, ausgelaugt. Ich spürte, daß etwas mit mir geschehen war. Ich hatte mich zwar äußerlich nicht verändert, dafür aber innerlich.
Susy schaute mich an. »John, was ist mit dir?«
»Nichts.« Ich verzog ein wenig gequält die Lippen.
»Das kannst du mir nicht erzählen. Du bist anders als vorhin, als wir aßen.«
»Vielleicht der Wein…«
»Fühlst du dich nicht wohl?« erkundigte sie sich besorgt.
»Nicht mehr so gut wie beim Essen.«
»Wie kommt das?«
Ich enthielt mich einer Antwort und schaute zu, wie die Zigarette im Ascher verqualmte. Eine Hitzewelle strömte durch meinen Körper und breitete sich im Kopf aus. Wahrscheinlich hatte ich auch ein rotes Gesicht bekommen, und Susy stand sogar auf.
»Willst du gehen?«
»Du bist heiß, John«, sagte sie und legte mir eine Hand auf die Stirn.
»Ich glaube, wir sollten gehen.«
»Das wird wohl am besten sein.«
Susy nahm wieder Platz. Für einen kurzen Moment sah ich dabei ihr Gesicht. Es hatte sich verändert. Ein triumphierender und fast auch satanischer Ausdruck lag auf den Zügen. Ihre Augen leuchteten dunkel. Es war ein Glanz darin, der irgendwo anders seinen Ursprung besaß. Noch konnte ich denken und Zusammenhänge erfassen. Plötzlich wußte ich Bescheid.
Sie hatte mich reingelegt. Susy, die Frau mit dem Engelsgesicht, mußte mich überlistet haben. Vielleicht war etwas im Wein gewesen. Sie hatte die Chance gehabt, das Getränk zu manipulieren, als ich unterwegs gewesen war, um ihre Taschentücher zu holen.
Und ich Trottel war in die Falle gelaufen!
Ich wollte mich aufrecht hinsetzen, das bereitete mir schon große Mühe. Nur nebenbei bekam ich mit, daß der Ober an unseren Tisch trat und Susy die Rechnung verlangte.
»Ich werde zahlen, Susy…«
»Nein, John, das erledige ich.«
Im Prinzip war ich recht froh darüber, meine Brieftasche nicht hervorholen zu müssen. Die Hitzewellen folgten immer dichter aufeinander. Sie stießen auch hinein in meinen Kopf, wo sie sich unter der Schädeldecke festsetzten und schmerzten.
Der Ober merkte nichts davon. Als er kam und kassierte, riß ich mich zusammen.
Dann hörte ich die weiche Stimme der Frau, als sie fragte: »John, bitte, geht es dir etwas besser?«
»Nein.« Ich war ehrlich.
»Was machen wir denn jetzt?«
Sie hatte sehr besorgt gefragt. Mein Lächeln fiel gequält aus. Ich hatte es mir regelrecht abringen müssen. »Ich weiß es nicht. Vielleicht geht es mir besser, wenn ich an die frische Luft komme.«
»Ja, das versuchen wir.«
»Möchtest du sofort gehen?«
»Gern.«
Als Susy sich erhob, streckte ich meinen Arm aus. »Eine Frage habe ich noch? Kannst du Auto fahren?«
»Ja, mein Lieber.«
»Das ist gut«, erwiderte ich stöhnend. »Das ist sogar sehr gut. Ich fühle mich ein wenig matt.« Dann lächelte ich. »Aber ich weiß noch immer nicht, wo wir hinfahren sollen. Ich wollte mir ein Hotel…«
»Vergiß das Hotel. Ich bringe dich zu mir.«
»In deine
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